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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1925.
im außereuropäischen Teile sämtliche Tidekonstanten, im europäischen Teile nur
einige Seiten dieser Angaben neu hergeleitet werden.
2. Bearbeitung der Grundlagen für die Gezeitenvorausberechnung.
Die zweite Hauptaufgabe des Gezeitendienstes, die vor mehreren Jahren schon
einmal begonnene, aber wieder abgebrochene Neubearbeitung der Unterlagen für
die Berechnung der Gezeitenangaben, vor allem der deutschen Häfen, mittels
empirischer Verfahren ist in den letzten Monaten erneut in Angriff genommen
worden, und zwar auf so breiter Grundlage, daß auch alle sich später aus der
Bearbeitung des Windstaus und der Sturmfluten ergebenden Fragen ohne wieder
holte Verarbeitung der gleichen Beobachtungen nach anderen Gesichtspunkten
beantwortet werden können. Dies wird dadurch erreicht, daß jede Hochwasserzeit
und -höhe mit der ihr folgenden Niedrigwasserzeit und Höhe auf eine kleine Kartei
karte geschrieben und auf ihr weiterbearbeitet wird. Da der Kopf der Karten
die zugehörige Mondmeridiandurchgangszeit und andere Ausgangswerte enthält,
können die Karten leicht nach diesen geordnet und ohne langweilige Umschreibe
arbeit mittels einer schreibenden Additions- und Subtraktionsmaschine weiter
verarbeitet werden. Leider ist die einzige Additionsmaschine, die über die ge
nügende Anzahl von Stellen verfügt, im letzten Jahre unbrauchbar geworden.
An Beobachtungen sind bisher die in den Jahren 1901 bis 1919 in Hamburg,
St. Pauli-Landungsbrücken, beobachteten Hoch- und Niedrigwasserstände nach
Eintrittszeit und Höhe eingetragen worden.
Die Ermittlung von harmonischen Konstanten deutscher Häfen hat auch im
Berichtsjahre weiter zurückgestellt werden müssen, da die Handschrift zum
Teil II der „Harmonischen Analyse der Gezeiten des Meeres“ von Dr. Rauschel
bach nur wenig gefördert werden konnte.
3. Sonstige Arbeiten. Ausführliche Gezeitenangaben, auch von nicht in
den Gezeitentafeln enthaltenen Häfen, sowie andere Kalenderangaben, wie Sonnen-
und Mond-Auf- und Untergänge, sind im verflossenen Jahre von mehreren Her
stellern von Kalendern angefordert und ihnen geliefert worden.
Für den im Gezeitendienstzimmer in Betrieb befindlichen Tisch der elek
trischen Pegelfernübertragung ist mit der Gezeitenrechenmaschine eine vollständige
Gezeitenkurve von Hamburg als Unterlage für die Windstauuntersuchungen und
-meldungen angefertigt worden.
Auf Veranlassung der Marineleitung sind für das „Nordseehandbuch,
Westlicher Teil“ zwölf Gezeitenstromkarten mit Text nach den Grundlagen des
Gezeitenatlas hergestellt worden.
Die Erteilung von Auskünften und Gutachten über Gezeiten und Gezeiten
ströme der Elbe war auch im Berichtsjahre wieder stärker als in den vorher
gehenden Jahren. Die Auskunfterteilung über Gezeitenströme ist besonders da
durch erschwert, daß es bisher noch an einer genügenden Anzahl von Gezeiten
strombeobachtungen fehlt, um die vor allem im Hamburger Hafen verwickelten
Gezeitenerscheinungen mit Sicherheit zu erkennen.
In den ersten Monaten des Jahres hat ferner die Nordische Rundfunk-Aktien
gesellschaft, Hamburg, regelmäßig täglich nachmittags die Eintrittszeiten und
Höhen der beiden letzten vorhergehenden Hoch- und Niedrigwasser nach den
Beobachtungen am Pegeltisch erfragt und durch den Rundfunk verbreitet. In
der zweiten Hälfte des Jahres war die Verbreitung eingestellt, um zu Beginn
des neuen Jahres in verbesserter Art zu erfolgen.
c. Sturmflutwarnungsdienst.
Warnungen vor dem Eintreten höherer Wasserstände in Hamburg infolge
der Einwirkung des Windes auf die Wasseroberfläche der Nordsee und der Elbe
sind im Berichtsjahre regelmäßig durch Fernsprecher an die Hafenwache 6 auf
Entenwärder zur Benachrichtigung der Flußschiffer und an die Hamburgische
Wasserbaudirektion erlassen worden.
Die Vorarbeiten für eine eingehende Bearbeitung der Sturmfluten an der
deutschen Nordseeküste und in ihren Flußgebieten haben ergeben, daß es in
vielen Fällen möglich ist, eintretende Sturmfluten sowie deren voraussichtliche