358 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Oktober 1943.
die Tatsache der noch fehlenden Übung zurückzuführen, die aber schon vom April
ab viel besser geworden zu sein scheint. Der geringe Unterschied im Dezember
ist wohl eine Zufallserscheinung, vielleicht entstanden durch die zu diesem Monat
. . etwas geringere Anzahl der Beobach-
Salt yeubarhfangen ja Himmelstare tungen. Überraschend ist aber, daß das
Man Vorzeichen der Differenz im März plötz-
mit der ‚Anke ChEn D Twskala, lich umschlägt, ohne daß dabei die rein
zahlenmäßige Größe des Unterschiedes
wesentlich geändert wird. Woher das
kommt, läßt sich im Augenblick nicht
sagen; man könnte vielleicht an einen
Einfluß der in diesem Monat besonders
großen Schwankung des atmosphärischen
Reinheitsgrades denken. Ferner ist auch
ein Einwirken rein örtlicher Momente
nicht von der Hand zu weisen, da die
Messungen von We am östlichen und die
von Sp [Verfasser] am westlichen Stadt-
rande von Schwerin ausgeführt wurden, Ganz klar liegen aber die Verhältnisse
hier nicht. Allerdings war aus äußeren Gründen die Zahl der vergleichbaren
Tage im März 1943 relativ klein (<5). Auf jeden Fall muß aber festgestellt
werden, daß die Unterschiede keineswegs so eindeutig und gering sind, wie sie
sich z.B. aus den Simultanbeobachtungen von F, W, Müller und H, Grimm (22)
in Tabarz ergaben,
Um nun einmal nachzuprüfen, wie weit die Differenz zwischen den Beobachtungen
von Chr. Wendt und vom Verfasser von dem jeweiligen atmosphärischen
Reinheitsgrad [beurteilt nach der vom Verfasser konstatierten Blaufärbung] ab-
hängig ist, erfolgte auch eine Auszählung unter diesen Gesichtpunkten, deren
Ergebnis die nebenstehende Tab, 4 zeigt, wobei der Sicherheit wegen nur Beob-
achtungen am Mittag benutzt worden sind. Es zeigt sich, daß der Unterschied
A4(We—S$Sp) — wenn man zunächst von der
Tabelle Sn Stufe 2 absieht — mit zunehmender Bläue viel-
Differenz A(We-—Sp) in Abhängigkeit ı1ojcht etwas größer wird, worauf schon früher (44)
von der Bläue. hi . Di A h der Un-
(Nach Tagesmitteln). ingewiesen wurde, Dieses ‚nwachsen der Un
— terschiede bleibt auch relativ bestehen, wenn
man also die 4 (We—Sp) als Prozente der be-
treffenden Blaustufe darstellt. Die Ursache
hierfür dürfte wohl zum großen Teil in rein
persönlichen Faktoren zu suchen sein, die als
solche für die Zuverlässigkeit der Schätzung
von Bedeutung sind. Diese Erscheinung ent-
spricht auch der Beobachtung, daß selbst für
. geübtere Beobachter die Schätzung bei kleineren
Blaustufen leichter ist als bei großen Blaugraden, Man könnte ferner daran
denken, daß die Farbwerte der Skala bei kleinen Blaustufen dem Blau des
Himmels etwas näher kommen als die anderen Werte,
Eine Einübung ist besonders zur Überwindung einer der größten Schwierig-
keiten erforderlich, die C, Wirtz (21) folgendermaßen sehr treffend beschreibt:
„=. am Himmel blickt man auf einen in die Tiefe hinein verschwimmenden
selbstleuchtenden Grund, auf den Blättern der Skala stößt das vergleichende
Auge fast schmerzhaft hart auf das nahe stumpfe Hindernis.“ An diesen
Gegensatz muß und kann man sich nach den Erfahrungen von C. Wirtz ge-
wöhnen, — W, Kühl (17) berichtete, daß sowohl seine eigenen wie auch Beob-
achtungen anderer Personen im Vergleich zu denen des ständigen Potsdamer
Beobachters [Rockel] eine beträchtliche Streuung aufwiesen; von einer syste-
matischen Abweichung ließ sich dabei keineswegs sprechen.
Zusammenfassend kann man aber wohl sagen, daß im allgemeinen nach
ausreichender Übung und Eingewöhnung zwischen verschiedenen Beobachtern
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