Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1926.
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worden war. Diese Versuche fanden in Fühlungnahme mit der Deutschen Ver
suchsanstalt für Luftfahrt statt, die in dankenswerter Weise auch ein Kreisel
instrument leihweise überlassen hatte. Ebenso ist hierbei die Unterstützung
durch die Firma W. Ludoph zu erwähnen, die einen Segelflugzeugkompaß, der
sich bei Sturz- und Kurvenflügen am besten bewährt hatte, als Geschenk überließ.
In Anerkennung der Wichtigkeit all dieser Forschungen hat das Reichsverkehrs
ministerium, Abteilung Luftfahrt, Ende des Jahres der Seewarte ein weiteres
Flugzeug vom Typ Junkers A 20 zur Verfügung gestellt.
Die luftelektrischen Messungen beschränkten sich auf die Inbetrieb
haltung eines Benndorf-Elektrometers für Potentialgefälle und die erforderlichen
Eichungen. Auch Strahlungsmessungen konnten nur in geringem Umfang
durchgeführt werden. Die täglichen Terminablesungen erfolgten in einer
Tropen-Wetterhütte mit großem Dach ohne Wände. Die Versuchsanstalt be
teiligte sich ferner an der Beobachtung von Sprengungs-Druckwellen am
26. Juni und 20. November 1926. Leider herrschte an beiden Tagen böiger
Wind, dessen Druckpulsationen die aufzunehmende Druckwelle verdeckten. Bei
dem letzten Termin wurde versucht, den Windeinfluß durch Aufstellung von
zwei Registrierapparaten Kühl’scher Konstruktion im Abstand von mehreren
100 Metern auszuschalten.
Von Juni bis August unternahm Dr. Georgi gemeinsam mit dem Studienrat
Dr. Dannmeyer eine meteorologische Studienreise nach Island mit Unter
stützung der Deutschen Seewarte, der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft,
der Hamburger Hochschulbehörde und der Hochseefischerei A.-G., Cuxhaven. Ihr
Zweck war die Anstellung von Strahlungsmessungen, des Ultraviolett für licht
biologische und der Gesamtstrahlung für meteorologische Forschungen; dazu
kamen aerologische Messungen, die Anlaß gaben zur Erörterung der Frage eines
Flugverkehrs in Island und zwischen Europa und Amerika über Island-Grönland.
Das Programm der flugmeteorologischen Studienfahrten über den
Ozean, das durch die reichlich zweijährige Reise des Dr. Kuhlbrodt auf dem
„Meteor“ eine dauernde Bereicherung erfährt, soll demnächst dadurch erweitert
werden, daß durch das Entgegenkommen der Reedereien nach Möglichkeit auf
den Ozeandampfern regelmäßig Pilotaufstiege von den Schiffsoffizieren aus
geführt werden. Zu diesem Zweck ist eine Vereinfachung des bisher benutzten
Bordtheodoliten in Angriff genommen worden.
An experimentellen Arbeiten wurde die Untersuchung eines Modells von
Helgoland im Windkanal, verschiedener Anemometer, Aneroid-Barometer, Baro
graphen und Thermographen vorgenommen. Einen wertvollen Zuwachs hat das
Instrumentarium durch das Geschenk einer nach Angaben von Herrn Dr. Bongards
bei Lambrecht hergestellten Einrichtung zur Eichung von Hygrometern erhalten.
Der feinmechanischen Werkstatt lag ferner die Instandhaltung und
Reparatur der meteorologischen Instrumente der Seewarte und ihrer Außen
stellen ob. Dies waren: 3 Windmesser Steffens-Hedde, 9 Anemo-Tachometer,
12 Aspiratoren, 5 große und 3 kleine Aspirationspsychrometer, 3 Stoppuhren,
5 Regenmesser, 3 Thermometerhütten, 4 Barographen, 2 Thermographen, 1 Hygro
graph, 4 Quecksilberbarometer, 3 Aneroidbarometer, 1 Pilotballon-Ausrüstung für
den Seeflugwettbewerb, 17 Uhrwerke. Auf der Helgoländer Düne und dem Flug
hafen Hamburg-Fuhlsbüttel wurde je ein Böenschreiber aufgestellt.
Bei der Neukonstruktion des Bordtheodoliten wurde auch die Frage der
Registrierung mit Erfolg in Angriff genommen. Folgende Neuanfertigungen
wurden ausgeführt: 1 Schalenkreuzanemometer, 2 Pendel-Aneroide für die Zeit
dienstuhren der Seewarte, 1 Spiegeltheodolit, Ersatzteile an meteorologischen,
aerologischen und luftelektrischen Instrumenten.
Die Alterungseinrichtung für Aneroidbarometer hat sich weiter be
währt. Sie gestattete den Einstellungsunterschied bei steigendem und fallendem
Druck zum Verschwinden zu bringen und die mit einer stärkeren zeitlichen
Veränderung (Nullpunktsverschiebung) behafteten Instrumente auszumerzen. Der
Alterung wurden 366 Barometer mit insgesamt 168 000 vollen Druckzyklen unter
worfen. Nicht hierin enthalten ist die Untersuchung von Aneroid-Dosensätzen