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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Februar 1943,
wie auch Sandig hatten den Eindruck, daß der Himmel in Windhuk dem bloßen
Auge oft heller erscheine als in dunklen Nächten in Deutschland. Die auf den
ersten Augenblick schwer zu erklärende Tatsache, daß mit guter Sicht große
Helligkeit vorhanden war, suchte Schönberg durch die Annahme zu erklären,
daß die über Windhuk lagernde Atmosphäre Staubteilchen beugender Größe
enthalte; eine Bestätigung meinte er, darin erblicken zu können, daß der Tages-
himmel nicht blaugesättigt erschien, Weiter müsse zur Erklärung des Fehlens
einer Aufhellung nach dem Horizont hin eine bis zu großen Höhen reichende
gleichmäßige Verteilung des Staubes angenommen werden. Man müsse ferner
die Zahl der Staubteilchen im Vergleich zur Zahl der Gasmolekeln als sehr
gering annehmen, so daß die Lichtschwächung durch Streuung im wesentlichen
auf Konto der Molekeln gesetzt werden müsse, wohingegen die Staubteilchen
infolge ihres größeren Reflexionsvermögens einen großen Beitrag zum Himmels-
licht lieferten, ohne aber, da ihre Zahl gering sei, die Absorption des Lichtes
wesentlich zu beeinflussen. In ähnlicher Weise zeigte Boutaric!), daß, wenn
ein trübes Medium eine gegenüber der Molekelzahl verhältnismäßig geringe Anzahl
größerer Partikel enthält, die Polarisationsgröße stark herabgemindert werde, wohin-
gegen die Transparenz kaum eine Schwächung erführe. — Auch Hoffmeister
weist auf die auffällig hohe Zahl von Nächten mit guter oder sogar extrem hoher
atmosphärischer Sichtigkeit hin. Bemerkenswert erscheint weiter sein Hinweis
darauf, daß auch in den weniger günstigen Monaten, dem Oktober und November,
Nächte mit besonders guter Durchsicht auftreten.
Wenn wir nun auf die neutralen Punkte eingehen, ist natürlich wohl zu
beachten, daß man die Sichtigkeitsverhältnisse in der Nacht nicht ohne weiteres
mit der am Tage identifizieren darf, da es sich bei den Bestimmungen der Höhen-
lage der neutralen Punkte wie bei sämtlichen Polarisationserscheinungen im
wesentlichen um Messungen während des Tages oder während der Dämmerung
handelt. — Ausnahmen bilden nur einige wenige Arbeiten, die sich die besondere
Aufgabe stellten, die Polarisationserscheinungen bei großen Sonnentiefen zu
untersuchen?), — Bevor wir nun auf die hier vorliegenden Messungen eingehen,
wird es gut sein, zunächst allgemein auf die wichtigsten den atmosphärischen Rein-
heitsgrad beeinflussenden Faktoren einzugehen. Wie überall, ist auch auf diesem
Gebiet eine klare Definition der Grundbegriffe nötig. Bedauerlicherweise fehlte
es aber jedenfalls vor kurzem noch durchaus an einer einheitlich durchgeführten
Definition der atmosphärisch-optischen Trübung, Die Scheidung zwischen mecha-
nischer und optischer Trübung, wie sie vielfach üblich ist®), ist schon deshalb
unglücklich gewählt, weil sowohl für das Hineinbringen von Fremdkörpern in
die Atmosphäre wie auch bei Durchmischung verschieden warmer bzw, feuchter
Luft und bei der durch Konvektion bedingten Trübung (als „thermische Trü-
bung“ bezeichnet, beispielsweise bei A. Wigand und A, Peppler)} mechanische
Vorgänge in Frage kommen, die aber insgesamt optisch wirksam sind. Hinzu
kommt, daß eine durch Konvektion hervorgebrachte Eintrübung sich kaum
denken läßt ohne Vorgänge, wie man sie bisher vielfach (siehe Hann-Süring)
unter dem Begriff „mechanische Trübung“ verstanden hat. Es dürfte sich
empfehlen, wie ich es i. J. 1937 versuchte‘), bei der sich optisch auswirkenden
Trübung*) begrifflich zu trennen:
3) M. A. Boutaric, Contribution & ’Etude du Pouvoir absorbant de V’atmosphöre terrestre, Ann,
de Phys., 9. ser. t, IX (Mars-April 1918), 113-203 (siehe vor allem 202 u. 203), — %) Es sei vor
allem hingewiesen auf folgende Arbeiten: F. R. S. Rayleigh, Nature 105, Nr. 2645 und 106,
Nr. 2653; Babcock (siehe über ibn und R. S. Rayleigh auch Met. Zschr, 1921, 251 und 232;
A. W, Wright, On the polarization of the zodiacal light, Amer, J, Sc, ser, III, t. 7, 451, 1874; M. J.
Dufay, Spectre, couleur et polarisation de ja lumidre du ciel noeturne, Le Journal de Physique et
ie Radium, ser, VI, t. X, Nr. 6 (Juin 1929), 240 (vor allem ab 233); I, A. Khvostikorv, Polartation
des raies d’Emission dans le spectre du ciel nocturne, Comptes Rend. (Doklady) de Vacademie des
Se. de ’Urse, 1940, v, XXVII, Nr. 3, 219-222 und I. A. Khvostikor et A, A, Choubine, Polarisa-
tion de ]a lumidre du eiel nocturne dans Ia partie ultraviolette du speetre, C, R. Acad, Sci. URSS,,
Nr. 27, 223-225, 1940. — ®) Da engere Beziehungen zw. d. Iuftelektr, Phänomenen und dem atmo-
sphärischen Reinheitsgrad bestehen, könnte man auch den Begriff einer „luftelektrischen“ Trübung
ägen; doch sollen hier nur die optisch bemerkbaren Trübungen behandelt werden, —— ©, Siehe
Gel. Beitr. x. Geoph. B4. 50, 271—278, — %) Siehe das Lehrbuch der Metecrologie von Hann-
Rüring, 4. Aufl. von 1926. 17 au. £