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Full text: 71, 1943

Wegener, K,: Der „kernlose‘“ Winter der Polar-Region, 
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sind als bei uns, wenn wir gleiche Höhen zugrunde legen. Auf den schrägen 
Firnflächen der Polargebiete dagegen finden wir diese horizontalen Temperatur- 
differenzen in wenigen Kilometer Entfernung infolge der schrägen Lage der 
Flächen gleicher Temperatur in der Inversion, Auch in Rußland fließt am 
Boden im Winter die Luft nach außen, aber außerordentlich langsam im Gegensatz 
zu den geneigten Firnflächen der Polar-Region, wo sie von 3000 m hinab fließt, 
Auf diesem Abstieg muß offenbar der Unterschied gegenüber den Kernwintern 
der Flachländer beruhen. 
Nach der teilweisen Zerstörung der Inversion muß sich ein neuer Gleich- 
gewichtszustand zwischen Temperatur und Wind herstellen. Die Ausstrahlung 
nimmt nun ab, so daß die Temperatur zwar weiter sinkt, aber zu langsam, um 
das Gleichgewicht erneut zu gefährden. 
Eine genauere Analyse ist nicht einfach. Läßt man die Verhältnisse Grön- 
lands auch für die Antarktis gelten, so muß mit dem scheinbaren überadiabatischen 
Temperaturgefälle mit der Höhe in der Winterszeit gerechnet werden; eine 
längs der Firnoberfläche adiabatisch absteigende Luftmasse findet überall eine 
Firntemperatur vor, die höher ist als ihre eigene, sollte also allmählich auch 
ohne Reibung von unten her durchmischt werden. Bemerkenswert sind auch 
die Schwingungen der Temperatur in Eismitte von. einer Stunde Periode, die 
sich kaum anders als aus einer einwärts gerichteten Bewegung der oberen Luft- 
massen deuten lassen, 
Nebenher treten natürlich alle die Störungen auf, die das Wetter und die 
Herkunft der Luftmassen mit sich bringen. Gäbe es in Grönland und im Süd- 
polargebiet keine Depressionen, so könnte dort auch keine Schneedecke vor- 
handen sein, die die Voraussetzung für ein permanentes Ferrelsches Hochdruck- 
gebiet ist. Der Schwerewind und das Ferrelsche Hochdruckgebiet, damit aber 
auch der Wiederanstieg der Temperatur im Wintersanfang sind nur Super- 
positionen über dem wechselvollen Austausch von Warm- und Kaltluftmassen, 
die innerhalb weniger Tage Schwankungen der Lufttemperatur gelegentlich um 
30° hervorrufen. 
Bemerkungen zur Bestimmung der Himmelsfarbe 
nach der Linkeschen Himmelsblau-Skala. 
Von W, W. Spangenberg, Seestadt Rostock. 
Die Bestimmung der Blaufärbung des Himmels ist nicht nur außerordentlich 
interessant und reizvoll, sondern auch in wissenschaftlicher Hinsicht recht wert. 
voll und aufschlußreich. Die Himmelsbläue vermag uns nämlich in großer An- 
näherung gewisse Aufschlüsse über den jeweils herrschenden atmosphärischen 
Reinheitsgrad zu geben. So machte Chr. Jensen mit Recht darauf aufmerksam, 
daß man Versuche, den Trübungszustand der Atmosphäre durch Schätzung der 
Blausättigung des heiteren Himmels zu beurteilen, in ihrem großen Wert keines- 
wegs unterschätzen sollte (1). F, Linke wies einen deutlich inversen Gang von 
Bläue und Trübungsfaktor nach (2). Eine Auswertung von rund 700 Messungen 
der Sonnenstrahlungsintensität an sieben Stationen verschiedener Höhenlage 
durch F. Lauscher (s) führte zu der folgenden Beziehung zwischen Himmels- 
bläue B (in Skalenteilen der weiter unten zu besprechenden Linkeschen Skala) 
und Trübungsfaktor T: 
B — 15.3 — 18.21og T (1a) 
und B== 17.1 — 18.2 1og T’ (1b), 
wo T der alte und T’ der neue Trübungsfaktor ist. Den Zusammenhang zwischen 
Blaugrad und dem Trübungsfaktor von Strahlung verschiedener Wellenlängen 
findet man kurz bei H. Friedrichs behandelt (4). 
Die theoretischen Grundlagen der Entstehung der Himmelsfarbe und der 
Ursachen ihrer sehr starken Veränderlichkeit dürfen hier wohl als hinreichend 
bekannt vorausgesetzt werden. Eine Darstellung dieser Fragen würde auch den 
Rahmen dieser Arbeit überschreiten, in der nur einige allgemeinere Bemerkungen
	        
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