184 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorulogie, April/Juni 1943,
der Lichtbeugung an den Pupillenrändern wird ein Lichtpunkt nicht als Punkt,
sondern als ausgedehnter Lichtkreis abgebildet, Wie eine durchgeführte Rech-
nung zeigt, sind bei der Sehschärfe 2,8 die beiden Lichtkreise schon soweit
übereinander gelegt, daß der Helligkeitsabfall am zwischenliegenden Zäpfchen
nur mehr etwa 10% beträgt®). Das ist aber auch gleichzeitig der geringste
Helligkeitsunterschied, den ein Auge bei
starker Beleuchtung wahrzunehmen vermag.
Linienförmige ausgedehnte Objekte geben
etwas günstigere Beugungsbilder im Auge,
und es ist daher begreiflich, daß sie leichter
getrennt werden können als punktförmige.
Warum senkrechte Linien leichter zu trennen
sind als waagerechte Linien, ist noch nicht
geklärt. Interessant ist auch, daß dunkle
Öbjekte auf hellem Grund etwa doppelt so
leicht getrennt werden als helle Objekte
auf dunklem Grund. Bei den letzteren tritt
nämlich die als Irradiation bekannte Beein-
fussung der benachbarten Netzhautteile mit
Licht ein. Deshalb ist es auch wenig sinn-
voll, dunkle Skalen mit heller Beschriftung auszuführen. Sie sind immer schlechter
lesbar als helle Skalen mit dunkler Beschriftung.
Obwohl die Stäbchen viel feiner sind als die Zäpfchen, nimmt die Seh-
schärfe des Auges gegen den Netzhautrand zu rasch ab. Schon in 2° Winkel-
entfernung von der Netzkautmitte ist sie auf die Hälfte gesunken und in der
Gegend des besten Stäbchensehens beträgt sie nur mehr 15% des Wertes in
4C
4
0
NE
07
NE
(6
11)
ur
.
;
Er
X
1
4
i
%
f
n-
sn]
u BZ d
00: = AN Zt
025 Z ı Z I FL
Ö 454035302205 0505 05203 .3035%0 46°
30 7
Abb. 2. Medizinische Sehschärfe auf der Netzhaut (Ordinate)
als Funktion des Netzhautortes (Abszisse). Mindestempfindlichkeit
=» bedeutet Sehschärfe, = — == Wahrnehmung von Bewegungen des Auges als Funktion
im Helen. — — Wahrnehmung von Bewegungen im Duakeln. der Änpassungszeit.
der Netzhautgrube (Abb, 2), Der Grund liegt einerseits in der schlechten op-
tischen Abbildung des Auges und andererseits in der Tatsache, daß die Zäpfchen
und Stäbehen in der peripheren Netzhaut nicht so dicht gepackt sind wie die
Zäpfchen der Netzhautmitte,
5 H. Schober und H. Jung, Die Ursachen der verschiedenen Sehschärfe des menschlichen
Auges bei weißem und farbigem Licht. Zeitschrift für technische Physik 19, 1938. 8. 84—93