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Full text: 71, 1943

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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, August 1943. 
der ganzen Landschaft des Karnatik!) einer besonderen Klimaprovinz an, die 
durch ihre orographische Lage sehr bemerkenswerte Abwandlungen des all- 
gemeinen Monsunregimes erfährt. Die indischen Meteorologen unterscheiden, 
wenn wir etwa der ausgezeichneten Darstellung von Kendrew (s) folgen, vier 
Jahreszeiten: 
1. Nordostmonsun: a) kühle Jahreszeit, Januar/Februar, . 
b) heiße Jahreszeit, März bis Mitte Juni. 
2. Südwestmonsun: a) allgemeine Regenzeit, Mitte Juni bis Mitte September, 
b) Monsunrückzug: Mitte September bis Dezember. 
Während der kühlen Jahreszeit des Nordostmonsuns fällt im größten 
Teil von Indien nur ganz gelegentlich einmal Regen, und zwar durch zyklonale 
Störungen, die aus dem vorderasiatisch-mittelmeerischen Winterregengebiet 
kommen, und ihre Wirkung nur selten über die indischen Nordwestprovinzen 
und den Pandschab hinaus ausdehnen. 
Während der heißen Jahreszeit ist Regenfall (mit Ausnahme von Assam 
und Ceylon) ebenfalls sehr selten und an einzelne heftige Gewitter geknüpft, 
die ihre Existenz dem Übereinander eines kühlen, trocknen Nordwestwinds und 
der unteren, warm-feuchten Seewinde verdanken und mit lokalen Tiefdruckzonen 
verknüpft sind. Sie sollen in Ceylon und in anderen Gegenden im April und 
Mai so regelmäßig auftreten, daß sie als „kleiner Monsun“ bezeichnet werden, 
Außerhalb dieser Gewitter herrschen schon jetzt allgemein südwestliche Seewinde 
vor, jedoch bei fast wolkenlosem Himmel und stärkster Einstrahlung. 
Der berühmte Einbruch des Südwestmonsuns und damit der allge- 
meinen Regenzeit (vgl. hierzu die bei Hann (ec) gegebenen Schilderungen) 
vollzieht sich nach den übereinstimmenden Angaben der meisten Autoren mit 
bemerkenswerter Pünktlichkeit. Dieser Termin liegt auf Ceylon noch im Mittel 
Ende Mai und verzögert sich dann beim Fortschreiten nach Norden so stark, 
daß er im Pandschab erst nach 5 bis 6 Wochen, in den ersten Julitagen eintritt, 
Im Karnatik, auf der Ostseite der vorderindischen Halbinsel, ist der Monsun- 
einbruch nicht derart markant, wie in den übrigen Teilen Indiens. Denn der 
Südwestmonsun muß die nach Westen steil abbrechende Scholle der Ghats über- 
steigen, wobei ungeheure Stauregen fallen (Mahabaleshwar in 1400 m Höhe im 
Mittel im Juni und Juli je 2600 mm, d.h. etwas mehr als in den regenreichsten 
Gebieten Deutschlands im Jahr, und fast ebensoviel wie in Tscherrapundschi), 
und tritt auf der Ostseite des Dekkanhochlandes stark föhnig ausgetrocknet auf. 
Jedoch ist auch im Karnatik die rasche Bewölkungszunahme sehr deutlich. In 
der relativen Feuchtigkeit macht sich der Sommermonsun an der Küste nicht 
bemerkbar, da hier — wie erwähnt — auch vorher schon feuchte Seewinde 
wehen, Auch die Windrichtung ist nicht als Kennzeichen für den Monsuneintritt 
verwendbar, da bereits im April und Mai vorwiegend südwestliche Winde 
herrschen. In Bengalen weht der Südwestmonsun auf der Nordseite einer Kon- 
vergenz”), die häufig längs des Ganges verläuft, meistens aus östlichen Richtungen. 
Beim Monsunrückzug im Oktober und November verlagert sich diese 
Konvergenzzone zwischen Süd- und Ostwind wieder südwärts über die Bucht 
von Bengalen, und damit kommt die Ostseite der vorderindischen Halbinsel, be- 
sonders die Koromandelküste südlich der Godawarimündung, in den Bereich 
östlicher Winde. ‚Jetzt erst beginnt im Karnatik sowie im größten Teil von 
Ceylon die Hauptregenzeit. Man darf diese (nach Eliot) nicht, wie es früher 
meist geschah, als Nordostmonsun bezeichnen. Der wahre Nordostmonsun ist 
ein trockener Landwind, während diese Nordostströmung noch als rückkehrender 
Ast zu dem zyklonalen System des Südwestmonsuns gehört. 
‚ N. Krebs (Vorderindien und Ceylon, Stuttgart 1939, S. 188f.) führt für diese Landschaft 
den Namen Tamilenland ein. Da sich aber der (irrtümliche) Name Karnatik im Fachschrifttum und 
im Lande selbst fest eingebürgert hat, und Mißverständnisse in diesem Zusammenhang nicht zu be- 
fürchten sind, mag er hier beibehalten bleiben. — *%) Diese Konvergenz, die A. Wagner als Aufgleit- 
front der in der Höhe wärmeren und feuchteren Monsunluft über die trockene Kontinentalluft auf- 
iaßt (Zur Aerologie des indischen Monsuns, Gerl, Beitr, Geophys. 30, 1931, 196 bis 236), entspricht 
der Intertropikfront der Norweger (V, und J. Bjerknes, H. Solberg, T. Bergeron: Physika- 
lische Hydrodynamik, Berlin 1933), d.h. der weit nordwärts verschobenen Grenzfläche zwischen den 
tropischen Luftmassen der beiden Halbkugeln im Passatgürtel der allgemeinen Zirkulation.
	        
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