(9 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April/Juni 1943,
Die mittlere Luftdruckverteilung und Luftströmung über dem
Atlantischen. Ozean ist eine stationäre Wellenbewegung der Atmo-
sphäre, angeregt durch die Störung eines einheitlichen West-Ost-
stromes durch Kontinente, hauptsächlich infolge der Reibungsunter-
schiede. Die Temperatureffekte erzeugen über Land im Sommer eine
Vergrößerung der bereits durch Reibung erzwungenen Tiefdruck-
gebiete, im Winter dagegen eine Vergrößerung der erzwungenen
Hochdruckgebiete,
Die Bedeutung der Rechnungen für den praktischen Wetterdienst liegen in
folgendem:
a) Die Verschiedenheit der Großwetterlagen wird auf die Veränderung
eines Grundelementes, nämlich der Stärke der allgemeinen West-Ost-
strömung zurückgeführt. Kann man diese eine Zahl vorhersagen, so
können damit auch die stationären Hoch- uud Tiefdruckgebiete über dem
Atlantischen Ozean und Europa vorhergesagt werden.
Stabile Wetterlagen treten immer in Verbindung mit bestimmten Ge-
schwindigkeiten der West-Ostströmung auf. Bei den Zwischengeschwindig-
keiten können sich stärkere Druckunterschiede in meridionaler Richtung
nicht stationär erhalten. Sie wandern langsam nach Westen oder Osten,
Die langwierigen und umfangreichen Rechnungen bei der Integration der
hydrodynamischen Grundgleichungen sind nur ausführbar gewesen, weil Herr
Admiral Dr. Conrad Personal und Gerät zur Verfügung stellte. Ich bin ihm
hierfür zu großem Dank verpflichtet.
4)
Wege zur Messung des Salzgehaltes und der Temperatur
des Meerwassers.
Von H, Wattenberg und J. Joseph.
Marineobservatorium,
Die Titrierung von Tausenden von Wasserproben, wie sie auf modernen
ozeanographischen Untersuchungsfahrten anfallen, beansprucht einen unverhältnis-
mäßig großen Teil der Arbeitszeit, die zur gesamten Bearbeitung des Beobach-
tungsmaterials aufzuwenden ist; sie erfordert außerdem eine größere Zahl gut
geschulter Hilfskräfte, da durchschnittlich nur etwa 40 bis 50 Proben pro
Arbeitstag erledigt werden können. Es ist ferner ein Nachteil‘ des derzeitigen
Verfahrens, daß es im allgemeinen an Bord nicht gut anwendbar und auch zu
Jangwierig ist, um bereits während der Untersuchungen auf See einen sofortigen
Überblick über die gewonnenen Ergebnisse zu gewähren. Dies wäre aber von
großer Wichtigkeit, um dann evil. Messungen zu wiederholen oder das Programm
zu modifizieren. Von diesem Gesichtspunkte aus wäre es ferner ein großer
Fortschritt, wenn es gelänge, den Salzgehalt wenigstens bis zu mäßigen Tiefen
unmittelbar mit Hilfe eines Fühlers auf elektrischem Wege zu messen, wie es
bereits bei der Temperatur mit großem Erfolge geschieht.
Aus diesen Erwägungen heraus wurde im Marineobservatorium die Ent-
wicklung entsprechender Verfahren auf verschiedenen Wegen in Angriff genommen.
Zwei Wege wurden hauptsächlich beschritten, Erstens wurde versucht, die Chlor-
titration .durch teilweise Automatisierung soweit wie möglich zu beschleunigen
und von subjektiven Einflüssen unabhängig zu machen. Zweitens wurden die
bereits 1934 begonnenen Versuche zur Salzgehaltsbestimmung durch Leitfähigkeit
wieder aufgenommen, Über den augenblicklichen Stand der Entwicklung, der
bereits ein Urteil über Einsatzmöglichkeit und Aussichten der Methoden erlaubt,
soll hier in vorläufiger Form berichtet werden.
I. Halbautomatische Titration.
Bei der Chlortitration können sich besonders in zwei Punkten subjektive und
Ermüdungseinflüsse geltend machen. Einmal beim Treffen des richtigen End-
punktes und zweitens beim Rühren, das bei dieser Fällungstitration eine sehr