Schober, H.: Die Sichtbarkeit von Seezeichen von d, Seite d, physiologischen Optik usw. 189
90—99% des Lichtes verschlucken müssen, je nachdem, ob man die Sonne im
Gesichtsfeld hat oder nicht®. Die Blendschutzbrillen müssen dann allerdings
noch einige andere Bedingungen erfüllen, Vor allem müssen sie einen guten
Lichtabschluß besitzen, da-
mit nicht durch seitwärts
eindringendes Licht die Her-
absetzung der Beleuchtung
wieder aufgehoben wird.
Trägt man wie in Abb, 9
den wahrgenommenen Kon-
trast als Funktion der Um-
feldleuchtdichte bei ver-
schiedenen Sehwinkelgrößen
auf, so erhält man lauter
ähnliche Kurven. Auch hier
zeigt sich wieder, daß bei
gleichem Kontrast das dunkle
Objekt auf hellem Umfeld
leichter wahrzunehmen ist
als das helle Objekt auf
dunklem Umfeld. Man wird
also eine unbeleuchtete weiße
Tonne gegen die dunkle See
leichter wahrnehmen kön-
nen als eine. unbeleuchtete
schwarze Tonne bei gleichem
Kontrast zwischen Tonne und
See. Oder man wird die
schwarze Beschriftung auf
einer weißen Tonne leichter lesen können
als die weiße Beschriftung auf einer
schwarzen Tonne.
4. Wahrnehmungsgeschwindigkeit:
Die Geschwindigkeit, mit der ein Licht-
reiz wahrgenommen werden kann, spielt
eine wichtige Rolle bei allen unter-
brochenen Blink- und Blitzfeuern. Sie
hängt wieder vom Lichtstrom, der Leucht-
dichte, der Winkelgröße und vom Zu-
stand des Auges, ähnlich wie die bisher
beschriebenen Seheigenschaften ab ar
‚Bei gleicher Dauer sind helle Zeichen and Wahrnehmung ereg BE Seen winaigkei
immer schneller wahrzunehmen als die der Umfeldleuchtdichte für verschiedene Seh-
Pausen zwischen zwei Zeichen, Es ist winkelgrößen.
dies eine Folge der als Nachbild be-
kannten Eigenschaft des Auges. Aus diesem Grunde ist es auch günstiger, die
Dunkelpausen länger zu machen als die Blitze (Abb, 10).
Zusammenfassung : ,
Die beste Lesbarkeit von Seezeichen erfordert außer entsprechenden meteorologischen Sichtver-
hältnissen beste Eigenschaften des Auges,
1. Schon bei geringen Abweichungen von der Normalsichtigkeit wird das Wahrnehmen und Er-
kennen hedeutend verschlechtert, Es ist dabei nicht allein auf Normalsichtigkeit, sondern auch auf
Freiheit des Auges von Liansenfehlern wie Astigmatismus zu achten. Bei Verwendung eines Fern-
glases ist darauf zu achten, daß das Glas für den Beobachter auf größtmögliche Schärfe eingestellt
ist. Die Einstellungsschärfe bei Nacht ist anders als am Tage.
2. Die Verwendung eines Fernglases zum Aufsuchen von Seezeichen ist nur dann sinnvoll,
wenn das Seezeichen einen kleinen Schwinkel besitzt. Je heller die Beleuchtung, desto kleiner wird
der Sehwinkel, bei dem das Glas noch Vorteil bringt, Beim Aufsuchen ausgedehnter Objekte wirkt
das Glas nur kontrastmindernd und damit verschlechternd auf die Sichtbarkeit.
* H. Schober: Blendschutzbrillen, „Das Licht“ 12, 1942. 8. 169—173.