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Full text: 71, 1943

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1943, 
genannter Forscher gestützt wurde, da diese zeigten, daß staubfreie Gase, Ammo- 
niak, salpetrige und Salpetersäure, schweflige Säure, Wasserstoffsuperoxyd u, a. 
unter der Wirkung von Licht zu Kernen für die Wasserdampfkondensation 
werden. Wigand!), der auf 14 Ballonfahrten sowohl bei zyklonaler wie bei 
antizyklonaler Wetterlage die vertikale Verteilung der Kondensationskerne unter- 
suchte, folgerte u. a, aus seinen Untersuchungen, daß die festen Teilchen des 
eigentlichen Staubes — entgegen der gewöhnlichen Annahme — jedenfalls keine 
erhebliche Rolle bei der Nebelbildung spiele. Daher wird nach seinem Vorgang 
der Aitkensche Apparat nicht mehr als Staubzähler, sondern als Kernzähler 
bezeichnet. Sehr.wirksam für die Kondensation ist fraglos der Rauch. Nach 
Wigand würden hier aber nicht die festen Rußteilchen, sondern vielmehr die 
hygroskopischen Nebenprodukte, die bei den verschiedenen Verbrennungs- 
produkten in die Luft strömen — z.B. SO, und SO, — und nicht am wenigsten 
die Ionen in Frage kommen, wie sie bei Flammengasen — und auch bei glühenden 
Körpern — bei Atmosphärendruck entstehen. Dagegen ist allerdings darauf hinzu- 
weisen, daß Chr, Junge*) auf Grund sehr exakter experimenteller Untersuchung 
von einer Reihe von Substanzen i.J. 1936 zu dem Ergebnis gelangte, daß alle 
Substanzen bei genügend feiner Zerteilung als Kondensationskerne wirken können. 
Vor allem ist es in die Augen springend, daß selbst das unbenetzbare Paraffin 
als Kondensationskern wirken konnte. Das negative Resultat Wigands möchte 
Junge so erklären, daß die von ihm benutzte Methode nicht ausreichte, um ge- 
nügende Staubdichte zu erzeugen, Selbstverständlich muß eine hinreichende Wasser- 
dampfübersättigung vorhanden sein. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, 
daß bei den Wolken hinsichtlich der Übersättigung ganz andere Verhältnisse vor- 
liegen als bei dem mit größerer Übersättigung arbeitenden Kernzähler, so daß 
nach Findeisen?) aus solchen Messungen nicht auf die Zahl der für die Wolken- 
bildung in Frage kommenden Kerne geschlossen werden darf. Wenn man auch 
annehmen muß, daß — von Ionen abgesehen —. der größte Teil der in der Atmo- 
Sphäre wirksamen Kerne aus hygroskopischen Substanzen besteht, so hat sich 
doch die Ansicht Koehlers bezüglich der überragenden Bedeutung der Meeres- 
salze nicht halten können und man muß vielmehr annehmen, daß der Hauptteil 
von den durch Menschenhand entstehenden Verbrennungsprozessen herrührt,. 
Einen ungefähren Anhalt dürften folgende von Landsberg“) angegebenen und 
hier der Reihe nach genannten Durchschnittswerte für die Großstadt, die Stadt, 
Land und Seeküste, für Höhenlagen von 500—1000, von 2000—3000 und für hohe 
Berge von größerer Höhe, für Inseln und für den Ozean von 147 100, 3430, 6000, 
2130, 950, 9200 und 900 pro cem liefern. Nach Conrad (in Köppen-Geiger, 
Handbuch der Klimatologie) wird die Intensität der Sonnenstrahlung in GroßB- 
städten bis zu 70% herabgedrückt, Nach Höft und Goldschmidt (Zschr. für 
Geochemie des Kohlenstoffs) betrug die Menge verbrannter Steinkohle i.J. 1929 
annähernd !/, Milliarde Tonnen. Eine sehr aufschlußreiche Übersicht über die 
Bedeutung von Vegetationsbränden und deren Folgen für die Witterung gab 
i. J. 1937 Knoche in der Meteorologischen Zeitschrift. — Im allgemeinen 
wird man ceteris paribus annehmen dürfen, daß die Chance zur Kondensation 
des Wasserdampfes abgesehen von der Zahl der Kerne von ihrer Größe ab- 
hängt. Man könnte versucht sein, von vornherein zu erwarten, daß eine ein- 
deutige Beziehung zwischen Sicht, Kernzahl und relativer Feuchte existiert, Das 
ist aber, wie vor allem Neuberger“*®) gezeigt hat, keineswegs der Fall. — Erheb- 
lichen Einfluß auf den atmosphärischen Reinheitsgrad üben große Staubfälle 
aus. Die in Polen zwischen dem 26, und 29, April 1928 niedergefallene Staub- 
menge wurde auf 1500000 Tonnen veranschlagt. Die Staubfallerscheinungen 
sollen ein Gebiet von 74 000 akm umfaßt haben. Die zum Teil geäußerte Ansicht, 
*) A. Wigand, Uber die Natur der Kondensationskerne usw., Met, Zschr, 1913, 10—18. — 
» Chr. Junge, Zur Frage der Kernwirksamkeit des Staubes, Met, Zechr. 1936, 186—188, Siehe 
auch Chr, Junge, Met Zschr. 1937. — % W. Findeisen, Entstehen die Kondensationskerne an der 
Meeresoberfläche?, Met. Zschr. 1937, 377—379. — % H. Landsberg, Atmospheric condensation 
nuclei, Ergebn. der Kosmischen Physik, Bd. 3, 1938, 155—241. — % H,. Neuberger, Beiträge zur 
Untersuchung des atmosphärischen Reinheitsgrades, Archiv der Deutschen Seewarte, Bd. 56, 1936, 
bzw. Hamburger Dissertation des nämlichen Jahres.
	        
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