Schober, H.: Die Sichtbarkeit von Seezeichen von d, Seite d, physiologischen Optik usw. 187
gehenden Lichtstrom im Verhältnis zum Lichtstrom des Umfeldes als Funktion
des Winkels, unter dem das Objekt wahrgenommen wird, auf, so erhält man
nach Schönwald’) Kurven, die .in ihrem ersten Teil horizontal liegen, sich
dann krümmen und endlich wieder zu geneigten Geraden werden.
Die verschiedenen Kurven der Abb, 6 sind für verschiedene Umfeldleucht-
dichten von 10 77° Stilb (vollkommen dunkle Nacht) bis 10° Stilb (Tageslicht)
gewonnen. Der erste geradlinige Teil der Kurven, der parallel zur Abszisse
läuft, zeigt die Gültigkeit des Riccoschen Gesetzes. Da der Lichtstrom auch
durch das Produkt von Leuchtdichte B X Quadrat des Sehwinkels bestimmt ist,
kann man das Gesetz auch so
ausdrücken, daß B X a* maß-
gebend für die Sehleistung ist.
Im günstigsten Fall, d. h. bei
vollkommener Dunkelheit gilt
das Riccosche Gesetz für Seh-
winkel bis etwa 15 Minuten. Mit
steigender Umfeldhelligkeit wird
der Bereich dieses Gesetzes im-
mer kleiner, der Grenzwinkel
fällt bei Tagesbeleuchtung bis
zu 0.4 Minuten ab. Für die
Praxis bedeutet das, daß für
kleine Objekte, also etwa für
Leuchtfeuer, einzig und allein
der Lichtstrom maßgebend ist.
Beobachtet man durch ein Fern-
glas, so gelangt mehr Lichtstrom
ins Auge als bei Beobachtung
mit freiem Auge. Der durch das
Fernglas ins Auge gelangende
Lichtstrom kann durch die so-
genannte Löhle-Kühlsche For-
mel, nämlich durch die Wurzel
aus dem Produkt von Vergröße-
rung und Austrittspupille des
Fernglases, also durch die Wurzel
aus dem auf jedem Glas be-
zeichneten Produkt, z. B. 7 x 50
oder 6 X 30 bestimmt werden.
Man wird somit kleine Objekte
leichter und schneller durch ein Fernglas wahrnehmen können als mit dem
freien Auge und dieses um so besser, je größer das mit dem Glase beschriebene
Produkt ist. Diese Tatsache ist allgemein bekannt und schon der englische
Astronom Herrschel konnte finden, daß er in dunkler Nacht durch ein Fern-
glas die Zeit auf dem Zifferblatt einer Turmuhr ablesen konnte, während er ohne
Glas kaum den Turm wahrnehmen konnte. Ebenso sieht man bei Verwendung
eines Glases mehr Sterne und Leuchtfeuer als ohne Glas,
Verbindet man die Endpunkte der Riccoschen Geraden miteinander, so er-
hält man, wie aus Abb, 7 ersichtlich ist, die Grenzkurve für die absolute Seh-
schärfe, womit der Zusammenhang des Riccoschen Gesetzes mit der anatomischen
Struktur der Netzhaut und den optischen Eigenschaften des Auges erwiesen ist.
Werden die wahrzunehmenden Objekte größer, so beginnen sich die Kurven
der Abb. 6 zu krümmen. Man gelangt in den Bereich der Piperschen Regel.
Es wird dann das Produkt aus Leuchtdichte und Sehwinkel konstant oder der
Einfluß des Lichtstroms auf das Sehen etwas größerer Objekte ist nicht mehr
so auffallend wie beim Riccoschen Gesetz. Das bedeutet aber auch, daß das
4 BB, Schönwald: Das Riccosche Gesetz und die Sehschärfe, „Das Licht“ 21, 1941. 8, 153—18.