Burdack, H.: Über die jährliche Variation der magnetischen Deklination. 387
In der Mitte von Abb. 8 ist die ganzjährige Welle der Deklination AD, und
der Wellenstrahlung AJ, und unten die halbjährige Welle der Deklination AD,
und der erdmagnetischen Aktivität AU; dar-
gestellt. In Abb. 8 wird der Zusammenhang
zwischen AD, und 4AJ, sowie AD, und AU,
noch besonders deutlich,
Wir können also über die physikalischen
Ursachen der jährlichen Variation der Dekli-
nation zusammenfassend sagen: Die ganz-
jährige Welle der Deklination ist eine Wirkung
der ganzjährigen Welle der Ultraviolettstrah-
Jung und die halbjährige Welle der Deklination
eine Wirkung der halbjährigen Welle der
Korpuskularstrahlung der Sonne, Hiernach
wird nun auch verständlich, daß die halb-
jährige Welle der Deklination nicht reell ist,
sie eben eine Wirkung der Korpuskularstrah-
lung ist, d.h, ein Störungseffekt ist. Beachten
wir, daß 4J, gegenüber 4J, praktisch ver-
schwindet und ebenso AU, gegenüber AU,
klein ist, daß also AJ im wesentlichen durch
4AJ, und AU im wesentlichen durch AU, dar-
gestellt wird, so können wir auch sagen: Die
ganzjährige Welle der Deklination ist eine
Wirkung der ultravioletten Wellenstrahlung
und die halbjährige Welle der Deklination
eine Wirkung der Korpuskularstrahlung der
Sonne.
al
Der Einfluß der Seitenrefraktion bei Zeitbestimmungen.
Von B. Sticker, Bonn, z, Z, Deutsche Seewarte,
Die optisch wirksamen Schichten der Erdatmosphäre können im allgemeinen
mit hinreichender Genauigkeit als zu einer Schmiegungskugel konzentrische
Kugelschalen aufgefaßt werden. Nur die von Harzer (ı) entwickelten „Ge-
brauchstabellen zur Berechnung der Ablenkungen der Lichtstrahlen in der
Atmosphäre der Erde“ berücksichtigen auf Grund älterer aerologischer Auf-
stiege die auf das Erdellipsoid bezogenen und durch die Temperaturverteilung
in der Horizontalen bedingten Neigungen der optischen Flächen innerhalb der
freien Atmosphäre. Während die Berücksichtigung dieser Schichtenneigungen
in der freien Atmosphäre sich in der astronomischen Praxis bisher .nicht
eingebürgert hat, wurde auf den Einfluß bodennaher Störungsschichten —
hervorgerufen durch Unebenheiten des Geländes oder durch thermische Ein-
wirkung benachbarter Gebäude — mehrfach hingewiesen. Bohrmann (2) und
Schütte (s) behandelten den Einfluß derselben auf die Messung von Zenit-
distanzen im Meridian, Sokob (4) auf Horizontalvisierungen bei geodä-
tischen Vermessungen, Freiesleben und Lange (s) auf Zeitbestimmungen aus
Durchgangsbeobachtungen. Die unter dem Einfluß lokaler Schichten-
neigungen in dem letzten Falle bewirkten seitlichen Versetzungen der Vertikal-
komponente des vom Gestirn kommenden Lichtstrahles fallen unter den Begriff
der astronomischen Seitenrefraktion. *
Die gesteigerten Anforderungen an die Genauigkeit des astronomischen Zeit-
dienstes der Deutschen Seewarte veranlaßten die nachfolgende Abschätzung der
Größenordnung der durch die Seitenrefraktion allgemein (also nicht nur durch
bodennahe Störungen) entstehenden Fehler. Über die Größe derselben gehen
die Meinungen bislang auseinander, da eine theoretische Behandlung der astro-
nomischen Seitenrefraktion noch nicht vorliegt, Während Lange (es) darauf
D*