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Full text: 6, 1878

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einmal wieder klarer Himmel, zugleich auch die Küste von Neufundland zu sehen. 
Am 3. Mai endlich kam die „Helene“ nach einer Reise von 30 Tagen glücklich 
im Hafen von St. Johns an. 
Der Kapitain bemerkt in seinem Journale, dass in diesem Jahre an der 
Küste die Eisverhältnisse äusserst günstig waren; er berichtet auch, dass im 
Mai 1873 die ganze Küste von einem dichten Eisgürtel umsäumt war, und er 
damals mit seinem Schiffe 16 Tage gebrauchte, um denselben zu durchbrechen. 
Zur selben Zeit wurden einmal 35 Eisberge, einige bis zu 30m Höhe, gezählt. 
Von St. Johns segelte die „Helene“ wieder zurück nach London, ging 
am 5. Juni in See und erreichte nach einer angenehmen Reise, die ohne be- 
merkenswerthe Ereignisse verlief, nur dass östlich von 20° W-Lg überaus lange 
andauernde Windstille und leichter Ostwind angetroffen wurde, am 30. Juni den 
Kanal. Reisedauer 25 Tage. 
In London erhielt die „Helene“ die Bestimmung, nach Archangel zu segeln, 
und wurde am 19. Juli die Reise dahin angetreten. Der Kapitän fand, bald 
nachdem er in See gekommen war, dass das Schiff nicht genug Ballast an Bord 
habe; er lief deswegen am 23, Juli in Mandal in Norwegen ein, um noch mehr 
Ballast einzunehmen, worauf dann die Reise am 28. Juli fortgesetzt wurde. 
Beim Kap Lindesnaes, das mit den dort vorgefundenen Westwinden nicht 
umsegelt werden konnte, wurde die „Helene“ mehrere Tage aufgehalten, bis es 
endlich glückte klar davon zu kommen. In einer angemessenen Entfernung von 
der Küste nach Norden segelnd, passirte das Schiff am 16. August in 10° O-Lg 
den Polarkreis, wo es wieder einige Zeit durch nördliche Winde aufgehalten 
wurde. Am 3, September lief Kapt. Heerma, weil.der Wind noch immer 
ungünstig war, in /ammerfest ein, um bessere Gelegenheit abzuwarten. Am 
6. September verliess er den Hafen wieder und setzte die Reise weiter fort. 
‚Jetzt wurden endlich etwas günstigere Windverhältnisse angetroffen; am 8. Sep- 
tember passirte man den Meridian des Nord-Kap, und am 14. September lief 
das Schiff in die Mündung der Dwina ein, 
Am 5. Oktober, als die Jahreszeit schon zur möglichsten Eile drängte, 
trat man die Heimreise nach Hamburg an, auf welcher abermals sehr ungünstige 
Witterungsverhältnisse angetroffen wurden, so dass erst am 14. Oktober das 
Nord-Kap und am 25. Oktober der Polarkreis in 7,83° O-Lg passirt werden 
konnte. Von letzterem Punkte ab wurden dann fast nur stürmisch wehende 
Südwinde angetroffen, gegen welche das Schiff nur wenig gewinnen konnte, 
Am 12. November, in 63,8° N-Br und 0,8° W-Lg, wehte ein sehr schwerer Sturm 
aus SE, in welchem das Barometer auf 725,1mm fiel, und am 15. November, 
in 64,8° N-Br und 2,0° O-Lg, ein ebenso schwerer aus südwestlicher Richtung 
mit dem niedrigsten Luftdruck von 737,6mm. Das hülflos der Wuth dieser Süd- 
stürme preisgegebene Schiff trieb wieder nach Norden zurück. Am 23. November 
begünstigte endlich ein sehnlich erwarteter Nordwind das Schiff, der zwar auch 
nicht von langer Dauer war, jedoch hinreichte, um die „Helene“ in die Nordsee 
zu bringen. Später traf man auch dort wieder auf die nicht enden wollenden 
SSE-Winde, bis es endlich am 6. December gelang, die Elbmündung zu erreichen 
und so die überaus stürmische Reise zu beenden, Dieselbe hatte eine Dauer 
von nicht weniger als 62 Tagen. 
7. Reise der Swinemünder Brigg „Amicitia‘“, Kapt. A. C. Heyn. 
Kapt. Heyn stand mit seinem von (loucester im. Bristol- Kanal nach 
Archangel bestimmten Schiffe am 1. Juni 1877 in 57,6° N-Br und 8,9° W-Lg, also 
nahe bei den Hebriden. Begünstigt von frischem südlichem Winde, verfolgte 
er von dort seine Reise nach Norden, Dieselbe hatte, ohne dass besondere 
Vorfälle zu verzeichnen gewesen wären, einen ziemlich raschen Verlauf. Am 
5. Juni wurde in 6° O-Lg der Polarkreis passirt, am 15. Juni das Nord-Kap 
erblickt und am 22, Juni der Bestimmungshafen erreicht. 
Am 16. Juli trat die Brigg bereits wieder die Rückreise nach demselben 
Hafen, von welchem sie ausgelaufen war, an. Auch diese hatte einen ruhigen 
einförmigen Verlauf; am 24. Juli passirte man das Nord-Kap, am 30. Juli den 
Polarkreis in 3,8° O-Lg, und am 15. August erreichte das Schiff einen sicheren 
Ankerplatz auf Penarth-Rhede. Die Rückreise hatte also 30 Tare gedauert.
	        
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