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Full text: 71, 1943

Linke, F.; Der „Strahlungskoeffizient der Luft“, die Geschichte eines Problems. 151 
diese Werte dann noch für einige andere meteorologische Stationen und kommt 
dann zu dem Urteil, das offenbar weitere Autoren veranlaßt hat, sich mit dem 
Problem zu beschäftigen: „log & ist zu jeder Zeit und für jeden Ort der 
Erde dieselbe Größe“ Wie weit das begründet ist, sieht man aus vorstehender 
Tabelle, in der die Abhängigkeit von dem Bewölkungsgrad für log &b wieder- 
gegeben wird. Nur für die Abhängigkeit des Wertes ( von der Bewölkung sollen 
hier noch einige Zahlenwerte genannt werden: 
Weilenmann findet bei hoher Bewölkung im Winter 0.8, im Sommer den 
Wert 2.0, bei wolkenlosem Wetter hingegen im Winter 2.1 und im Sommer 6.4. 
Und zwar ist dieser Wert € zweifellos eine Temperaturdifferenz, was auch 
Weilenmann erkannt hat, der zur späteren Bestätigung seiner oben genannten 
Grundformel folgende Ausgangsformel hinschreibt: 
e- —h(8—#') und ns = A), 
in denen 3‘ die Temperatur des Erdbodens und 4 die Temperatur der Luft in 
der Thermometerhütte wiedergibt. Bedenklich ist in diesen beiden Formeln 
nur, daß der Proportionalitätsfaktor A, der dann als „Strahlungskoeffizient“ an- 
gesprochen wird, für beide Vorgänge, die Ausstrahlung der Luft gegen die Erde 
und die Ausstrahlung der Erde gegen die freie Atmosphäre, mit dem gleichen 
Wert eingesetzt wird. Aus diesen beiden Ausgangsformeln fällt die Erdboden- 
temperatur }' wieder heraus, weil Weilenmann sich davon überzeugt, daß die 
Abnahme der Lufttemperatur und der Bodentemperatur mit gleicher Geschwin- 
digkeit erfolgt. Mit erschütternd viel Mathematik wird der Nachweis versucht, 
daß zu % der Faktor 0.382 treten muß. Es bleibt dann bei der Grundformel 
d=- HC 
in der eben die Größe db als Naturkonstante angesprochen wird. 
Weilenmann ist übrigens der Ansicht, daß sich nicht die Luft, sondern der 
Erdboden durch Ausstrahlung abkühlt, und daß sich die Luft erst infolge des 
benachbarten kalten Erdbodens abkühlt, läßt es aber unklar, ob er diesen Ab- 
kühlungsprozeß als einen Leitungsvorgang oder lediglich Strahlungsvorgang 
betrachtet. 
2. Mehr als 10 Jahre nach Weilenmann, nämlich im Jahre 1885, hat sich 
sein Landsmann und Institutskollege Julius Maurer wieder mit diesem Problem 
befaßt, dessen Behandlung er jetzt physikalisch zu verbessern sucht. 
Zunächst weist Maurer — wahrscheinlich zum ersten Male in der Meteorologie 
— nach, daß ein reiner molekularer Leitungsvorgang für die Abkühlung der Luft 
in 2 m Höhe nicht zur Erklärung ausreicht, Leider kannte man damals noch 
nicht den Begriff der „Außeren“ Leitfähigkeit oder, wie Wilhelm Schmidt es 
später nannte, den Austauschvorgang infolge Luftunruhe. Maurer stellt sich 
daher den Abkühlungsvorgang der Luft als reinen Strahlungsvorgang vor, be- 
irachtet also A als einen „Strahlungskoeffizienten der atmosphärischen Luft“ oder 
genauer gesagt, den Strahlungskoeffizienten der Volumeinheit der atmosphärischen 
Luft. Infolgedessen formuliert er die Ausgangsformel wie folgt: 
® 
— 
gedd=—80—8,) dt oder # =D, + (da —0)a 89 
Hierin ist &, die Lufttemperatur bei Sonnenuntergang, © die Dichte der Luft 
und € ihre spezifische Wärme. Der Exponent in der e-Funktion bekommt also 
hier den Wert A = we: 
Für den Exponenten k findet auch Maurer den Wert 0.15, wodurch sich 
bei 9 = 0.00129 und e= 0.24 der Wert s = 0.000465 ergibt, der von Maurer als 
„Strahlungskoeffizient für die Volumeinheit und für die Stunde“ angesprochen wird, 
3. Jetzt vergehen nur 7 Jahre, bis wieder ein namhafter Meteorologe, 
Wilhelm Trabert, auf dieses Problem zurückkommt, als er den täglichen Gang 
der Temperatur auf dem Sonnblickgipfel bearbeitet, Trabert stellt sich die 
Frage: Bezieht sich der Strahlungskoeffizient auf die Masseneinheit oder auf 
die Yolumeinheit? Bisher hat man in der Physik die Strahlung immer auf
	        
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