499 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1943,
mit trockenerer, aus höheren Lagen kommender Luft, so daß schließlich bei
erweiterter Verteilung des vom Boden aufsteigenden Wasserdampfes in Ver-
bindung mit der fortschreitenden Erwärmung der Luft und Austrocknung des
Bodens keine Kondensation mehr eintreten kann.
Diese so stark mit dem Gang der Temperatur gekoppelten Vorgänge werden
veranschaulicht durch die Abb. 25 von Geiger’), die den Temperaturverlauf bei
Einstrahlungswetter in 0 cm, 23 cm, 1m und 2 m Höhe von Sonnenaufgang ab
in München am 20. Mai 1934 zeigt. Obwohl es sich hier wohl um Registrie-
rungen bei nebelfreiem Wetter handelt, wo die Strahlungsverhältnisse von denen
bei Nebel und starkem Dunst nicht unerheblich abweichen werden, kann man
wohl annehmen, daß in unserem Falle ähnliche Temperaturverhältnisse herrschen.
Doch wären hier natürlich genaue Meßreihen erforderlich, um die nur im Prinzip
behandelten Erscheinungen quantitativ zu erfassen und zu bestätigen,
Der Sonnenaufgang ist kurz nach 4 Uhr. Es zeigt sich, daß die Lufttemperatur
in 23 cm und 1 bis 2 m Höhe schon eher ansteigt als am Boden. Dieses dürfte
eine Folge der Verzögerung durch die Verdunstung am Boden und des Ein-
flusses der von der Luft verschluckten Strahlung von der Sonne und vom
Boden sein. Wie wir gesehen haben, wird ja die vom Boden ausgehende
Strahlung, soweit sie von der Luft absorbiert wird, schon in der bodennahen
Schicht zum größten Teil verschluckt, Bis !/,8 Uhr ist nun die Bodentemperatur
geringer als die Temperaturen in 23 em, 1 und 2m Höhe, die ein ziemlich
gleichmäßiges Ansteigen zeigen, während dann die schneller ansteigende Boden-
temperatur rasch über die oberen hinauswächst. Bis 10 Uhr ist trotz erheb-
licher Übererwärmung des Bodens noch eine deutliche Trennung der Meßreihen
vorhanden, die dann bei der einsetzenden thermischen Konvektion plötzlich
nicht mehr möglich ist,
Vergleichen wir nun dieses Bild mit unseren Überlegungen bei der Nebel-
verstärkung und Nebelauflösung nach Sonnenaufgang, so ergibt sich, daß unserem
ersten Stadium die Zeit von 4 bis !/,8 Uhr, dem zweiten Stadium, die Zeit von
8 bis 10 Uhr, dem dritten Stadium die Zeit von etwa 10 bis 101, Uhr ent-
sprechen wird. Die tatsächlichen Zeiten der einzelnen Stadien werden nun ab-
hängig sein von den zur Erde gelangenden und von ihr ausgehenden Strahlungs-
mengen, d, h. vor allem von der Jahreszeit, Himmelsbedeckung, Trübung der
Luft, Luft- und Bodentemperatur, Wassermenge am Boden usw., so daß sich von
Fall zu. Fall sehr große Schwankungen ergeben, Wir erhalten aber aus der
Betrachtung der bodennahen Vorgänge eine hinreichende Erklärung dieser von
den Flugmeteorologen beobachteten „großklimatischen“ Nebelerscheinungen, deren
genaue zeitliche Vorhersage oft mit so großen Schwierigkeiten verbunden ist.
Eine praktische Überprüfung dieser Überlegungen durch genaue Messungen wäre
sehr erwünscht, kann jedoch vom Verfasser aus Zeitmangel nicht durchgeführt
werden. Es würden sich dadurch wahrscheinlich wichtige Anhaltspunkte für die
genaue Vorhersage der Nebelauflösung ergeben.
1) loc. eit. 8. 59,
Über einige Ergebnisse von Schätzungen der Himmelsfarbe
mit der Himmelsblauskala von Ostwald und Linke.
Von Dr. W, W, Spangenberg, Schwerin (Meckb.).
(Schluß.)
VII Unperiodische Änderungen der Himmelsbläue,
1. Windrichtung und Windstärke,
Der Wind spielt beim atmosphärisch-optischen Reinheitsgrad eine gewisse
Rolle durch den Transport von Staub- und Dunstmassen und die Durchmischung
der einzelnen Luftschichten. Windstille oder geringe Luftbewegung begünstigt
das Auftreten von Konvektionserscheinungen, durch die Staub und Wasserdampf
aus bodennahen Schichten in zrößere Höhen verfrachtet werden kann. Weiter