Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1 DOS.
43
e. Rat- und Augkunfterteilung.
Im Berichtsjahre gingen sehr viele mündliche und schriftliche Anfragen ein
über Hafen-, Landungs-, Tiden- und sonstige die Schiffahrt betreffende Verhält
nisse für heimische und ausländische Gegenden von Reedern, Assekuradeuren,
Kapitänen, Seeämtern, Gerichten, Schiffsmaklern und anderen Personen. Dank
dem vorhandenen reichen Material konnten dieselben ausnahmslos in befriedigender
Weise beantwortet werden.
f. Ausrüstung der Hauptagenturen und Agenturen mit Büchern und Seekarten.
Die systematische Ergänzung der Ausrüstung der Hauptagentureu und
Agenturen mit Büchern iflid Seekarten nach dem vom Reichs-Marine-Amt ge
nehmigten Ausrüstungsplan wurde im Berichtsjahre fortgeführt durch laufende
Zusendungen neuer und Zurückziehung veralteter Bücher und Seekarten infolge
stetigen Neuerscheinens solcher Werke.
XII. Bericht über die Tätigkeit der Meteorologischen Abteilung.
a. Drachenstation.
Die erfreuliche Entwickelung, welche die Drachenstation durch die im
Oktober 1907 erfolgte Einführung des elektrischen Betriebes genommen hatte,
wurde schon Ende Januar dadurch unterbrochen, daß der Schutzdraht der
Ohlsdorf-Blankeneser Bahn sich als zu schwach erwies und fortgenommen werden
mußte. Auf Wunsch der Kgl. Eisenbahndirektion wurden deshalb die Aufstiege
nach diesen Richtungen wiederum sehr eingeschränkt; die Herstellung des neuen
Drahtschutzes verzögerte sich bis Ende Juli; vom August an konnte der Betrieb
wieder auch nach diesen Richtungen intensiv aufgenommeu werden, nur war der
Oktober, ebenso wie im vorigen Jahre, durch außerordentlich viele Windstillen
ausgezeichnet.
Ein anderes Hindernis für die Aufstiege entstand am 1. April durch einen
Blitzschlag, der diesmal nicht nur den Drachendraht zerstörte, sondern auch die
Wickelung des Ankers am Elektromotor sowie den Zähler beschädigte. Die
Reparatur durch die Siemens-Schuckert-Werke nahm l'/z Monate in Anspruch,
so daß bis zum 16. Mai die Aufstiege mittels Handwinde erfolgen mußten. Seit
dem arbeitet der Motor wieder tadellos. Weiterer Schaden durch den Blitz war
zum Glück nicht zu beklagen; die Blitzableiter-Anlage wurde daraufhin verstärkt.
Am 7. September legte sich bei einem Abreissen der Drachendraht über die
Hochspannungs-Leitungen des Ohlsdorfer Bahnhofs. Dieser Fall zeigte, daß auch
nach Anbringung des Schutzdrahts dort, wo mehrere solche Leitungen nebenein
ander liegen — also wohl auch auf den Strecken mit bloßer Doppelleitung —
es nicht ausgeschlossen ist, daß Stücke des Drachendrahts von der Hochspannungs
leitung bis nahe zum Erdboden herunter hängen und also Menschen gefährden
können. Eine Besprechung mit Vertretern der Eisenbahnverwaltung an Ort und
Stelle führte zu der Überzeugung, daß, wenn auch die Wahrscheinlichkeit solcher
Vorkommnisse sehr gering ist, besonders, wenn man auf hohe Aufstiege verzichtet,
dennoch eine völlige Ausschließung derselben nicht durch weitere Schutzmaßregeln,
sondern nur durch eine Verlegung der Drachenstation erreicht werden könnte.
Wie in den letzten Jahresberichten wird durch die untenstehende Tabelle
ein ziffernmäßiger Einblick in den Betrieb der Drachenstation gewährt. Zum
genaueren Verständnis derselben wird auf das im Bericht für 1905 erläuterte
Beispiel verwiesen. L bedeutet die ganze beim Aufstieg ausgelassene Drahtlänge,
1 (Zeile 18) diejenige vom Instrumentdrachen bis zum obersten Nebendrachen.