Spangenberg, W, W.: Bemerkungen zur Bestimmung der Himmelsfarbe usw. 95
Mischung kamen: Schwarz, Weiß und gesättigtes Blau, die aber nicht immer
zur Erzeugung der Himmelsfarbe ähnlicher Töne ausreichten, denn die Schla-
gintweits fügten (nach Exner) ergänzende Sektoren von okergelber Farbe
hinzu (12). (Anmerkung 2!)
Wie Pernter-Exner (7) treffend bemerkten, müßte man — streng ge-
nommen — hierbei alle Farben des Spektrums benutzen, was natürlich praktisch
unmöglich ist. Man täte dann besser, anstatt dieses synthetischen Verfahrens
sich der Analyse (durch das Spektroskop) zuzuwenden, — In größeren Höhen
erschwert die zunehmende Schwarzkomponente des Himmels einen Vergleich mit
der Linkeschen Skala in verhältnismäßig geringem Maße, wie es sich aus Beob-
achtungen bei Flugzeugaufstiegen über Köln ergab, die 1937/38 durch H. Berg
ausgeführt wurden (18). Aber auch im Meeresniveau können natürlich durchaus
ähnliche Schwierigkeiten in Erscheinung treten, ‚Bei größeren Sonnenhöhen kann
man ferner gelegentlich am Horizont. der Sonnengegenstelle ausgesprochen
grünliche Töne in der Himmelsfarbe finden (8). Es kommt daher bei der
Beobachtung mit der Linkeschen Skala darauf an, ausschließlich die rein blauen
Farbtöne zu erfassen und die beigemischten Farbkomponenten weniger zu be-
werten, was natürlich einige Übung erfordert, aber keinesfalls unmöglich ist,
2, Als Lichtquelle zur Beleuchtung der Skalenblätter wird das Sonnenlicht
[und zum Teil auch das Himmelslicht*)] benutzt. Da tritt nun sogleich ein
Umstand störend hervor, auf den auch schon W, Kramer (ss) aufmerksam ge-
macht hat, daß nämlich das Sonnenlicht weder in seiner Intensität noch in
seiner spektralen Zusammensetzung auch nur annähernd zu allen Zeiten gleich-
wertig ist. Man kann zwar diesem Übel kaum aus dem Wege gehen, trotzdem
ist es aber wichtig, sich dieser Tatsache bei der Schätzung zu entsinnen. Je
länger der Weg ist, den die Sonnenstrahlen durch die irdische Atmosphäre zu-
rücklegen müssen [durchstrahlte „Luftmasse“ oder „Luftweg“ im Sinne A. Bem-
porads (14)], um so größer wird der prozentische Anteil der langwelligen Strahlen
an der Gesamtstrahlung, um so roter wird das Sonnenlicht, Und das wirkt sich
natürlich auch auf die Beleuchtung der Linkeschen Skala aus. Wenn nun die
Beobachtungen einigermaßen einheitlich und vergleichbar sein sollen, ergibt sich
für unser Problem die Forderung, daß Schätzungen der Himmelsbläue möglichst
erst bei solchen Sonnenhöhen ausgeführt werden sollten, bei denen der relative
Rotgehalt der Sonnenstrahlung nicht mehr allzu groß ist, etwa nicht viel größer
als 80%, um einen Wert zu nennen..
Das tritt im Meeresniveau erst bei Sonnenhöhen um 10° bis 15° herum ein
ein (Anmerkung 3!). Solche Sonnenhöhen werden bei uns im Winter nur in
den Mittagsstunden erreicht, so daß man also genau genommen dann nur um
den wahren Mittag herum, etwa zwischen 10 und 14 Uhr, messen dürfte. Der
Einwand, daß im Winter der relative Rotgehalt der Sonnenstrahlung geringer
wäre als in den übrigen Jahreszeiten, ist durchaus nicht zutreffend, Es kommt
hier also darauf an, Schätzungen mit der Linkeschen Skala erst von solchen
Sonnenhöhen ab auszuführen oder miteinander zu vergleichen, von denen ab der
Rotgehalt nicht mehr zu groß ist und nicht mehr allzu stark abnimmt.
Auch eine zu geringe Beleuchtung der Skalenblätter macht sich unter gewissen
Bedingungen recht störend bemerkbar, denn bei nicht genügender Helligkeit fallen
die Blaugrade bei der Schätzung erheblich viel niedriger aus als bei guter Be-
leuchtung. Man hat dann ähnliche Verhältnisse wie bei Schätzungen im Schatten,
wo man durchweg 2 bis 3 Skalenteile niedriger schätzt als gewöhnlich. Als
niedrigste Sonnenhöhen, bei denen eine Messung gerade eben noch möglich war,
fand der Verfasser bei seinen Versuchen Werte zwischen 5 und 7°, darunter
reichte die Beleuchtung meistens nicht mehr ganz aus. Einige Stationen, die
Anmerkung 2: Pernter-Exner (7) benennen das Rotationszyanometer nicht nach Parrot,
sondern nach den Brüdern Schlagintweits.
*) Grundlegend ist hierbei nach Jensen (6) zu beachten, daß die Vergleichsfarbfläche zum Teil
mit von der zu schätzenden Lichtquelle erhellt wird,
Anmerkung 3: Die relativen Rotgehalte der Sonnenstrahlung liegen durchschnittlich bei
17.5° Sonnenhöhe um 70% herum, können aber bei abnehmender Sonnenhöhe rasch ansteigen, z. B.
bei 3° Sonnenhöhe bis auf mehr als 95%,