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6 Vergleich der Modellergebnisse mit Messungen
auf und ist somit für die unterschiedliche Abnahme des Sauerstoffgehalts nicht
verantwortlich. Kleine Änderungen der Sauerstoffkonzentration aufgrund der
Advektion haben für beide Stationen im betrachteten Zeitraum praktisch keine
Bedeutung. So werden die negativen Terme der Sauerstoffbilanz durch die Dominanz
der Bodenzehrung bestimmt.
Die Sauerstoffzehrung des Bodenwassers ist generell aufgrund der großen Mengen
abbaubarer organischer Substanz (da beide Positionen zu den Bereichen erhöhter
Produktivität gehören) sehr hoch. Da die Sauerstoffabnahme im Bodenbereich der
Position II stärker (im Vergleich zur Position I) ist, sollte daher hier mit deutlich
höheren Zehrungsraten gerechnet werden. Die Simulationen zeigen jedoch, dass der O2-
Verbrauch durch benthische Remineralisierung an der Position I die größere Rate mit
8.22 rnl-l' 1 aufweist. An der Position II ist er um etwa 30 % niedriger und liegt bei 6.34
ml-l" 1 . Dieser Prozess hängt stark von der Primärproduktion in der euphotischen Zone
ab: Die stärkere Mineralisation mit höherem Sauerstoffverbrauch am Boden der
Position I kann als Folge einer größeren planktischen Produktion in der euphotischen
Schicht erklärt werden. Nur dort, wo die Primärproduktion hoch ist, erreicht viel
organisches Material den Boden (da die Wassertiefen vergleichbar groß sind). Daraus
kann man schließen, dass die Position I vor allem in der ersten Hälfte des simulierten
Zeitraums um einiges produktiver (im Vergleich zu Position II) war.
Aus der Tabelle 6.2 ist jedoch ein entscheidender Unterschied zu entnehmen, nämlich
die unterschiedliche 02-Versorgung der Bodenschicht durch vertikale turbulente
Diffusion. Die starken Sauerstoffverluste von 8.22 ml-l' 1 am Boden der Position I
werden durch den diffusiven Sauerstoffeintrag von 8.44 ml-l' 1 komplett ausgeglichen.
Obwohl die 02-Verluste aufgrund der bodennahen Zehrung an der Position II im
Vergleich zur Position I niedriger sind, kann die vertikale Diffusion hier diese Verluste
nicht ausgleichen.
Die Temperatur Schichtung (Abb. 6.15 a, b) setzt an beiden Stationen Anfang Mai ein
und wird ohne große zeitliche Unterschiede im September abgebaut. Insgesamt ist die
thermische Schichtung an der Position I aber schwächer ausgeprägt. Besonders in der
Zeit von 6.08-19.08.2000 zeigen die Simulationen starke Differenzen zwischen den
errechneten Bodentemperaturen. Während an der Position I ein Ausgleich zwischen der
Oberflächen- bzw. Bodentemperatur stattgefunden hat, blieb die Bodentemperatur der
Position II um etwa 2 °C niedriger gegenüber der der Oberflächenschicht. Dies ist darin
begründet, dass die Schichtungsverhältnisse der östlichen Station II in der betrachteten
Zeitspanne (28.06.-13.08.2000) die untere Wasserschicht vom vertikalen Austausch
durchgehend ausschließen. Die meteorologischen Verhältnisse (in der zweiten Juli-
Woche) führten zu einer Durchmischung der gesamten Wassersäule I und damit zu
einer vertikal homogenen Sauerstoffverteilung, sowie gleichzeitig zu einem Anstieg der
O2-Konzentration (Abb. 6.14).