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Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1943,
zur Beobachtungstechnik als solcher gemacht werden sollen. Eine ausführliche,
exakte Behandlung aller dieser Probleme findet man bei Busch-Jensen (s),
Jensen (es) oder Pernter-Exner (7); auf diese grundlegenden Werke wird hier
noch des öfteren verwiesen werden.
Die Ermittlung der Himmelsfarbe kann auf drei prinzipiell verschiedenen
Wegen erfolgen. Zunächst kann man die Farbe nach einer Gedächtnisskala
abschätzen und festlegen, Aber dieser Weg bleibt der Natur der Dinge nach
selbstverständlich nur eine relativ rohe, bloße Schätzung; ein Vergleich mit
fremden Beobachtungen ist nur beschränkt möglich. Eine weitere Methode
beruht darauf, die Himmelsfarbe mit einer künstlichen Farbenreihe zu ver-
gleichen und danach zahlenmäßig auszudrücken, Hierher gehört das Zyanometer
von Saussure, die Linkesche Blauskala, das Blaukeilinstrument von Lands-
berg und Jobbins u, a. Und schließlich kann man durch mehr oder minder
komplizierte direkte und indirekte Methoden versuchen, alle subjektiven Momente
so weit wie möglich auszuschalten und das menschliche Auge und die mensch-
liche Auffassungsgabe durch physikalisch exakt definierte Verfahren zu
ersetzen (Zyanometer auf dem Prinzip der chromatischen Polarisation, Spektral-
photometer, lichtelektrische Zellen u. ä.) (s, 6, 7). In der vorliegenden Arbeit
soll aber ausschließlich einiges zur Linkeschen Himmelsblauskala gesagt werden,
die heute weit‘ verbreitet ist und in der Hand zahlreicher Beobachter recht
gute Ergebnisse liefert.
Im Jahre 1924 stellte sich F, Linke eine Folge von acht Farbtönen zu-
sammen, von Weiß (Stufe 3) bis Ultramarinblau (Stufe 10), nach der er das
Himmelsblau bis auf halbe Stufen abschätzte. Als den höhsten Blaugrad ermittelte
Linke in Südamerika in etwa 3700 m Meereshöhe 9.0 (8).
Die spätere Form der Elauskala wurde zusammen von F. Linke und W., Ost-
wald im Jahre 1928 hergestellt (9). Dabei wurden die einzelnen Stufenwerte
so gewählt, daß die Abstände nach dem Fechnerschen Gesetz (Anmerkung 1!)
als gleich groß empfunden wurden, Die verwandten Farbstoffe sollen nach
W. Ostwald gegen Einflüsse von Licht und Luft verhältnismäßig unempfindlich
sein, so daß eine weitgehende Konstanz der Farbtöne gewährleistet erscheint.
Diese Farbenreihe enthielt sieben verschiedene Farbtöne, die mit geraden
Zahlen bezeichnet wurden, von 0 (reines Weiß) bis 14 (Ultramarinblau).
Ungerade Zahlen können ganz nach Bedarf interpoliert werden. Die heute
benutzte und weit verbreitete neue Blauskala von Linke enthält acht Farbwerte
mit einer Bezeichnung bis 16. Sie hat sich sehr rasch eingebürgert und hat
vor allen Dingen den großen Vorteil, daß alle Skalen aus ein und derselben
Quelle stammen und somit in ihren Farbwerten gut übereinstimmen. Diese
Skala liefert bei einiger Übung und nötiger Vorsicht recht brauchbare und
anschauliche Resultate. Die Anwendung ist denkbar einfach: man hält die vom
direkten Sonnenlicht erhellten Skalenblätter, die buchartig zusammengebunden
sind, gegen den dunkelsten, blauesten Punkt des Himmels und schätzt unter
Umblättern ab, welcher Grad der Skala der Himmelsfarbe am ähnlichsten erscheint.
Allerdings bringt auch diese Methode einige grundlegende Schwierigkeiten
mit sich, die in den folgenden Momenten zu suchen sind,
1. Passende Farbtönungen und Farbabstufungen. Die Farbwerte der
jetzt allgemein gebräuchlichen neuen zweiten Serie (mit Schwarz) sind für das
Tiefland und für mittlere Höhenlagen in unsern Breiten durchaus passend und
ausreichend. Eine Abweichung der Himmelsfarbe ins Purpurrote, wie sie von
H. Loßnitzer bemerkt wurde (10), kann natürlich schon sehr wohl vorhanden
sein, jedoch ist ihr Vorhandensein von anderen Beobachtern keineswegs als
besonders störend empfunden worden, Ähnliche Schwierigkeiten traten seinerzeit
auch bei den Beobachtungen der Himmelsfärbung durch die Brüder Schlagint-
weits auf, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts in den Alpen mit einem
Rotationszyanometer nach Parrot (11) arbeiteten. Diesem Zyanometer liegt das
Prinzin des bekannten Farbenkreisels zugrunde, bei dem drei Farben zur
Anmerkung 1: Fechners psycho-physisches Gesetz bes daß die Stärke der Empfindung
nicht wie die absolute Stärke der Reize wächst, sondern wie die Logarithmen der Reizgrößen.,