Ann. d, Hydr, usw., LXXI Jahrg. (1943), Heft IX,
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Eine einfache Tag- und Nachtpeilscheibe für Fernrohrgebrauch.
Von H. Schober, Wien, z. Z, Deutsche Seewarte.
Die gebräuchlichen Peilscheiben in der Kriegs- und Handelsmarine sind
meistens umständliche und teure Geräte. Der Grund liegt darin, daß eine gute
Peilscheibe kardanisch aufgehängt sein und außerdem eine Beleuchtungsanlage
enthalten muß, Dadurch wird die Peilscheibe unhandlich und für kleine Fahr-
zeuge in der Küstenschiffahrt vielfach ungeeignet. Trotz ihres komplizierten
Aufbaues besitzen die meisten Peilscheiben nur die Möglichkeit der Diopter-
peilung. Die Ungenauigkeit der Diopterpeilung wird lediglich in der Küsten-
schiffahrt wegen der zahlreichen Feuer und Seezeichen im Frieden im allge-
meinen in Kauf zu nehmen sein. Im Kriege und in sehr vielen Seegebieten
auch friedensmäßig, entstehen wegen der geringen Zahl anzupeilender Feuer
und der vielfach stark herabgesetzten Tragweite, besonders bei diesigem Wetter,
bedeutende Schwierigkeiten, Da ist dann die Peilscheibe mit Fernrohraufsatz
unvermeidlich, denn das Fernrohr gestattet noch ein genaues Erkennen von
Feuern und Seezeichen, wenn diese mit dem bloßen Auge nicht mehr oder kaum
mehr sichtbar sind, abgesehen von der genaueren Winkeleinstellung des Fernrohrs
gegenüber dem Diopter.
Um den oben genannten Schwierigkeiten zu entgehen, helfen sich sehr viele
Seeleute dadurch, daß sie unter Zuhilfenahme eines Nachtglases über den Kompaß
peilen, Eine derartige Peilung besitzt zwar, wenn lichtstarke Nachtgläser ver-
wendet werden, den Vorteil, daß wesentlich mehr Feuer wahrgenommen werden
können; das Fehlen jeder festen Verbindung zwischen Kompaß und Peilglas
bedingt aber außerordentlich große Winkelfehler. Dazu kommt noch, daß ein
großer Teil der Nachtgläser nicht aus unmagnetischem Material, sondern aus
Eisen hergestellt wird, Infolgedessen wird der Magnetkompaß durch Annäherung
des Glases gestört und die Peilung enthält eine neue Fehlerquelle,
Bei kleineren Fahrzeugen spielt neben der Einfachheit die Wasserdichtigkeit
der Beleuchtungsanlage und der Schutz gegen Beschädigungen die allergrößte
Rolle. Beim kleinen Fahrzeug
besteht die Gefahr des Über-
spültwerdens der Scheibe im
einem unvergleichlich höheren
Ausmaß als beim großen Fahr-
zeug mit seinem hochliegenden
Peildeck, Außerdem ist die
Wucht aufschlagender See
heim kleinen Fahrzeug wegen
der tiefen Lage des Peilstan-
des größer als beim großen
Fahrzeug.
Aus diesem Grunde wurde
eine kleine, einfache Peil-
scheibe für Tag- und Nacht-
gebrauch entwickelt, die im
nachstehenden beschrieben sei,
Die Peilscheibe wird nor-
malerweise ohne kardanische
Aufhängung gebaut, kann aber
natürlich auch mit kardani-
scher Aufhängung verwendet
werden, Sie besteht, wie Abb. 1
zeigt, aus einer Plexiglasplatte mit eingravierter und mit Leuchtfarbe unter-
Jegter Skala und aus einem Aufsatz für Diopterpeilung und zum Einlegen eines
Doppelglases,
Ann. d. Hydr. usw. 1943. Heft 1X.