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Schiff bemerkt. Die Temperatur der Oberfläche des Meerwassers war auf 1,1°C
yesunken.
Am 15. Juni in 50° 50‘ S-Br und 32° O-Lg sah man noch einen etwa
122m hohen Eisberg, und in der folgenden, durch dichten Nebel und Schnee-
schauer sehr finsteren Nacht lief man ganz nahe an einer grossen Kisscholle
entlang. An den beiden folgenden Tagen wurde kein Eis gesehen, möglicher-
weise verhinderten jedoch nur das herrschende Nebelwetter und die Schneeböcn
das Sichten derselben, denn die Temperatur des Meeres hielt sich stets auf etwa
2° C. Den letzten Eisberg passirte man am 18. Juni in 50° 20‘ S-Br und
45° 36‘ O-Lg; derselbe war an der Meeresoberfläche gegen 305m (1000 Fuss)
breit und dabei 91m hoch.
Obgleich das Schiff noch mehrere Tage in diesen hohen Breiten entlang
steuerte (der „Hans“ schnitt 75° O-Lg in 45° S-Br), wurde während der ganzen
Reise kein Eis mehr gesehen, Die Wassertemperatur hielt sich zwischen 3° und
5° C und stieg in der Nähe des Meridians der Kerguelen-Inseln, wo,
wie bekannt, eine warme Strömung nach Süden geht, auf 10°—12°,
Dass übrigens auch in wärmerem Wasser bei Kap Horn!) während des
Winters der südlichen Halbkugel manchmal Eis vorkommt, beweisen die Beob-
achtungen der beiden unter Hawait’scher Flagge fahrenden Schiffe „R. W. Wood“
und „RR, C. Wylie“, in deren Wetterbüchern sich folgende Notizen finden.
„R. W. Wood“: Am 1. Juli 1865 in 56° 40‘ S-Br und 72° W-Lg sahen
wir einen etwa 23m hohen Eisberg. Am folgenden Tage sahen wir abermals
einen Eisberg, 10 Sm von Diego Ramirez entfernt.
„R. C. Wylie“: Am 17. Juli 1866 sahen wir einen Eisberg in 55° 26‘ S-Br
und 62° 36‘ W-Lg. Am 19., 20. und 22. Juli wurden in nahe derselben Breite
etwas weiter westlich abermals mehrere Eisberge gesehen. Am 24. Juli auf
56° 56‘ S-Br und 67° 14‘ W-Lg sahen wir vier grosse Eisberge, und am
Abend desselben Tages passirten wir etwa 10 Sm NNW von Diego Ramirez
ganz nahe bei einem anscheinend am Meeresgrunde festsitzenden Eisberge. Die
Temperatur der Oberfläche des Meeres betrug doch noch 7,5° C.
Die namentlich für die südliche Hemisphäre zusammengestellten und hier
zum Theil angezogenen Verzeichnisse über das Vorkommen des Eises zu be-
stimmten Jahreszeiten haben unzweifelhaft einen grossen praktischen Werth,
Allein es zeigen die in Vorstehendem angeführten Fälle, wie selbst in Gegenden
und zu einer Zeit, wo in der Regel in jenen Verzeichnissen kein Eis angegeben
wird, man dennoch stets auf seiner Hut zu sein hat. Vor allem sollte man das
Thermometer in höheren südlichen Breiten, wo es vermöge der gleichbleibenden
Temperatur jede Störung in der Temperatur des Wassers leicht erkennen lässt,
häufig beobachten und die durch Vorsicht gebotenen Massregeln nie ausser
Acht lassen. Nur wer mit Rücksicht darauf seine Pflicht thut, wird in den
hier vorzugsweise in Betracht kommenden Gegenden mit Erfolg navigiren
können. Die Beobachtung und Vorsicht geben Sicherheit, und diese gestattet
allein die volle Ausnützung der zur Vollbringung einer raschen Reise dargebo-
tenen günstigen Gelegenheit.
Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Oktober 1877
und 1876 in Nordamerika und GCentraleuropa.
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.)
Nach der „Monthly weather review“ des „Signal Office“ in Washington
und der von der Deutschen Seewarte herausgegebenen Uebersicht der Witterung,
beide für den Monat Oktober 1877, stellen wir im Folgenden die Hauptzüge
im Witterungscharakter dieses Monats in Nordamerika und Centraleuropa einander
gegenüber.
2) Weder in den von Dr. Neumayer in Melbourne gesammelten Berichten, noch in den
vom Meteorological Office gemachten und in „Zhe twelfth Number of Meteorological Papers‘ ver-
öffentlichten Zusammenstellungen sämmtlicher bis dahin (1865) bekannten Beobachtungen kommt in
den Monaten Juni und Juli ein einziger Bericht von Eis vor, doch wird in letztgenanntem Buche
pag. 20 bemerkt, dass die Temperatur des Wassers nicht immer ein untrügliches Anzeichen der
Annäherung von Eis sel.