Vergleichsdaten konnte allerdings keine eindeutige Aussage getroffen werden, welche
Parametrisierung der Transfergeschwindigkeit für das Jahr 2000 am besten mit den
Beobachtungen übereinstimmende Konzentrationen liefert.
Das Modell spiegelt die folgenden aus Beobachtungen und Messungen wohlbekannten
Tatsachen wieder. Die aktuelle Sauerstoffkonzentration eines Gewässers wird durch das
Zusammenspiel zahlreicher physikalischer, chemischer und biologischer Prozesse
gesteuert. Die Variation des Sauerstoffgehaltes wird wesentlich durch den Jahresgang
der Temperatur und die jahreszeitlich unterschiedlich stark ausgeprägte Intensität von
Produktions- und Zehrungsprozessen verursacht. Daneben spielen hydrodynamische
Prozesse, wie Advektion und insbesondere vertikale Durchmischung, eine Rolle. In der
Regel ist das Oberflächenwasser der Nordsee gut mit Sauerstoff versorgt, da in der
Oberflächenschicht Sauerstoff durch Photosynthese erzeugt bzw. im Falle von
Untersättigung aus der Atmosphäre eingetragen wird. In den Wintermonaten liegen die
Sauerstoffkonzentrationen leicht unterhalb der Sättigung, während der Produktionszeit
dagegen ist das Oberflächenwasser sogar 02-übersättigt. Wesentlich problematischer
kann die Sauerstoffsituation in den tieferen Wasserschichten sein. Im Sommer sind
große Bereiche der Nordsee durch die Ausbildung einer thermischen Schichtung
charakterisiert, die den vertikalen Transport von Sauerstoff weitgehend verhindert.
Unterhalb der Thermokline überwiegen aufgrund der beträchtlichen Mengen abbaubarer
organischer Substanz sauerstoffverbrauchende Prozesse, so dass es zu einer deutlichen
Abnahme des Sauerstoffs kommt. Flachwasserbereiche mit einer Tiefe unter 25 m, wie
zum Beispiel küstennahe Bereiche, Teile der Doggerbank oder Gebiete mit starken
Gezeitenströmungen, sind auch im Frühjahr und Sommer nicht geschichtet, da sie
ständig turbulent durchmischt werden. Sie sind daher von der Problematik des
Sauerstoffmangels im Bodenwasser nicht betroffen.
Vertiefte Auswertungen haben gezeigt, dass der Sauerstoffgehalt über dem Sediment
nicht nur von der Größe der Primärproduktion abhängig ist, sondern auch von der
Wegstrecke, die den Destruenten für den Abbau der oberflächennah produzierten
organischen Substanz zur Verfügung steht, d. h. von der Wassertiefe. Tiefe Gebiete in
der nördlichen Nordsee besitzen ein großes Sauerstoffreservoir. Dieses reicht aus, die
aus der euphotischen Zone stammende organische Substanz abzubauen, ohne für die
Lebewesen kritische Sauerstoffdefizite zu erzeugen.
Ein Vergleich des Sauerstoffhaushalts ausgewählter Gebiete zeigte weiterhin, dass die
Umsatzraten einzelner Prozesse, die zu Produktion bzw. Verbrauch von Sauerstoff
beitragen, zeitlich und räumlich variabel sind. Den Modellergebnissen zufolge sind die
biologisch-chemischen Umsätze von Sauerstoff in der nördlichen und zentralen Nordsee
bei weitem nicht so groß wie im Küstenbereich. Dies ist vor allem auf die stärkere
Nährstoffzufuhr in die flachen Küstenbereiche zurückzuführen. Der Einfluss der
Wassertiefe kommt darüber hinaus auch dadurch zum Ausdruck, dass aufgrund der
geringen Wassertiefe ständig wind- und gezeitenbedingte Durchmischung der gesamten
Wassersäule herrscht. Sie sorgt dafür, dass die Nährstoffe, die am Boden remineralisiert