Kalle, K.: Die große Wasserumschichtung im Gotland-Tief vom Jahre 1933/34. 145
unterschiedlichen Gebieten auszeichnen (Abb. 6), ergibt sich eindeutig das Vor-
handensein dieses ausgeprägten Umschichtungsvorganges, Hierbei ist zu bemerken,
daß die hohen Werte im Sauerstoffgehalt vom Jahre 1928 und 1929 zweifellos Fehl-
resultate darstellen, wie sich bei näherer Betrachtung des Beobachtungsmaterials
und aus dem Vergleich mit den parallel dazu angestellten Werten der Wasser-
stoffionenkonzentration (Ps) ergibt. Bezeichnend für das Verhalten des Sauer-
stoff- und Phosphatgehaltes ist folgendes: Während sich nach Abschluß des
Durchmischungsvorganges im Oktober 1934 im Verhalten der hydrographischen
Faktoren ganz allge-
mein eine innere Un-
ruhe bemerkbar macht,
neigen diese beiden
Faktoren in den weni-
gen Jahren nach der
Umschichtung bereits
wieder deutlich zu Zeh-
rungs- (Sauerstoff) bzw.
zu Anreicherungsvor-
gängen (Phosphat).
Auf Grund des
vorliegenden Beobach-
tungsmaterials können
wir uns die Umschich-
tung als das Endglied
eines langperiodischen
rhythmischen Entwick-
lungsvorganges im
Wasserhaushalt der
Ostsee vorstellen, In
dem augenblicklichen
Stadium (1934—39)
zeichnen sich die Bo-
denwasserschichten des
Gotland-Tiefs durch
eine verhältnismäßig
große innere Unruhe
aus, Dies wird so lange
weitergehen, bis end-
lich im Gefolge des
Vordringens der ein-
zelnen jährlichen Was-
sernachschübe aus dem
Kattegat eine Wasser-
masse besonders großer
Dichte die Tiefstlage
über dem Boden ein-
nimmt und damit zu
einer Stabilisierung der Tiefenwasserschicht führt. Jetzt kann der bereits im Gange
befindliche Prozeß der Sauerstoffzehrung und der Phosphatanreicherung ungestört
vor sich gehen. Hierbei ist bemerkenswert, daß der Augenblick, in dem sämtlicher
Sauerstoff aufgezehrt ist, bereits in wenigen Jahren erreicht sein wird, während der
Vorgang der Phosphatanreicherung immer weiter vor sich gehen wird. Dieser
Zustand würde unendlich lange Zeit anhalten, wenn nicht ein weiterer Vorgang
ihm schließlich ein Ende setzen würde. Dieser besteht, wie ganz deutlich aus
dem Verlauf der Salzgehaltskurve von 1926 bis 1933 zu erkennen ist, in einer
langsamen Aussüßung der tiefen Bodenwasserschicht durch von oben einsetzende
Vermischungsvorgänge mit dem schwächer salzhaltigen Oberflächenwasser wahr-
scheinlich im Gefolge der winterlichen Konvektion. Das Bodenwasser wird also
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