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Full text: 71, 1943

Neumann, G.; Über den Aufbau u. die Frage der Tiefenzirkulation des Schwarzen Meeres. 5 
Das charakteristische Kennzeichen der Stratosphäre ist der zum Boden zu- 
nehmende Schwefelwasserstoffgehalt. Aus sämtlichen erreichbaren Beobachtungen 
konnte folgende mittlere vertikale Verteilung des H,S berechnet werden: 
| erpresst 200 | 800 | 500 | 1000 1500 | 2000 
H,S-Gehalt (em%l) ......0...000 045 1.42 | 845 555 | 6.09 | 6.24 [5997 
bei 0°C und 760 mm (229) | (163) | (92) | (67) | (44) | (28) [(32) 
Die in Klammern beigefügten Zahlen geben die Anzahl Einzelbeobachtungen an, 
aus denen der Mittelwert berechnet wurde. Vier Beobachtungen in 2000 m 
Tiefe zeigen die auffallend niedrigen Werte 5.12, 4.34, 4.31 und 3.16 cm*/l. Bleiben 
diese vier anscheinend fehlerhaften Werte bei der Mittelbildung unberücksichtigt, 
dann erhält man als Mittelwert in 2000 m Tiefe 6.24 ecm’/l bei 28 Einzelbeob- 
achtungen. 
Von den verschiedenen Hypothesen über die Herkunft des Schwefelwasserstoffs 
im Schwarzen Meer kann heute die von N. I. Tschigirin und P.T. Danil- 
tschenko (se) angegebene als die wahrscheinlichste gelten, Nach diesen Autoren 
sind Reduktionsprozesse der Sulfate durch Kohlenstoff der organischen Substanz 
die Hauptentstehungsquelle dieses Gases, die sich bei Beteiligung gewisser Bakterien 
(Mierospira) abspielen. Zu derselben Ansicht kommen auch die Bakteriologen 
der Schwarzmeer-Asowschen-Fischereiexpedition B. L. Issatschenko und A. A, 
Egorowa (14). Bei Anwesenheit solcher Reduktionsprozesse muß neben der 
Zunahme des Schwefelwasserstoffgehaltes mit der Tiefe auch eine relative Ab- 
nahme der Sulfate und Zunahme der Karbonate beobachtet werden, was durch 
die chemischen Untersuchungen von Tschigirin und Daniltschenko auch 
bestätigt wurde. Von sehr geringer Bedeutung ist die Bildung des H,S aus 
organischen Stoffen im Wasser, wie es beim Zerfall der Eiweißkörper entsteht. 
Die untere Wasserschicht, in der das organische Leben nur durch anaerobe 
Mikroorganismen vertreien ist, haben Daniltschenko und Tschigirin die 
Reduktionszone des Schwarzen Meeres genannt, im Gegensatz zur oberen, der 
Oxydationszone, in der ein recht mannigfaltiges Tier- und Pflanzenleben vor- 
herrscht. 
Von einer Darstellung und. Diskussion der wichtigsten Vertikalschnitte im 
Schwarzen Meer kann an dieser Stelle abgesehen werden. Man findet solche 
Schnitte und ihre ausführliche Beschreibung in den Arbeiten von Knipowitsch 
(16) (17), Schokalski und Nikitin (so), Skworzow und Nikitin (24) (2s) (26). 
Sie beschränken sich aber ausschließlich auf die obere Wasserschicht bis 250 m 
oder 300 m Tiefe, Die wichtigste und auffallendste Erscheinung in all diesen 
Schnitten ist die Aufwölbung sämtlicher Isolinien in den zentralen Teilen des Meeres, 
Im vorangegangenen Abschnitt konnte an Hand einiger Vertikalkurven eine 
erste Übersicht über die Schichtungsverhältnisse des Schwarzen Meeres gegeben 
werden. Es traten im vertikalen Aufbau charakteristische Grenzflächen hervor, 
die Wasserarten mit verschiedenen physikalischen und chemisch-biologischen 
Eigenschaften voneinander trennen. Eine räumliche Vorstellung vom Aufbau 
des Wasserkörpers gewinnen wir aber erst, wenn wir die Lage der wichtigsten 
Grenzflächen im Gesamtwasserkörper und die horizontale Verteilung der Elemente 
in verschiedenen Tiefenhorizonten betrachten. 
2, Grenzflächen im Wasserkörper des Schwarzen Meeres, 
Eine der wichtigsten Grenzflächen im Wasserkörper des Schwarzen Meeres 
ist die Grenze zwischen der sauerstoffhaltigen Oberschicht und der schwefel- 
wasserstoffhaltigen Tiefenschicht. Sie trennt zwei völlig verschieden aufgebaute 
Wasserkörper, und man kann vermuten, daß ihre räumliche Lage im Gesamt- 
wasserkörper eng mit der Dynamik der oberen Wasserschichten verbunden ist. 
Schon vor der Schwarzmeer-Asowschen Fischereiexpedition hat Knipowitsch 
die Vermutung ausgesprochen, daß diese Grenzschicht nicht horizontal liegen 
kann, sondern in ganz charakteristischer Weise gewölbt sein muß. Auf Grund 
des von ihm angenommenen Strömungsschemas hat Knipowitsch (16) eine Auf- 
wölbung dieser Fläche in den zentralen Teilen des östlichen und westlichen
	        
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