Jensen, Chr.: Neutrale Punkte der atmosphärischen Polarisation in Windhuk,
Re
I. Trübung durch luftfremde Teilchen
a) terrestrischen
DD kosmischen } Ursprungs.
I, Trübung durch Heterogenität der Luft an sich
8) durch thermische Vorgänge, bedingte
) durch Wind, Sechli
ec) durch Mischung verschieden feuchter Luftmassen } ©0"H676N.
Eine Frage für sich ist, ob und wieweit die unter IIb und IIc angeführten
Faktoren von Belang sind!). Jedenfalls kann an der Bedeutung der unter Ila
genannten Vorgänge nicht gezweifelt werden. So gedachte meteorologische Vor-
gänge, welche die Luft zu einem optisch inhomogenen Medium machen, d.h. zu
einem Gemenge stärker oder schwächer brechender Bestandteile, wirken derartig,
daß man die Gegenstände wie durch ein trübes Medium im gewöhnlich gedachten
Sinne erblickt. Sie werfen gewissermaßen einen Schleier über die dahinter be-
findlichen Gegenstände, Bereits im Jahre 1873 machten Hagenbach und Tyndall
darauf aufmerksam, daß man den ferne Berge verschleiernden Duft jedenfalls
großenteils durch Verwendung eines Nicols beseitigen könne. Bei Vorhandensein
mechanischer Trübung ist das unmöglich. Für die Entstehung solcher Luft-
schlieren kommt jedenfalls vielfach die Konvektion — namentlich in der warmen
Tageszeit — in Frage; auf die große Bedeutung derselben bei Bestimmungen
der Intensität der Sonnenstrahlung machten in erster Linie Süring?) und
Marten?) aufmerksam, während Kimball®) vor allem die nicht zu vernach-
Jässigende Bedeutung solcher Vorgänge für die Polarisationsphänomene be-
tonte. — A, Schmauß beanstandete die Anwendung des Worts „Trübungsgrad“
auf die Atmosphäre, da bei ihr auch die Absorption der Strahlung durch Wasser-
dampf eine Rolle spielt, unter Hinweis darauf, daß das Wort „trüb“ in der
Kolloidforschung in anderer Bedeutung gebraucht wird. Man darf aber die für
die Kolloidforschung in Frage kommenden Vorgänge schon deswegen nicht mit
den optischen Phänomenen der Atmosphäre vergleichen, weil hier auch die lang-
wellige, nicht aufs Auge wirkende Strahlung ins Auge gefaßt werden muß,
Bevor wir nun zur Erörterung der Beurteilung des atmosphärischen Rein-
heitsgrades übergehen, soll ein kurzer Blick auf die Vorgänge geworfen werden,
die eine mechanische Trübung der Atmosphäre verursachen. — Die als mecha-
nische Trübung im Gegensatz zur optischen bezeichnete Herabsetzung der Luft-
sichtigkeit durch luftfremde Teilchen ist entweder terrestrischen, oder kosmischen
Ursprungs. Was nun zunächst die im weitesten Sinne gedachten Staubteilchen
irdischen Ursprungs betrifft, so ist ihre vertikale Verteilung insofern von der
Sonnenstrahlung stark abhängig, als infolge der Erwärmung der am Erdboden
lagernden Atmosphäre aufsteigende Luftbewegung und damit das Hinaufsteigen
der Trübung in höhere kühlere Schichten®) bzw. durch Verstärkung der Winde
auch zu horizontaler Verteilung der Trübung Veranlassung gegeben werden
kann. Derartige Wirkungen sind vor allem in Gegenden mit langen Trocken-
perioden zu beobachten, Zu beachten ist dabei auch, daß die etwa hinaufgeführten
Kondensationskerne beim Hinaufsteigen in höhere, kühlere Schichten den dort
befindlichen Wasserdampf zur Kondensation bringen und durch die so gebildeten
Kondensationsprodukte etwa schon vorhandene Trübung weiter vergrößern, also
die Sicht vermindern können. — Die Untersuchungen über die Natur der Konden-
sationskerne stammen zunächst vor allem von Barkow, Bieber, Pringal und
Richarz. Dabei darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß bereits im Jahre 1881
Aitken darauf hinwies, daß unter der Wirkung von Sonnenstrahlen auch ohne
Vorhandensein von Stäubchen Kondensationskerne entstehen können, und daß die
Richtigkeit dieser Auffassung durch die experimentellen Untersuchungen eben
%
‚ Siehe das Lehrbuch der Meteorologie von Hann-Süring, 4. Auflage von 1926, 17 u. f. —
?) R. Süring, Referat über Wilsky, Met. Zschr. 1902, 534 u, f, — %) W, Marten, Veröff, d, Königl.
Preuß, Met. Inst. 240, Berlin 1911, XXV bis XXXIV, — *) H. H. Kimball,. The Journal of the
Franklin Inst. 171, 1911, 333 u. f. — % Siehe über alle hierher gehörigen Vorgänge: W. Schmidt,
Der Massenaustausch in freier Luft und verwandte Erscheinungen, Probi. d. Kosm, Phys., Bd. VII, 1925
(eine Neuauflage durch Dr. habil. Lettau ist in Vorbereitung, wird aber durch den Krieg verzögert.
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