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Full text: 71, 1943

Neumann, G.: Über den Aufbau u. die Frage der Tiefenzirkulation des Schwarzen Meeres. 17 
der die Isosteren horizontal liegen, in der also etgy=0 und Sm 0 werden. 
Dieses Niveau scheint, wie ebenfalls durch die Salzgehaltsbeobachtungen sehr 
wahrscheinlich gemacht wird, in etwa 1000 m Tiefe zu liegen. In dieser Tiefen- 
schicht müssen wir einen Extremwert des Stromes erwarten; ein Wendepunkt 
kommt nicht in Frage, da oberhalb und unterhalb der Schicht mit horizontaler 
Lage der Isosteren eig y entgegengesetztes Vorzeichen hat. Dieser Extremwert 
kann bei der angenommenen Tiefenlage der dynamischen Bezugsfläche nur ein 
Maximalwert des antizyklonalen Tiefenstromes sein. Wir erhalten dann im 
Schwarzen Meer eine vertikale Stromverteilung, wie sie in Abb. 17 schematisch 
dargesteilt ist. 
In den oberen Wasserschichten des Schwarzen Meeres nimmt die Geschwin- 
digkeit des zyklonalen Kreisstromes mit der Tiefe rasch ab und wird an der 
Untergrenze der Troposphäre Null. Die Übergangszone zwischen Troposphäre 
und Stratosphäre ist eine mehr oder weniger mächtige, bewegungslose Zwischen- 
schicht, deren charakteristisches Kennzeichen Grenzflächen im vertikalen Aufbau 
des Meeres sind. Unterhalb dieser bewegungslosen Grenzschicht treten Wasser- 
bewegungen auf, die den troposphärischen Strömungen in der Hauptsache ent- 
gegengesetzt, also antizyklonal gerichtet sind. Die Geschwindigkeit dieser anti- 
zyklonalen Wasserbewegung der Stratosphäre nimmt mit der Tiefe allmählich 
zu, erreicht in rund 1000 m ein Maximum und nimmt dann mit weiterer An- 
näherung an den Meeresboden wieder ab; in den bodennahen Schichten ist mit 
großer Wahrscheinlichkeit bewegungsloses Wasser zu vermuten‘). 
Von selbst erhebt sich nun die Frage nach den Ursachen einer solchen 
antizyklonalen Wasserbewegung in der Tiefe, Welches sind: die Kräfte, die eine 
solche Tiefenströmung erzeugen und aufrechterhalten? Es fällt schwer, bei 
vollständigem Abschluß des Stratosphärenwassers von den Oberflächenschichten 
die Ursachen dieser wahrscheinlich in sich geschlossenen stratosphärischen 
Zirkulation an der äußeren Begrenzung der Hydrosphäre zu suchen. Auch der 
Einfluß des durch den Bosporus einströmenden und in die Tiefe absinkenden 
Marmarawassers kann kaum so groß sein, eine derartige Wasserbewegung zu 
verursachen, Wäre es dennoch der Fall, dann müßte in den ozeanographischen 
Schnitten vor dem Bosporus und weiter seewärts ein solcher Einfluß nachzuweisen 
sein. Eine mögliche, wenn vielleicht nicht die einzige Erklärung wäre folgende: 
In einem abgeschlossenen, kreisförmigen Wasserbecken denken wir uns 
eine geschichtete Oberflächenwassermasse (Troposphäre) in zyklonal kreisender 
Bewegung. Die Grenzfläche zwischen der oberen und der fast homogenen unteren 
Wassermassoe (Stratosphäre) stellt sich geneigt ein, und zwar wölbt sie sich in 
der Mitte des Kreisstromes nach oben, sofern die obere Wassermasse relativ 
zur unteren in der angegebenen Richtung schneller rotiert. Eine ruüuhende 
Stratosphäre kann im stationären Fall nur dann möglich sein, wenn sich die 
Wassermassen der Troposphäre reibungslos bewegen, denn eine notwendige Be- 
dingung für stationäres Gleichgewicht ist das Verschwinden des Wassertransportes 
senkrecht zu den Isobaren, d. h. auch senkrecht zur Küste, Anders ist es aber, 
wenn die Bewegung unter dem Einfluß der Reibung erfolgt. Der Strom fließt 
dann bekanntlich nicht mehr parallel zu den Isobaren, sondern hat eine kleine 
Komponente zum tiefen Druck. Es stellt sich ein dauernder Wassertransport 
von der Peripherie zum Zentrum des Kreisstromes ein und die Bedingung, daß 
der Wassertransport senkrecht zur Küste verschwindet, ist nicht mehr erfüllt. 
Die Folge davon ist ein allmählicher Druckausgleich in den oberen Wasser- 
schichten; die Bewegung ist nicht mehr stationär, Der Druckanstieg in 
der Mitte des zyklonalen Kreisstromes erzeugt einen ebenso großen Druckanstieg 
4 Bei Annahme eines Stromminimums oder sogar völliger Bewegungslosigkeit in 1000 m Tiefe 
würde die Schicht konstanter dynamischer Tiefendifferenz in der Übergangszone zwischen der Tropo- 
sphäre und der Stratosphäre des ‚Schwarzen Meeres eine konstante Strömungsgeschwindigkeit erhalten, 
Der Neigung der Isosteren entsprechend müßte außerdem eine Zunahme der Strömungsgeschwin- 
digkeit unterhalb 1000 m Tiefe vorhanden sein und dieser Tiefenstrom wäre, wie der Strom oberhalb 
der Nullschicht in 1000 m, zyklonal gerichtet, Ein solcher dynamischer Aufbau erscheint jedoch 
sehe. unwahrscheinlich.
	        
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