100 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1943,
Winter 10, 12, 14 oder wenn möglich 9 und 15 Uhr wahrer Ortszeit, auf jeden
Fall sollte aber immer eine Messung auf 12 Uhr fallen (Anmerkung 9!).
Zur Darstellung des Jahresganges, der häufig sehr deutlich ausgeprägt sein
kann, dürfte es ferner zweckmäßig sein, sich nicht nur auf Beobachtungen zu
einer bestimmten Tageszeit, etwa mittags 12 oder 14 Uhr, zu beschränken,
sondern auch solche Werte heranzuziehen, die bei einer festen Sonnenhöhe
erhalten sind, etwa 20° (entsprechend einer durchstrahlten Luftmasse von 3 nach
Bemporad) oder 30° (Luftweg 2 im Meeresniveau). Der Unterschied wird aber nicht
sehr groß sein (wie bei Strahlungsmessungen!), wenn er überhaupt vorhanden ist,
Ferner ist auch eine Trennung zwischen Vormittag und Nachmittag zu
empfehlen, weil es sich mehrfach erwiesen hat, daß der heitere Himmel in den
Morgenstunden wesentlich blauer sein kann als nachmittags, worauf u. a. schon
Crova 1889 sehr eindrücklich hingewiesen hat. Auch die Beobachtungen in neuerer
Zeit mit der Linkeschen Skala haben das vollauf bestätigt, wozu einige Beispiele in
der Tab. 4 gezeigt werden. Der Mittagswert ist als Bezugswert mit 1.00 eingesetzt,
Tabelle 4. Himmelsbläue vormittass und nachmittags,
Beobachter und Ort
Tr Voigts, Travemünde. ....
. Orimm
F. Müller } Tabarz.........
G. Schindler, Podersam ....
> : I Differenz
morgens | mittags | nachmittags ! morgens — nachmittags
|
1.03 1.00 0,93
0,98 1.00 0,75
1.01 1.00 | 089
+0.10
| +0,23
„1.0.12
Auch für Samoa ergibt sich nach den Beobachtungen Thomsons (22) ein
entsprechendes Resultat.
Wie wird nun die Linkesche Blauskala am zweckmäßigsten benutzt,
um die Resultate so zuverlässig und einheitlich wie möglich zu machen?
F, Linke gibt folgende Grundmethode an (so): Der Beobachter stellt sich
mit dem Rücken gegen die Sonne ‚und fixiert mindestens eine halbe Minute lang
fest die dunkelste, blaueste Stelle des Himmels, die etwa 90° von der Sonne
entfernt ist, wie vorhin erwähnt wurde, Ohne nun die Augen vom. Himmel ab-
zuwenden, entfaltet man die Skala ganz beliebig und führt sie dann rasch in
das Gesichtsfeld ein, so daß die Blätter hell von der Sonne beleuchtet werden.
Man schlägt nun die Seiten so lange um, bis die passende Farbstufe gefunden
ist oder man festgestellt hat, daß eine Interpolation erfolgen muß, weil keine
der vorhandenen Farbtönungen zutrifft.
H. Loßnitzer (10) schlug zur Erleichterung der Schätzung vor, zwischen
das Auge und die Skala eine Lochblende von 2 bis 5 mm Durchmesser in 20 cm
Augenabstand zu halten. Die Skala wird dann so gegen den Himmel gehalten,
daß sie die eine Hälfte des scheinbaren Gesichtsfeldes der Lochblende ausfüllt,
während durch die andere Hälfte der zu schätzende Himmelsabschnitt anvisiert
wird, Durch die Akkommodation des Auges (nicht Adaptation!) auf den Blenden-
rand soll bei Farbgleichheit die Begrenzung zwischen Skala und Himmel ver-
schwinden, so daß beide gewissermaßen ineinander überfließen. Die Blende soll
aus‘ stumpfer, neutralgrauer Pappe geschnitten sein. Eine ähnliche Wirkung
erzielte der Verfasser dadurch, daß er an Stelle der Lochblende einfach zwischen
dem zweiten und dritten Finger der freien Hand hindurchblickend die Schätzung
vornahm. Wenn nun das Auge auf die Finger scharf eingestellt wird, tritt ein
entsprechender Effekt wie bei der Lochblende auf. Dieses Verfahren hat den
Nachteil, daß das Auge sich automatisch immer auf den eigentlich betrachteten
Gegenstand scharf einstellt, und das ist hier die Skala und nicht die Blende
(Anmerkung 10!). Es ist also ein gewisser Zwang nötig, der das Auge leicht
ermüdet und von den meisten Menschen als sehr unangenehm empfunden wird.
Anmerkung 9: Ein solcher Tagesgang der Himmelbläue kann natürlich, wenn er tatsächlich
vorhanden sein sollte, größenmäßig nur von sehr geringem Ausmaße sein, weshalb er mit der Linke-
schen Skala wohl sehr schwer erfaßbar sein wird,
Anmerkung 10; Ahnlich ist es, wenn man ein Fadenkreuz in, einem Okular außerhalb der
Bildebene anbringt,