Schober, H.: Eine einfache Tag- und Nachtpeilscheibe für Fernrohrgebrauch, 323
Leuchtdichte der Skala entspricht, um einen Anhaltspunkt zu geben, der Leucht-
dichte weißen Papiers in einer Vollmondnacht bei leicht bedecktem Himmel.
Einige Worte seien der Blendung gewidmet, weil diese Frage bei den meisten
nautischen Nachtgeräten eine noch viel zu wenig beachtete Rolle spielt. Die
Erkennbarkeit der Zeichen gegenüber ihrem Umfeld wird, wenn die Zeichen
nicht zu klein sind, durch das sogenannte Weber-Fechnersche Gesetz bestimmt.
Der Leuchtdichtenunterschied zwischen Zeichen und Umfeld muß nach diesem
Gesetz etwa 10% betragen, damit das Zeichen in seiner Umgebung erkannt
werden kann. Befindet sich im Gesichtsfeld des Auges eine Lichtquelle anderer,
etwa höherer Leuchtdichte, so müssen die Unterschiede auf diese Lichtquelle
bezogen werden. Aus diesem Grunde kann eine zu hell leuchtende Skala das
Anpeilen schwacher Feuer durch Blendung stören. Der Unterschied des schwachen
Feuers gegen seine Umgebung wird nämlich vom Auge nicht auf den dunklen
Nachthimmel, sondern auf die Leuchtfläche der Skala bezogen. Er kann dann
unter die Schwelle von 10% sinken. Dieser Umstand wird bei der Nachtbeob-
achtung und in sehr heller Sonne um so merklicher als bei sehr großen oder
sehr kleinen Leuchtdichten das Weber-Fechnersche Gesetz nicht mehr gültig
ist. Der eben noch wahrnehmbare Leuchtdichtenunterschied muß dann mehr als
10% betragen. Ein Beispiel soll das kurz erörtern. Der Kontrast zwischen den
schwarzen Druckbuchstaben und dem weißen Papier eines Buches beträgt, unab-
hängig von der Beleuchtungsstärke, etwa 30%. Man kann also ohne besondere
Schwierigkeiten bei allen mittleren Beleuchtungsverhältnissen ein Buch lesen,
weil der Kontrast mehr als 10% beträgt. Erst wenn die Beleuchtung sehr gering
wird (Nacht) oder sehr hoch wird (blendende Sommersonne) reicht der angegebene
Kontrast von 30% wegen Ungültigwerden des Weber-Fechnerschen Gesetzes
nicht mehr aus, das Lux
Lesen wird schwierig
oder aber unmöglich.
Hierher gehört
auch die oft ange-
schnittene Frage, ob
man dunkle Ziffern
auf hellem Grund
oder helle Ziffern
auf dunklem Grunde
wählen soll. Diese
Frage kann nach
den physiologisch-
optischen Gesetzen
und nach Zzahl-
reichen praktischen LI FT FE Fe
Versuchen eindeutig Abb. 2. Beleuchtungsstärke E in Lux auf dem Auge, die ein kreis-
in Richtung dunk- runder Lichtfleck erzeugen muß, um gerade noch wahrgenommen
ler Ziffern auf hel- werden zu können, als Funktion der Größe des Lichtflecks gemessen
lem Grunde ent- im Winkelmaß seiner größten Ausdehnung (nach Bouma, Philips
. Techn. Rundschau 4, 1939).
schieden werden. Es
ist also falsch, schwarze Skalen mit heller Beschriftung zu wählen. Sie bedingen
höhere Blendungsgefahr und außerdem die Gefahr der Überstrahlung, weil die
hellen Ziffern eine größere Leuchtdichte erhalten müßten und damit eine schein-
bare Verbreiterung und Beeinträchtigung ihrer Lesbarkeit erleiden.
Die schwierigsten Sehverhältnisse werden im übrigen meist nicht durch die voll-
kommen dunkle Nacht, sondern durch Dämmerungszustände und Mondlicht bei zer-
rissener Wolkendecke gegeben. Es ist daher günstig, Nachtgeräte gerade auf ihre
Wirksamkeit unter diesen Umständen zu prüfen. Der Grund mag wohl darin liegen,
daß einerseits durch die zerrissene Leuchtdichtenstruktur des Himmels und der See
Blendungserscheinungen auftreten, und daß andererseits das menschliche Auge zwei
getrennte Sehapparate für Tag- und Nachtsehen besitzt und sich bei den eben
angegebenen Beleuchtungsverhältnissen im Stadium des Umschaltens befindet.