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4 Untersuchungen zum Gasaustausch
Aus Abb. 4.4 folgt, dass die Wassertemperatur an der Position A zunächst bis Mitte
März auf 7.0 °C abnahm. Danach stieg sie in der Oberflächenschicht, von leichten
Schwankungen überlagert, bis Mitte August auf 14.2 °C an. Unterhalb der
Sprungschicht wurden keine starken Temperaturänderungen simuliert. Die Temperatur
variierte im Laufe des Jahres zwischen 7.0 und 9.7 °C und wies somit einen für die
tiefere Wasserschicht charakteristischen geringen Schwankungsbereich auf. Folglich
unterliegt die Sauerstoffsättigungskonzentration der Oberflächenschicht größeren
Schwankungen als die der Bodenschicht. Sie bestimmt die Richtung des Gasflusses in
der Deckschicht. So ist der Gasfluss in der Zeit von Anfang April bis Ende Oktober
ausschließlich vom Wasser in die Atmosphäre gerichtet. Die Zeiträume Januar bis März
sowie November bis Dezember sind hingegen durch 02-Eintrag aus der Atmosphäre
gekennzeichnet.
In den ersten vier Monaten (2000) zeigen die Simulationen für alle verwendeten
Parametrisierungen übereinstimmend eine Zunahme der Sauerstoffkonzentration (s.
Abb. 4.3 a, b). Die Unterschiede zwischen den errechneten Sauerstoffkonzentrationen
sind gering. Betrachtet man die ersten drei Monaten, so stellt man fest, dass die
Methoden von W05 und N2000 nahezu identische (niedrige) Ergebnisse liefern. Mit
den Parametrisierungen von W92 und WM99 stellen sich etwas höhere Werte ein. Der
Grund dafür liegt in der quadratischen bzw. kubischen Beziehung zwischen Wind- und
Transfergeschwindigkeit, die einen schnelleren 02-Eintrag gegenüber den anderen
Methoden bei den in dieser Jahreszeit überwiegend auftretenden Wind
geschwindigkeiten > 10 m-s' 1 zur Folge hat (s. Abb. 4.3 a). Die Differenzen zwischen
den simulierten Sauerstoffkonzentrationen sind allerdings sehr gering. Sie weichen in
diesem Zeitraum um max. 2 % voneinander ab.
Wie Abb. 4.3 a zeigt, wird in der Oberflächenschicht Ende März die Sättigungs
konzentration erreicht. Von da an ändert sich die Richtung des Gasflusses, d. h.
überschüssiger Sauerstoff wird an die Atmosphäre abgegeben. Im Mai und Juni sind die
biologischen Produktionsraten, die hauptsächlich für die 02-Übersättigung des
Oberflächenwassers verantwortlich sind, hoch. Der Temperaturanstieg ab Ende Mai
sorgt überdies für eine Abnahme der Sättigungskonzentration. Da der Gasaustausch
(aufgrund der schwachen Winde, Abb. 4.1) nur langsam vor sich geht, entstehen große
Differenzen zwischen der realen Sauerstoff- und der Sättigungskonzentration. Auffällig
ist, dass die größten Unterschiede zwischen den verwendeten Parametrisierungen dann
entstehen, wenn der Sättigungsgrad am höchsten ist, nämlich im Mai. Von Ende März
bis Anfang Mai 2000 nehmen die berechneten Sauerstoffkonzentrationen in der
Oberflächenschicht zu. Die stärkste Zunahme von 6.7 auf 7.7 ml-1' 1 ergibt sich bei
Verwendung der kubischen Windabhängigkeit der Austauschgeschwindigkeit (WM99)
bei Windgeschwindigkeiten < 5 m-s' 1 , die zu verzögertem Ausgasen führt. Die
Parametrisierung nach W05 führt im Gegensatz zu den anderen Methoden zur
geringsten Zunahme und somit zum größten Gasfluss. Ein lineares Wachstum der
Transfergeschwindigkeit bei schwachem Wind sorgt für intensiveren Austausch mit der
Atmosphäre. Die maximale O2-Konzentration beträgt nach W05 am 1. Mai 7.4 ml-l' 1 ,