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Full text: 71, 1943

Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1943. 
Meeresbeckens und eine allgemeine Senkung nach den Küsten angenommen, was 
später durch die Beobachtungen seiner Expedition auch im wesentlichen bestätigt 
wurde. Knipowitsch konnte die Tiefenlage dieser Grenzschicht nicht über das 
ganze Schwarze Meer verfolgen, da seine Messungen nur den nördlichen und 
nordöstlichen Teil des Meeres umfaßten. Doch geben diese Beobachtungen mit 
denen der übrigen Expeditionen zusammengefaßt ein geeignetes Material, die 
Topographie der Obergrenze der Schwefelwasserstoffschicht für das ganze 
Schwarze Meer darzustellen und die charakteristische Wölbung im einzelnen zu 
untersuchen. 
Die, obere Grenze des H,S-Gebietes liegt im allgemeinen etwas höher als 
die untere Grenze des Eindringens von Sauerstoff, aber beide zeigen einen 
bemerkenswerten Parallelismus in der horizontalen Verteilung. Die äußersten 
Grenzen, in denen noch Spuren von H,S auftreten, sind chemisch schwer zu 
bestimmen, was aber nicht so sehr ins Gewicht fällt, da sich nach Knipo- 
witsch (16) diese äußerste Grenze des H,S (kenntlich durch einen schwachen 
Geruch) nur 15 bis 25 m über der Schicht befindet, wo der H,S-Gehalt nach 
der Analyse etwa 0.25 cm®%/l betrug. 
Als obere Grenze des Schwefelwasserstoffgebietes definieren wir, um zu 
präzisen Angaben zu kommen, eine Wasserschicht, die eine geringe, aber durch 
Analyse!) noch exakt zu bestimmende Menge des gelösten Gases enthält, Im 
folgenden betrachten wir die Wasserschicht mit einem H,S-Gehalt von 0,5 cm?/l 
als die obere Grenze des schwefelwasserstoffhaltigen Tiefenwassers. Die Tiefen- 
lage der 0.5 cm*%1 H,S-Schicht im Schwarzen Meer ist in Abb. 2 in etwas aus- 
geglichener Form dargestellt. Die Topographie dieser Grenzschicht zeigt ganz 
charakteristische Merkmale, In den zentralen Teilen des Meeres hebt sich 
diese Schicht bis zu 175 und 150 m Tiefe und kann sogar an einzelnen isolierten 
Stellen noch etwas höher ansteigen. In Küstennähe senkt sie sich bis in Tiefen 
von 250 m und mehr. Bemerkenswert ist die Tiefenlage im Gebiet nordwestlich 
von Batum, Hier senkt sich die Obergrenze der Schwefelwasserstoffschicht zu- 
nächst auf 225 m Tiefe, um dann mit weiterer Annäherung an die Küste erneut 
anzusteigen. Auch südlich der Straße von Kertsch und nördlich der mittel- 
anatolischen Küste sind auffallende Unregelmäßigkeiten im Verlauf der Linien 
gleicher Tiefenlage festzustellen. Sehr deutlich ergibt sich eine Trennung der 
östlichen und westlichen Aufwölbung südsüdwestlich der Krim zwischen 33° und 
34° E-Länge. Bemerkenswert ist ferner die relativ hohe Lage der 0.5 cm?/l- 
H,S-Schicht südöstlich Konstantza vor. dem Schelf der flachen nordwestlichen 
Bucht. 
Die Tiefenlage dieser Grenzschicht zeigt gewisse Beziehungen zu den Ober- 
flächenströmungen bzw. zur Topographie des physikalischen Meeresniveaus (vgl. 
Ann. d. Hydr. 1942, Heft IX). In den stromschwachen zentralen Gebieten der 
zyklonalen Kreisströmung liegt die Grenzschicht hoch und im Bereich der starken 
Küstenströmung senkt sie sich, in Strömungsrichtung gesehen, von links nach 
rechts, Dort, wo die Strömungen schwach und unregelmäßig sind, ist die Neigung 
der Grenzfläche geringer als in den Hauptstromstrichen, Ein Beispiel hierfür ist 
die geringe Neigung der Grenzfläche im nordwestlichen Teil des Schwarzen 
Meeres, Die aus dem Massenaufbau des Schwarzen Meeres berechneten Ober- 
flächenströmungen (22) im nordwestlichen Teil zeigen, daß der Hauptteil des 
südlich der Krim nach W.setzenden Stromes beim Auftreffen auf den Schelf 
fast rechtwinklig nach rechts abbiegt und nur ein geringer Teil der Wasser- 
masse in südwestlicher Richtung, den Tiefenlinien folgend, abströmt. Dieser 
letztere Strom gehört dem zyklonalen Kreisstrom des westlichen Schwarzmeer- 
beckens an, ist aber bedeutend schwächer als der Strom an der südlichen 
Begrenzung dieses westlichen Wirbels, Die geringe Senkung der H,S-Grenze vor 
dem Scheilf der nordwestlichen Bucht und die viel stärkere Neigung der Grenz- 
fläche an der anatolischen Küste spiegeln deutlich die dynamischen Verhältnisse 
der oberen Wasserschichten wider. 
1, Bei der Schwarzmeer-Asowschen Fischereiexpedition wurde die obere Grenze des Schwefel- 
wasserstoffgebietes kolorimetrisch mit Dimethylparaphenillendiamin bestimmt
	        
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