50 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April/Juni 1943.
auf dem Nordatlantik etwa zwischen Neuyork, Kapverden und Schottland aus-
reichen.) Der Radius des Kreises .durch ABC als Bogen © auf der Kugel ergibt
sich aus sin = A 0 zu @ = 29° 15,5‘. Und die Eckwinkel « des sphärischen Drei-
ecks auf der Kugel werden nach der Formel cos xy = tg 20°. cot 40° ay — 64° 17,6’,
während ihre Bilder in der gnomonischen Karte « = 60° sind. Die Abb. 3 zeigt
in einer solchen gnomonischen Karte die Kartenmitte M und den Kreis durch
die Senderorte A, B, C und auf diesem Kreis die zwölf Punkte D, 1, 2...11, in
welchen sich Strahlen von A und B aus schneiden, die um je 15° vom Schnitt-
punkt D ausgehend gedreht sind. Dreht man aber auf der Kugel, ausgehend von
den Strahlen der Senderorte A, B, die sich im Urbildpunkt des Kartenpunktes D
schneiden, diese Großkreisstrahlen um je 15°, so erhält man auf ihr Punkte,
deren Bildpunkte in der gnomonischen Karte nicht mit den Punkten 1, 2...11
auf dem Kreis zusammenfallen. Sie sind durch kleine Kreise angegeben, Sie
fallen in den Bogenräumen D bis 4 und 6 bis 10 innerhalb der Kreislinie, in
den Bogenräumen 4 bis 6 und 10. bis D außerhalb derselben; die stärkste Ab-
weichung tritt beim Punkt 6 ein in der größten Entfernung vom Punkt D. Man
findet die Strahlenwinkel in der Karte entsprechend den Winkelverzerrungen in
den Ecken A und B. Ist der Bogenabstand MA = MB«=-= 0 auf der Kugel, und
bildet dort ein Großkreis von B aus mit dem Bogen BM einen Winkel &, so ist
dessen Bild in der Karte &, wo tg e==tge,-coso. Schon für 9 = 23!/,° gehen
diese Winkelfehler bis zu rund 2!/,°, was bei längeren Funkstrahlen zu starken
Ortsfehlern führen muß.
So kann die Methode des Patentes nicht empfohlen werden. Vielmehr sollte
man den Kurs bei den Funkpeilungen so gut wie möglich bestimmen, die Peil-
strahlen in die gnomonische Karte eintragen und die Mitte des dem Fehler-
dreieck einbeschriebenen Kreises als Peilort gelten lassen. Man wird ihn meist
nach Augenmaß ohne genauere Konstruktion genau genug finden.
Berlin, Mai 1942,
Grundsätzliches zur Berechnung des Mittelwassers der Ostsee.
Von Fr. Model, Deutsche Seewarte.
Das verankerte Feuerschiff „Kiel“ liegt nach Angabe der Seekarte auf 17 m
Wassertiefe. Von Bord vorgenommene Lotungen ergeben davon abweichende
Werte; in erster Linie liegt dies daran, daß das Schiff schwojt, d.h. es wechselt
mit der ihm durch die Länge der Verankerung gegebenen Freiheit seinen Platz.
Aber auch dann, wenn es durch mehrere Anker vermurt wäre, so daß es nach
Länge und Breite absolut festliegen würde, wären Lotungen zwischen 15 und
19m zu erwarten, Derartige Unterschiede beruhen nicht auf Gezeiten, denn
diese sind in der Ostsee von untergeordneter Bedeutung; auch der Seegang,
Dünung und Windsee spielen dabei keine Rolle, denn der Seemann ist durch
Übung erfahren genug, zwischen Wellental und Wellenberg zu interpolieren. Die
Abweichungen in den verschiedenen Peilungen sind vielmehr eine Folge von
Wassermassenanhäufungen; primär werden sie durch „Windstau“ eingeleitet,
halten sich dann über Stunden, ja sogar Tage und mitunter Wochen hinweg als
dessen sekundäre Wirkung. Wenn dennoch auf der Seekarte eine ganz bestimmte
Wassertiefe angegeben ist, so kann es sich nur um eine „mittlere“ Tiefe handeln.
So ist es auch: die Angaben sind auf das sogenannte Mittelwasser bezogen.
Man sollte deshalb meinen, daß das „Mittelwasser“ eindeutig definiert wäre.
Dem ist aber nicht so; im Rahmen gewisser Grenzen kann sein Zahlenwert will-
kürlich angenommen werden, wie sich im folgenden gleich zeigen wird.
Um einen mittleren, für nautisch-wissenschaftliche Zwecke geeigneten Wasser-
stand zu berechnen, ist eine längere Beobachtungszeit erforderlich; ein einziges
Jahr reicht dafür nicht aus, Beispielsweise unterscheidet sich der Mittelwert
des Jahres 1908 von dem von 1913 um 13 cm. Man faßt deshalb so viel Jahres-
mittel, wie vorhanden sind, zu einem Gesamtmittel („langjähriger Mittelwert“)