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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April/Juni 1943,
weist u. a. nach, daß die von russischer Seite vertretenen Auffassungen über die
Bildung des Bodenwassers und einen angeblich nachweisbaren Effekt von Zer-
setzungs- und Erdwärme unhaltbar sind. Wenn nun die Tiefe des Schwarzen
Meeres auch nicht mit den Tiefen des Nordpolarbeckens oder gar der Tiefsee-
gräben des Weltmeeres verglichen werden kann, so könnte man sich aber doch
die Frage vorlegen, wieweit denn in diesem fast vollständig abgeriegelten Meeres-
becken die Temperaturverteilung adiabatisch ist oder nicht”).
In nachstehender Tabelle geben wir die Mittelwerte der Temperatur von
100 m bis 2000 m Tiefe für das Gradfeld 43° N 33° E%).
' 150 | 200 | 200 | 500 | 1000 | 1500 | 2000
sm 8.73 | el 8.86 | 8.92 | 8.98 | 8.98
8.63 871 | 850 861 | 8.82 | 8.83 | 8.77
a [33 | 2 [rl ul
a alle Monate a
Die Tabelle zeigt zunächst, daß eine adiabatische Temperaturzunahme bis
zum Meeresboden überhaupt nicht vorhanden ist. Die Temperatur in situ nimmt
nur bis 1500 m regelmäßig zu und bleibt dann bis 2000 m konstant. Wie merk-
würdig die Temperaturschichtung in der Tiefe des Schwarzen Meeres ist, zeigen
deutlich die potentiellen Temperaturen, Bis 1500 m ist die Temperaturzunahme
etwas überadiabatisch oder, wenn man mit kleinen Ungenauigkeiten in den
mittleren Werten rechnet*), in den Schichten um 1000 m praktisch adiabatisch.
Darunter wird das Wasser potentiell aber wieder etwas kälter, Um Zufälligkeiten
oder Ungenauigkeiten in den Messungen kann es sich bei dieser potentiellen
Temperaturabnahme um 0.06° in den Mittelwerten von 1500 m bis 2000 m nicht
handeln, denn diese Erscheinung wird auch durch die Beobachtungen in anderen
Gebieten des Schwarzen Meeres bestätigt. Um dies zu
veranschaulichen, sind in Abb. 4 die vertikalen Ände-
rungen der potentiellen Temperatur für die Wasser-
schichten A 300 bis 500 m, B 500 bis 1000 m, C 1000
bis 1500 m und D 1500 bis 2000 m dargestellt. Die
Schichten B, C und D sind äquidistant und deshalb
auch quantitativ miteinander vergleichbar, Die aus-
gezogene Kurve verbindet die Mittelwerte der Schichten
und die ihr parallelen, gestrichelten Kurven geben die
Fehlergrenze + 0.03° einer einzelnen Messung an.
In der Schicht B von 500 m bis 1000 m ist die
Temperaturänderung mit der Tiefe bis auf vier heraus-
fallende Werte positiv, in der Schicht D von 1500 m
bis 2000 m negativ, d. h. in B haben wir eine Zunahme
Abb. 4. der potentiellen Temperatur mit der Tiefe, in D eine
Änderung der potentiellen Abnahme, Dazwischen liegt eine Schicht, in der die
Temperatur (10”'C) in den potentiellen Temperaturen im Mittel konstant bleiben.
hab Ob An Bel D Es ist zu erwarten, daß bei engerem vertikalen Beob-
ewarze Meer) achtungsabstand und bei weiterer Unterteilung der
Schichten die Verhältnisse noch klarer heryortreten
und die Streuung besonders in der Schicht C geringer würde, da man hier doch
wohl einen Unterschied zwischen den oberen und den unteren Teilen dieser
Wasserschicht machen müßte.
Die Beobachtungen im Schwarzen Meer zeigen also, daß die Temperatur-
verteilung in den unteren Wasserschichten nicht — wie man hätte vermuten
können und wie auch Schokalski’) angenommen hat — adiabatisch ist. Eine
‘7 J. M. Schokalski (Comptes Rendus de la Del. Sor, au Congr. Int. de GEogr. & Varsovie, 1934,
S, 13) glaubt eine adiabatische Temperaturverteilung feststellen zu können. — %) In einer früher
Fußn. *)] angegebenen Tabelle, die von Tschigirin übernommen wurde, ist der adiabatische
ffekt nur angenähert berechnet worden. Tschigirin hat dort mittlere ozeanographische Ver-
hältnisse zugrunde golent (S°/wo = 34.85), — °) Die Genauigkeit der einzelnen Temperaturmessung
wird mit +0.03° angegeben.
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