Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1943.
5 cm*/| zusammenfällt, ist, richtig bezeichnet, nur die Untergrenze der ther-
mischen Vertikalkonvektion,
Wäre die untere Troposphäre völlig bewegungslos, dann könnte eine Ver-
sorgung mit Sauerstoff nur in der oberen Deckschicht stattfinden, nämlich soweit
die thermische Vertikalkonvektion reicht, da eine beträchtliche Ausscheidung des
Sauerstoffs nur in, den oberen Schichten stattfinden kann. Für den Sauerstoff.
gehalt der unteren Wasserschichten bleiben demnach nur zwei Quellen übrig:
Der Sauerstofftransport von den oberen Schichten in die Tiefe und horizontale
Advektion sauerstoffhaltigen Wassers, Da ein großer Teil des Sauerstoffs bei
der Oxydation absinkender Kohlenstoffteilchen und in bestimmten Tiefen auch
bei der Oxydation des Schwefelwasserstoffs verbraucht wird, kann die Quantität
des in die Tiefe transportierten Sauerstoffs keineswegs gering sein,
Eine seitliche Sauerstoffzufuhr könnte durch die untere Bosporusströmung
erfolgen. Wie weit sich der Einfluß dieser Strömung in das Schwarze Meer
erstreckt und wie im einzelnen die Ausbreitung des Bosporuswassers vor sich
geht, bleibt noch eine offene Frage [Knipowitsch (1s) S. 40]. Spezielle Unter-
suchungen hierüber liegen noch nicht vor. Man kann aber vermuten, daß das
Wasser der unteren Bosporusströmung nach dem Verlassen der Meeresstraße
sich zuerst nach NE richtet und allmählich nach E abbiegt. Das Bosporuswasser
sinkt schnell in größere Tiefen ab, vermischt sich anscheinend rasch mit der
umgebenden Wasserart und verliert bald seine charakteristischen Eigenschaften
als. ortsfremdes Wasser, Nur unmittelbar nördlich des Bosporus ist das ein-
dringende Wasser noch deutlich am höheren Sauerstoffgehalt zu erkennen.
Auch hat man am Eingang zum Bosporus und in einiger Entfernung nach Osten
Fische und Schalen von Mollusken angetroffen, die als typische Vertreter der
Mittelmeerfauna bezeichnet werden müssen, Es wäre auch möglich, daß bei
einem schubweisen Einströmen von unterem Bosporuswasser in das Schwarze
Meer der Einfluß dieser sauerstoffreichen und salzhaltigeren Unterströmung
nicht immer beobachtet werden kann und nur zeitweilig an den Stationen in
unmittelbarer Nähe des Bosporus festzustellen ist.
Für die Sauerstoffversorgung der Wasserschichten unterhalb der Zone
direkter Vertikalkonvektion kommt hauptsächlich nur der durch Austausch be-
dingte Transport sauerstoffreicheren Oberflächenwassers in die Tiefe in Frage.
Der Sauerstofftransport durch Diffusion und absinkende Teilchen irgendwelcher
Art (Staub, feste und halbflüssige organische Reste u. dgl.) wird dagegen eine
unbedeutende Rolle spielen. Man kann daher auch in der unteren Troposphäre
mit Strömungen rechnen, die aber mit der Tiefe anscheinend rasch abnehmen.
Die untere Grenze der Vertikalzirkulation (Austausch) kann unter gewissen Um-
ständen mit der unteren Grenze einer horizontal bewegten Wassermasse ange-
nähert zusammenfallen. Die beobachtete Sauerstoffabnahme mit der Tiefe läßt
sich natürlich nicht allein dynamisch erklären; sie ist vielmehr die Folge eines ver-
wickelten Zusammenspiels physikalischer, chemischer und biologischer Faktoren.
Doch kann man annehmen, daß der Transport des Sauerstoffs in die Tiefe
überwiegend durch den vertikalen Austausch bedingt, also auf das Vorhandensein
bestimmter Wasserbewegungen zurückzuführen ist.
An der Untergrenze des Sauerstoffgebiets erreicht die Temperatur mit etwa
8.7° fast die Temperatur des Wassers am Meeresboden in rund 2000 m Tiefe,
Diese auffallend konstante Temperatur der Stratosphäre beträgt etwa 8.8° bis
9.0° C (vgl. Abb. 1), und die geringe Temperaturzunahme von rund 300m Tiefe
bis zum Meeresboden ist wohl zum größten Teil auf den adiabatischen Effekt
zurückzuführen. Eine von Tschigirin angegebene Tabelle der mittleren Ver-
teilung der Temperatur scheint dies zu bestätigen:
A m 7 ; ı
Tiefe var. (m)! 0 | 100 | 200 | 300 | 500 | 1000 | 2000
Mittl. Temperatur in situ... 13.80| 7.95 | 8.69 | 8.80 | 8.83 | 8.98 | 9.00 °C
Mittl, potentielle Temperatur — |! 7.94 | 8.67 | 8.76 | 8.77 | 8,81 | 8.75 °C