304 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1943.
Die Zahl der Beobachtungen ist daher so gering, weil im allgemeinen nicht bei
so extrem hohen Bewölkungsgraden geschätzt wurde, In der Spalte „normal“
befinden sich die Durchschnittswerte nach der Tab, 1; sie wurden also an Tagen
erhalten, die im Augenblick der
Tabelle 3, Üben Dee bel stärkerer Schätzung kleinere Bewölkungs-
Prtenrer ende Werte nr grade als 5/,, aufwiesen, In der
“Knteprechende AYare der Linke-" Spalte „gestört“ werden die we-
sormal | Taormalz nigen Beobachtungen aufgeführt,
3 gestört | gestört die bei Bewölkungsgraden über
,, gemacht wurden, also prak-
tisch durch Wolkenlücken hin-
durch, und zwar am gleichen
Tage höchstens eine Stunde vor-
oder hinterher. Ob nun aber
der relativ geringe Unterschied
tatsächlich auf einen Einfluß der Kontrasterscheinungen zurückzuführen ist,
kann aber mit Sicherheit nicht gesagt werden; denn man kann auch u. a. sehr
wohl an Fehler denken, die durch falsche Handhabung oder ungenügende Be-
leuchtung der Linkeschen Skala oder auch durch meteorologische Einflüsse
entstehen können, Von der Hand kann man aber optisch-physiologische Momente
keineswegs weisen; es bleibt aber immer die Frage, ob sich diese so deutlich
zeigen. Besonders leicht kann man dies nachweisen an Tagen mit sehr rasch
wechselnder Bewölkungsstärke.
Zum Schluß sei noch erwähnt, daß das Himmelsblau bei klarer, heller Sonne
wesentlich gesättigter erscheint als dann, wenn die Sonne durch Wolken verdeckt
ist. Man sollte daher Blauschätzungen nach der Gedächtnisskala nicht abwech-
selnd vom Schatten und vom lichten Sonnenschein aus durchführen.
(Jedächtnisskala
Neue Untersuchungen über die Temperatur von Gletscherflüssen.
Von W,. Heybrock, Berlin.
Zusammenfassung. Die Untersuchung will den Einblick in den Wärmehaushalt von Gletscher-
Füssen und Gletschern im engeren Sinne erweitern und auf die Hydrographie bzw. Ozeanographie
speziell der von ihnen beschickten Meereszonen im weiteren Sinne einen gewissen Ausblick geben. —
Es werden einige an Gletscherflüssen und anderen Wasserläufen der deutschen
Ostalpen im Spätsommer 1942 ausgeführte Temperaturmessungen besprochen und,
teilweise unter Vergleich mit ähnlichen Messungen im Zentralkaukasus, in bezug
auf ihre Abhängigkeit von verschiedenen örtlichen Faktoren (Morphologie, Klima,
Exposition usw.) näher untersucht. Bei sechs Gletschern ergibt sich eine mittlere
Wassertemperatur am Austritt aus dem Eis von 1.1° mit den Extremen 0.4 und
1.6°, Eine Abhängigkeit der Wasserwärme von der QGletscherlänge ist nicht
erwiesen; es ist ihr aber eine gewisse Rolle bei der Wiederabkühlung wärmerer
sekundärer Seitenzuflüsse zuzusprechen. Beeinflussung durch die Lufttemperatur
unmittelbar am Gletscherende ist zu verneinen, ebenso eine solche durch andere
klimatische Faktoren, selbst wenn der Eisstrom mit größerem Gletschertor ab-
schließt. Hingegen scheinen die klimatischen Faktoren in ihrer Auswirkung auf
das gesamte Einzugsgebiet des Gletschers mitbestimmend für dessen Wasser-
wärme zu sein, und zwar auf dem Wege über die Erwärmung sowohl sekundärer
Seitenzuflüsse als auch gletschereigener ÖOberflächenschmelzwässer, wobei beide
Gewässerarten dem subglazialen Hauptstrom noch vor dem Gletscherende tributär
werden. Erdwärme und Eisdruck scheinen ohne merkbare Einwirkung zu sein,
nicht hingegen vom Gletscherfluß berührtes oder ihn stauendes Bodeneis, Toteis
oder Eistrümmer auf seinem subglazialen Lauf, Im ganzen bleiben jedoch, wie
die Beobachtungen zeigen, auch in den extremsten Fällen die Amplituden sehr
gering, und es kommt praktisch nie zu wirklich bedeutenden Temperatur-
erhöhungen des Wassers vor dem Giletscheraustritt. Wassermenge sowie Meeres-
höhe scheinen von untergeordneter Bedeutung zu sein, so daß sie in den Be-
trachtungen vernachlässigt werden können,