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Full text: 43: Sauerstoffdynamik der Nordsee

Vergleichsdaten konnte allerdings keine eindeutige Aussage getroffen werden, welche 
Parametrisierung der Transfergeschwindigkeit für das Jahr 2000 am besten mit den 
Beobachtungen übereinstimmende Konzentrationen liefert. 
Das Modell spiegelt die folgenden aus Beobachtungen und Messungen wohlbekannten 
Tatsachen wieder. Die aktuelle Sauerstoffkonzentration eines Gewässers wird durch das 
Zusammenspiel zahlreicher physikalischer, chemischer und biologischer Prozesse 
gesteuert. Die Variation des Sauerstoffgehaltes wird wesentlich durch den Jahresgang 
der Temperatur und die jahreszeitlich unterschiedlich stark ausgeprägte Intensität von 
Produktions- und Zehrungsprozessen verursacht. Daneben spielen hydrodynamische 
Prozesse, wie Advektion und insbesondere vertikale Durchmischung, eine Rolle. In der 
Regel ist das Oberflächenwasser der Nordsee gut mit Sauerstoff versorgt, da in der 
Oberflächenschicht Sauerstoff durch Photosynthese erzeugt bzw. im Falle von 
Untersättigung aus der Atmosphäre eingetragen wird. In den Wintermonaten liegen die 
Sauerstoffkonzentrationen leicht unterhalb der Sättigung, während der Produktionszeit 
dagegen ist das Oberflächenwasser sogar 02-übersättigt. Wesentlich problematischer 
kann die Sauerstoffsituation in den tieferen Wasserschichten sein. Im Sommer sind 
große Bereiche der Nordsee durch die Ausbildung einer thermischen Schichtung 
charakterisiert, die den vertikalen Transport von Sauerstoff weitgehend verhindert. 
Unterhalb der Thermokline überwiegen aufgrund der beträchtlichen Mengen abbaubarer 
organischer Substanz sauerstoffverbrauchende Prozesse, so dass es zu einer deutlichen 
Abnahme des Sauerstoffs kommt. Flachwasserbereiche mit einer Tiefe unter 25 m, wie 
zum Beispiel küstennahe Bereiche, Teile der Doggerbank oder Gebiete mit starken 
Gezeitenströmungen, sind auch im Frühjahr und Sommer nicht geschichtet, da sie 
ständig turbulent durchmischt werden. Sie sind daher von der Problematik des 
Sauerstoffmangels im Bodenwasser nicht betroffen. 
Vertiefte Auswertungen haben gezeigt, dass der Sauerstoffgehalt über dem Sediment 
nicht nur von der Größe der Primärproduktion abhängig ist, sondern auch von der 
Wegstrecke, die den Destruenten für den Abbau der oberflächennah produzierten 
organischen Substanz zur Verfügung steht, d. h. von der Wassertiefe. Tiefe Gebiete in 
der nördlichen Nordsee besitzen ein großes Sauerstoffreservoir. Dieses reicht aus, die 
aus der euphotischen Zone stammende organische Substanz abzubauen, ohne für die 
Lebewesen kritische Sauerstoffdefizite zu erzeugen. 
Ein Vergleich des Sauerstoffhaushalts ausgewählter Gebiete zeigte weiterhin, dass die 
Umsatzraten einzelner Prozesse, die zu Produktion bzw. Verbrauch von Sauerstoff 
beitragen, zeitlich und räumlich variabel sind. Den Modellergebnissen zufolge sind die 
biologisch-chemischen Umsätze von Sauerstoff in der nördlichen und zentralen Nordsee 
bei weitem nicht so groß wie im Küstenbereich. Dies ist vor allem auf die stärkere 
Nährstoffzufuhr in die flachen Küstenbereiche zurückzuführen. Der Einfluss der 
Wassertiefe kommt darüber hinaus auch dadurch zum Ausdruck, dass aufgrund der 
geringen Wassertiefe ständig wind- und gezeitenbedingte Durchmischung der gesamten 
Wassersäule herrscht. Sie sorgt dafür, dass die Nährstoffe, die am Boden remineralisiert
	        
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