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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April/Jüni 1943,
Die Betrachtung der Beziehungen zwischen Temperatur und Salzgehalt des
Wassers der Unterschicht (Fig. 8) ergibt, daß sich diese aus zwei verschiedenen
Wasserarten zusammensetzte, die sich auch in Hinsicht auf den Sauerstoffgehalt
unterschieden.
Die Wasserart I wurde festgestellt bei folgenden Stationen: 3 (106 m),
4 (119 m), 5 (156 m), 6 (150 und 230 m), 7 (150 und 186 m). Sie nahm im
Danziger Tief und unmittelbar nördlich der dieses von der Gotlandmulde
trennenden Schwelle die unterste nur etwa 10 m mächtige Schicht ein; weiter
nördlich aber (Stat. 6 und 7) erfüllte sie die Mulde von mindestens 150 m Tiefe
ab bis zum Boden hin, bildete also z. B. im Gotland-Tief eine über 80 m mächtige
Wasserschicht, Die Temperaturen bewegten sich zwischen 3.96 und 4.56°, die
Salzgehalte zwischen 10.54 und 12.55°% und die o;-Werte zwischen 8.44 und 10.08,
Der Sauerstoffgehalt war bei sämtlichen der Wasserart I angehörenden Proben
gleich oder niedriger als 20%; in Bodennähe betrug der Höchstwert des re-
latiyen Sauerstoffgehaltes 13%; im Gotland-Tief sank er in Bodennähe (230 m
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x, Einzelwerte der Wasserart I
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(September 1924)
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Fig. 8. T-S-Diagramm der Wasserarten I und II.
Tiefe) bis auf 4%. Die Untersuchung der Wasserstoffionenkonzentration des
bodennahen Wassers ergab für p,, einen kleineren Wert als 7.07, die Reaktion
war also sauer (vgl. Fig. 7).
Oberhalb dieses untersten Teiles der Unterschicht mit der sauerstoffarmen
Wasserart I lagerte Wasser mit deutlich abweichenden Eigenschaften; es sei als
Wasserart II bezeichnet, Die abweichende Beziehung zwischen Temperatur und
Salzgehalt ist aus Figur 8 ersichtlich, die Temperaturen bewegten sich zwischen
4.03 und 4.19°, die Salzgehalte zwischen 9.58 und 10.88°%%, die Dichtewerte (0)
zwischen 7.67 und 8.69 und die relativen Sauerstoffgehalte zwischen 31 und 19%.
Die Wasserart II wurde festgestellt bei Stat. 4 (110 m), 5 (100 m), 6 (100 m), 7 (100 m),
8 (100 m), 9 (80, 100, 125, 150 m), 10 (80, 100, 115 m). Sie bildete also in der
östlichen Gotlandmulde eine nur dünne Schicht oberhalb der Wasserart I, erfüllte
aber westlich von Gotland den ganzen Raum unterhalb etwa 80 m Tiefe.
Die nördlich der Insel Gotland gelegenen Schwellen haben Schwellentiefen
von 124, 125 und 138 m, Die südlich vom Landsort-Tief gelegene Schwelle be-
sitzt sogar nur eine Schwellentiefe von 112 m. Es ist also sehr wohl möglich,
daß unterhalb der Oberschicht ein Zustrom von verhältnismäßig frischem
Wasser aus dem Bornholm-Becken über die Stolper Schwelle hinweg in die Got-
landmulde erfolgt, das zwar zu leicht ist, um in die größeren Tiefen der öst-
lichen Gotlandmulde abzusinken und das dort lagernde Muldenwasser aufzu-
frischen, das sich aber in mittleren Tiefen über die Schwellen nördlich von
Gotland hinweg bis in die westliche Gotlandmulde bewegen kann.
Für die in der östlichen Gotlandmulde erst ab etwa 150 m Tiefe lagernde
schwere Wasserart I war der Weg nördlich um die Insel Gotland herum durch die