Schröder, B.: Über die Feuchtemessung bei den Aufstiegen mit Marineradiosonden, 191
gelten. Um die Feuchteträgheit des Feuchtthermometers zu erfassen und 80 eine
exakte Grundlage für die Feuchtigkeitsmessung zu gewinnen, muß man oben
angegebene Differentialgleichung integrieren. Diese Aufgabe wird z. Z. im
Marineobservatorium gelöst und der Fehler festgestellt, der bei der Auswertung
dadurch gemacht wird, daß man von einem Gleichgewichtszustand ausgeht.
Über das Meßprinzip der Marineradiosonden wurde schon früher in den
Berichten über Teilfahrten der Deutschen Nordatlantischen Expedition des
Forschungsschiffes „Meteor“ kurz berichtet. Eine ausführlichere Darstellung hat
Dr. Walter Gehlhaar!) gegeben.
In Abb. 1 wird ein typischer Aufstieg aus dem nördlichen Grenzbezirk des
NO-Passat gezeigt. Die Darstellung gibt den Temperaturverlauf der Luft, den
Feuchttemperaturverlauf und den Ver-
lauf der relativen Feuchtigkeit mit der
Höhe wieder. Während der genaue
Verlauf der Lufttemperatur aus einer
kontinuierlichen Registrierung mit Hilfe
eines temperaturempfindlichen Konden-
sators und aus den Angaben eines Queck-
silberthermometers bestimmt wurde,
wurde der Verlauf der Feuchttempe-
ratur allein aus den Angaben des an-
gefeuchteten Quecksilberthermometers
festgelegt. Da die Fixpunkte des Ther-
mometers, die Kontakte, um etwa 2.5
bis 3° auseinanderlagen, konnte der
Verlauf der Feuchttemperatur und
daraus die relative Feuchtigkeit genau
genug bestimmt werden; vergleiche
Abb. 1, in der die Kontakte durch ein
Kreuz gekennzeichnet sind. Die meisten
Aufstiege auf den Expeditionen haben
solche einwandfreie Feuchttemperatur-
kurven ergeben. Es gibt allerdings
auch Bedingungen, unter denen mit
Hilfe dieser Meßmethode in einzelnen
Luftschichten keine exakten Feuchte:
messungen zu erzielen sind. Dies sind
vor allem die Fälle, bei denen über
größere Schichten Isothermien und
kleine Inversionen auftreten. Für einen
solchen Temperaturverlauf ist natürlich
der Kontaktabstand von 2,5 bis 3°, da
ja nur in Nähe eines Kontaktes aus-
gewertet werden kann, zu gering. Eine wesentliche Verbesserung bringt die
Verringerung des Kontaktabstandes auf 2°, die bereits bei den neuen Ausführungen
der Marineradiosonde durchgeführt ist. Einwandfrei wird aber erst dann die
Messung, wenn es gelingt, die Feuchtemessung, also den Verlauf der Feucht-
temperatur, mit Hilfe eines angefeuchteten Kondensators zu bestimmen. Diese
Umstellung wird z, Z. durchgeführt,
Ein kaum zu beseitigender Nachteil der angewendeten Methode besteht da-
gegen in der Tatsache, daß in etwa 80% aller Aufstiege das Wasser an dem
angefeuchteten Thermometer, nachdem es sich auf etwa —4 bis —5° abgekühlt
hat, plötzlich gefriert und dadurch die Messung so lange unmöglich macht, bis
die beim Gefrieren freiwerdende Wärmemenge abgeführt ist. Erst bei etwa
— 9,5° hat das Thermometer wieder den richtigen Wert angenommen. Die Messung
x.
*) Gehlhaar: Die meteorologischen Meßelemente der Marineradiosonde [s, Archiv Dt. Seewarte
a. Marineobservratorium, Bd. 62 Nr. 11.