Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1943.
in den darunterliegenden Niveaus der Stratosphäre, und die ursprünglich hori-
zontalen isobaren Flächen wölben sich in der Mitte nach oben. Die Folge davon
ist ein antizyklonaler Strom in der ganzen Tiefenschicht. Stationäres Gleich-
gewicht stellt sich erst dann ein, wenn im Gesamtsystem Troposphäre-Strato-
sphäre der horizontale Wassertransport senkrecht zur Küste gleich Null wird,
und diese Bedingung erfordert ein miteinander gekoppeltes Strömungssystem in
beiden Wassermassen, Gerade das gekoppelte System Troposphäre-Stratosphäre
spielt bekanntlich in der Meteorologie eine große Rolle, und man weiß, daß sich
die beiden Teile dieses Systems gegenseitig ins GHeichgewicht bringen. Ähnliche
Verhältnisse kann man auch im Meer erwarten, Die „gradientauffüllende“ Be-
wegung in einem. Niveau wird zu einer „gradienterzeugenden“ Bewegung in
einem anderen Niveau, Mit der Betrachtung einer einzigen horizontalen Wasser-
schicht kommt man hierbei nicht mehr aus. In der Meteorologie sind diese
Zusammenhänge bekannt und schon Exner erwähnt in seinem Lehrbuch, daß
Druckgradienten in einem Niveau oft durch „ausfüllende“, also zum tiefen Druck
gerichtete Bewegungen in einem höheren Niveau entstehen können.
V., W.Ekman (s) hat in seinen grundlegenden Arbeiten zur Theorie der
Meeresströmungen einen besonderen Fall mit geschichtetem ÖOberflächenwasser
und homogenem Tiefenwasser erwähnt, aber leider nicht weiter behandelt, der
mit den Verhältnissen im Schwarzen Meer viel Ähnlichkeit hat. Es heißt dort:
„In anderen Fällen, z, B. in einem geschlossenen Meeresbassin, wo die Strom-
menge in jeder Richtung Null sein soll, werden die Bedingungen verschieden.
In diesem Falle muß offenbar ein zum Oberflächenstrom beinahe entgegengesetzt
gerichteter Tiefenstrom erregt werden, dessen Geschwindigkeit in demselben
Maße gering wird, als die Meerestiefe groß ist,“
Die Frage nach den Ursachen dieses Tiefenstromes im Schwarzen Meer muß
später an Hand eines gründlicheren Beobachtungsmaterials eingehender unter-
sucht werden. Man kann aber schon jetzt vermuten, daß bei einem solchen
dynamischen Aufbau ein vollständiger Abschluß zwischen Troposphäre und
Stratosphäre kaum möglich ist, sondern daß zwischen beiden ein gewisser, wenn
auch geringer Wasseraustausch vorhanden ist, Über den Wasseraustausch
zwischen der Stratosphäre und der Troposphäre des Meeres ist allerdings bisher
wenig bekannt. V.W.Ekman (so) hat vor einigen Jahren auf dieses Problem
hingewiesen und gezeigt, daß ein Wassertransport aus der Stratosphäre in die
Troposphäre des Meeres (und umgekehrt) auch dann möglich ist, wenn in
vertikaler Richtung eine stationäre Schichtung erhalten bleibt oder daß bei
einem solchen Aufquellen von Stratosphärenwasser die stationäre Schichtung
des Wasserkörpers nicht unbedingt gestört zu werden braucht,
Zusammenfassung und Schluß,
Grenzflächen im vertikalen Aufbau teilen den Wasserkörper des Schwarzen
Meeres in zwei Hauptschichten mit völlig verschiedenen physikalischen, chemischen
und biologischen Eigehschaften. In physikalischer Hinsicht tritt als wichtigste
Grenzfläche die Übergangszone zwischen der stark geschichteten oberen und der
fast homogenen unteren Wassermasse hervor (Schicht stärkster Krümmung der
vertikalen Dichtekurve). Diese Schicht fällt. angenähert mit der Obergrenze des
Schwefelwasserstoffgebietes zusammen. Eng mit dem physikalisch-chemischen
Aufbau verbunden ist die untere Grenze des Lebens (Zooplankton) im Schwarzen
Meer, Sämtliche Grenzschichten zeigen dieselbe charakteristische Wölbung ihrer
Fläche im Wasserkörper des Schwarzen Meeres als Folge der stabilen Lagerung
der in den Oberflächenschichten zyklonal kreisenden Wassermassen,
Die Differenzen der dynamischen Tiefen der Standardwerte des Druckes
zwischen benachbarten ozeanographischen Stationen zeigen, daß bei fast allen
Stationspaaren eine Tiefenschicht vorhanden ist, in der diese Differenzen kon-
stant oder nahezu konstant bleiben. Diese Tiefenschichten ordnen sich in ihrer
Gesamtheit zu einer geschlossenen Fläche, und diese Fläche hat dieselbe charakte-
ristische Wölbung wie die erwähnten Grenzschichten der Wasserarten. Dem
Vorgange von A. Defant Iolgend wurde angenommen, daß diese Grenzschicht