Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1925.
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Sowohl durch die Personalvermehrung, wie auch schon durch die Aufstellung
der Schwarzpresse waren die räumlichen Verhältnisse der Wetterwarte uner
träglich geworden. Es gebührt deshalb den städtischen Körperschaften
Königsbergs besonderer Dank, daß sie 10 000 Mark für einen der Wetterwarte
zuzuteilenden Anbau an der neuen Flugzeughalle 3 bewilligten. Nach dem
Einzug am 1. November sind die alten Räume entlastet, und haben besonders
die Funker und die Druckerei besondere Räume erhalten können.
Hinsichtlich des Sturmwarnungswesens wurden gemeinsam mit dem Ober
präsidium und der Oberpostdirektion Erörterungen über Verbesserungen in der
Zustellung der Warnungstelegramme an die Signalstellen gepflogen, die schon
zu dankenswerten Verbesserungen geführt haben. Besondere Änderungen sind
nicht vorgekommen, nur in Neukuhren wurde der Signalmast versetzt.
Der öffentliche Wetterdienst hat sich weiterhin erfolgreich bemüht, in
weitere Kreise der Provinz einzudringen, es wurde dabei besonderer Wert auf
die Gewinnung der Schulen für den meteorologischen Unterricht und auf den
Aushang der Wetterkarten in Städten und Gemeinden gelegt. Die Auflage der
Wetterkarte hat sich um mehr als 25 Prozent gesteigert, sie betrug im Juli 608.
Seit Mitte Januar 1925 wird der Wetterkarte wöchentlich einmal eine Beilage
„Ostpreußische Wetterzeitung“ mitgegeben, in der in volkstümlicher Weise Fragen
der Wetterkunde behandelt werden. Durch den Ostmarkenrundfunk wird vor
mittags und abends die neueste Witterungsübersicht nebst Vorhersage verbreitet,
die sich erheblicher Wertschätzung erfreut.
Die Flugberatung erstreckte sich wieder auf die Strecken Königsberg—
Moskau, Königsberg—Riga, Königsberg—Danzig. Für den Streckensicherungs
dienst wurden während der Flugperiode stündliche Wetterbeobachtungen ange
stellt und durch die Flughafenfunkstelle ausgestrahlt. Einen Fortschritt für die
Beratung der Flüge nach Moskau bedeutete es, daß in diesem Jahre eine Anzahl
von Streckenmeldungen aus dem Auslande zwischen Königsberg und Smolensk
regelmäßig eingingen. Die zahlreichen durch den Flugdienst bedingten Wetter
meldungen konnten nur mit Unterstützung durch die Flugplatzfunkstelle aufge
nommen werden.
Die instrumenteIle Ausrüstung der Wetterwarte wurde durch einen
Thermohygrographen, ein Kontaktanemometer, einen Chronographen und ein
Maximumthermometer, ferner die Ausrüstung der Funkstation durch eine Lade
einrichtung und neue Akkumulatoren ergänzt. Auch die Bücherei konnte neue
Anschaffungen machen.
Die Wetterwarte wurde im September durch den Herrn Präsidenten der
deutschen Seewarte besichtigt; bei dieser Gelegenheit fanden Verhandlungen mit
dem stellvertretenden Herrn Magistratsdirigenten der Stadt Königsberg über
den Bau einer Wetterwarte auf dem geplanten neuen Flugplätze statt. Die
Wetterwarte erhielt Besuch von vielen Einzelpersönlichkeiten und den verschie
densten Vereinigungen, wobei erläuternde Vorträge gehalten wurden. Auch
außerhalb der Wetterwarte wurden mehrfach Vorträge gehalten.
Während des dritten Küstensegelflugwettbewerbes hat die Wetterwarte auf
der Kurischen Nehrung im Fliegerlager bei Rossitten einen Wetterdienst durch
geführt und meteorologische Messungen vorgenommen.
n. Seewetterwarte Swinemünde und Flugwetterwarte Stettin.
Dank der Erweiterung des funkentelegraphischen Empfangsgerätes der
Wetterwarte durch einen modernen Empfänger E 266 g der Firma Telefunken
konnte die Tätigkeit der Wetterwarte in mancher Hinsicht erweitert werden.
Die bessere Empfangsmöglichkeit des wetterdienstlichen Nachrichtenmaterials ist
in erster Linie dem Zeitungswetterdienst, Auskunfts- und Warnungsdienst zugute
gekommen.
Die Sturm- und Windwarnungen werden bei Beginn des Berichtsjahres nicht
nur draht-, funkentelegraphisch und telephonisch verbreitet, sondern nach Benach
richtigung der Marinesignalwache durch Scheinwerfersignale, die im Umkreis
von 50 Seemeilen die Warnungen allen Fahrzeugen auf See zukommen lassen