Originalbeiträge
13. Jahrg. 2007/Nr. 3
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Mitt Umweltchem Ökotox
Grundsätzlich sollte für jedes Monitoring ein detaillierter
Untersuchungs- oder Probenahmeplan erstellt und gege
benenfalls mit dem Auftraggeber abgestimmt werden.
Probenahme
Bei der Probenahme sind insbesondere statistische Aspekte
zu beachten. Ein wichtiger Aspekt ist der Zusammenhang
zwischen der Probenmenge und/oder -anzahl und der
Repräsentanz. Außerdem ist zu klären, welche Probendichte
für eine zu erzielende Aussageschärfe notwendig ist. Für ein
Flächenmonitoring ist eine Festlegung von Probenahme
stellen auf Basis eines entsprechend der Fragestellung
dimensionierten Rasterfeldes sinnvoll.
Die Definition der statistischen Genauigkeit hängt stark
vom Monitoringziel ab, also von der Frage, in welchem
Zeitraum oder mit welcher räumlichen Auflösung welche Ver
änderungen mit welcher statistischen Sicherheit festgestellt
werden sollen. Hierbei müssen Kenntnisse über die räumliche
und zeitliche Variabilität in die Abschätzung mit eingehen. Die
saisonale Variabilität ist beim räumlichen Monitoring zur
Bestimmung des Beprobungszeitraums wichtig. Auch beim
Trendmonitoring (siehe Teil 1) ist die phänologische Ent
wicklung innerhalb des Probenahmezeitraums jeweils zu
beachten. Gegebenenfalls sind auch verschiedene Zeitskalen
bei unterschiedlichen Matrizes zu beachten (z.B. Wasser:
schnelle Änderungen, akute Wirkung; Biota, Sediment: lang
same Anpassungen, integrierende Effekte).
Die Wahl des Probenahmeverfahrens hat einen
entscheidenden Einfluss auf die Beschaffenheit und Menge
der Probe. Es ist zu entscheiden, ob zeitintegrierte Misch
proben oder Einzelproben, die eine Momentaufnahme
darstellen, für das Monitoring zweckmäßig sind. Es ist daher
insbesondere sinnvoll, auf standardisierte Probenahme
verfahren (z.B. VDI 3792, 3799 und 3957, Umweltprobenbank
des Bundes) zurückzugreifen oder zumindest die Probe
nahmeverfahren innerhalb eines Monitoring-Programms zu
standardisieren, um zu vergleichbaren Aussagen zu
gelangen.
Ein weiterer Aspekt der Probenahme ist die Frage, ob Einzel
proben oder Misch-/Poolproben (eine über mehrere Zeit
punkte gesammelte Probe am selben Objekt oder Zusam
menfügung von Proben mehrerer Objekte) zu untersuchen
sind. Die Entscheidung hängt zum einen von der Fragestel
lung und den damit verbundenen Anforderungen ab, zum
anderen aber auch von den finanziellen und technischen
Möglichkeiten. Zu beachten sind dabei u.a. folgende
Faktoren:
• Überwachungszweck: z.B. Räumliches Monitoring oder
Trendmonitoring. Informationen über die Variabilität der
Einzelproben sind erforderlich, z.B. für die statistische
Auswertung zur Erstellung einer Trendkurve einschließlich
der Vertrauensbereiche, Bestimmung der statistischen
Aussagekraft („Power“) und Feststellung signifikanter
Unterschiede zwischen verschiedenen Gebieten. Hierbei
geht die Anzahl der untersuchten Proben mit ein und
bestimmt die Genauigkeit der Aussage mit.
• Repräsentativität der Probe, abhängig von der Variabilität
innerhalb eines Gebietes (Sediment: in der Fläche, der
Schicht, im Sedimenttyp; Schwebstoffe: Jahreszeit,
organischer Kohlenstoffgehalt, Korngrößenverteilung),
einer Art (Biota) oder eines Wasserkörpers (Wasser:
zeitlich, in Fläche und Wassertiefe, ggf. Schichtung,
Salzgehalt, Temperatur).
• Integrationsgrad der Einzeluntersuchung in ein Programm,
individuelle Abhängigkeiten verschiedener Parameter:
Beim integrierten Monitoring kann es notwendig sein,
verschiedene Untersuchungen jeweils an Individualproben
durchzuführen (z.B. Erfassung von Schadstoffgehalten
und enzymatische oder toxikologische Tests).
• Gewünschte/notwendige Zusatzinformationen für die
Interpretation, Bewertung, Weiterentwicklung des
Programms; beispielsweise die getrennte Analytik von
Schwermetallen in der filtrierten Wasserprobe und im
Rückstand in Abhängigkeit von der Schwebstoffcharak
teristik.
• Benötigte Probenmenge für die Analytik: Abhängig von
den Konzentrationen und der Nachweisstärke der zur
Verfügung stehenden Methoden. Bei geringen
individuellen Probenmengen kann es notwendig sein,
MisciWPoolproben zu verwenden und die damit
verbundenen Informationsverluste in Kauf zu nehmen,
soweit sie nicht zu einem Verfehlen des Zwecks der
Untersuchung führen.
• Alterung von Proben: Proben können aufgrund längerer
Probenahmezeiten (Tage bis mehrere Wochen/Monate)
altern. Dies ist durch geeignete Maßnahmen (z.B. Kühlung
oder Konservierung) zu vermeiden. Ist dieses nicht
möglich (z.B. Alterung von Schwebstoffen bei
Verwendung passiver Sammler) muss dieses bei der
Interpretation der Daten berücksichtigt werden.
Beispiel: Probenahme von Dreikantmuscheln für die
Umweltprobenbank (Anhang 1)
Passivsammler
Die seit den 1990er Jahren neu entwickelten Passivsammler
werden immer populärer im Umweltmonitoring. Ihr Einsatz ist
attraktiv, weil sie üblicherweise einfach konstruiert sind, keine
Stromversorgung erfordern und sich deshalb auch für abgele
gene Beprobungsstellen und größere Messnetze eignen.
Diese neuen Sammelsysteme lassen sich standardisieren
und ggf. einfach modifizieren. Zudem sind die Ergebnisse oft
besser reproduzierbar als die aus biologischen Proben.
Die passive Substanzaufnahme in eine Sammelphase
(z.B. ein organisches Lösungsmittel oder ein Polymermaterial)
ergibt sich aufgrund eines bestehenden Gradienten des
chemischen Potentials zwischen dieser Phase und dem
Umweltmedium. Der geschwindigkeitsbestimmende Schritt
des Stofftransports ist, abhängig vom Sammlerdesign,
entweder die molekulare Diffusion durch Kapillaren (Poren)
oder die Permeation durch eine Membran. Die im Sammler
akkumulierte Stoffmengen hängen von deren Konzentrationen