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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, September 1943,
Abb. 2 (S.323) zeigt den Zusammenhang zwischen der Größe eines wahrzunehmen-
den Objektes und der geringsten Beleuchtungsstä rke auf dem Auge, die dieses Objekt
erzeugen muß, um wahrgenommen werden zu können. Die Meßpunkte stammen
von verschiedenen Beobachtern und sind aus physiologischen, astronomischen,
nautischen und reinen Laboratoriums-Untersuchungen gewonnen. Solange die
Objekte klein sind, ihr Sehwinkel unter etwa 1 Minute liegt, verläuft die Kurve
horizontal, d.h. E bleibt unabhängig vom Sehwinkel @« konstant (Riccösches
Gesetz). Mit steigendem Sehwinkel kann man in erster Annäherung E propor-
tional @ setzen (Pipersche
Regel). Bei ganz großen
Sehwinkeln über etwa 10°
wird E proportional a®*,
Abb. 3 gibt den Zu-
sammenhang zwischen der
Leuchtdichte B des Objektes
gemessen in Apostilb, dem
Sehwinkela, dem Abstand r
zwischen Peilscheibe und
Auge gemessen in Metern,
der leuchtenden Fläche f
der Scheibe gemessen in
Quadratmetern, dem Aus-
strahlungswinkel £ und der
Beleuchtungsstärke E auf
dem Auge gemessen in Lux.
Es wird nämlich
A —
B-cosgdf
Bm ff
Bei senkrechter Ausstrah-
lung, also etwa für ein über
die Peilscheibe hinweg-
fliegendes Flugzeug wird
cos 6 == 1 und da außerdem N = @% schreibt sich die Formel in vereinfachter
Form E=B-«,
Aus der eben angegebenen Formel und aus Abb. 2 sind zwei wichtige Resultate
zu entnehmen, nämlich die Entscheidung, ob nächtliche Fliegersicht zu be-
fürchten ist und ob auch aus diesen Gründen helle Zeichen.auf dunklem Grund
oder dunkle Zeichen auf hellem Grund vorzuziehen sind.
Für den Fall der Fliegersicht ist der Sehwinkel sehr klein. Es kommt also
der erste horizontale Teil der Kurve in Frage, Die dort angegebene Mindest-
beleuchtungsstärke, die das Auge wahrnehmen kann, beträgt 107% 1x. Dieser
Wert gilt natürlich nur im Laboratorium, Die Erfahrungen der Seefahrt
haben eine 200mal größere Mindestbeleuchtungsstärke, nämlich 2 - 10 ix ergeben.
Da die oben angegebene Leuchtdichte der Scheibe höchstens 250 Milliapostilb
beträgt, die Fläche der Scheibe 77 cm* mißt, ergibt sich durch Einsetzen in die
Formel bei 100 m Abstand von der Scheibe
E = 250 - 108-777 + 10 = 1.9.1071 x,
also ziemlich genau die Mindestbeleuchtungsstärke. Es besteht also bereits in
100 m Abstand keine Gefahr der Fliegersicht mehr, wenn die Scheibe senkrecht
überflogen wird. Bei schrägem Aufblick auf die Scheibe werden infolge der Winkel-
abhängigkeit der Ausstrahlung die Verhältnisse proportional cos & günstiger,
Hält man die Leuchtdichte konstant, so zeigt Abb. 2, daß im Bereich des
Riccöschen Gesetzes und der Piperschen Regel die größere Fläche der kleineren
überlegen ist, denn E ist dann proportional @x? (Rice6) oder mindestens propor-
tional «& (Piper). In diesen Sehwinkelbereich fällt aber auch noch die Beob-
achtung der Scheibe durch den ablesenden Nautiker. Wollte man helle Ziffern
a
df
Abb. 3. Abbildung einer Peilscheibe auf das Auge.
Fs bedeutet r den Abstand vom. Beobachter, df das
Flächenelement des Leuchtringes, & den Sehwinkel
und £ den Ausstrahlungswinkel.