60
bis nach 55° S-Br einen, 20 Tage anhaltenden NE-Wind., Der „Merkur“
gebrauchte, um von 30° S-Br und 168,5° W-Lg nach 50,1° S-Br und
151,0° W-Lg zu gelangen, 25 Tage, denn in der ganzen Zeit fand er nur
Ust- und besonders NE-Wind. Für keine Wache während dieses ganzen Zeit-
raumes ist Westwind im Journale vermerkt. Das Schiff war schon, bevor letztere
Länge erreicht war, nach 53° S-Br hinunter gewesen, man hatte nachher aber
es für gerathen gehalten, wieder Nord zu machen. Natürlich konnte unter
solchen Umständen Kapt. Gefken seine Reise nicht fördern, denn auch von
150° W-Lg wurden keine regelmässig wehenden Westwinde angetroffen,
wenngleich die Fahrt im östlichen Theile des Stillen Oceans etwas befriedigender
verlief. Schwere Stürme waren nur zwei zu überstehen, sonst waren die Winde
nicht stürmisch. Der erste, aus NE wehend, ereignete sich in 35° S-Br und
168,5° W-Lg; der niedrigste Luftdruck während desselben war 752,1 mm;
der zweite, ein SW-Sturm mit Hagel und Schnee im Gefolge, überfiel das Schiff
in 50° S-Br und 130° W-Lg; bei diesem war der niedrigste Stand des Baro-
meters 735,2 mm.
Am 9. September passirte der „Merkur“ die Länge des Kap Horn, hatte
also von seinem Abgangshafen bis dahin die lange Zeit von 56 Tagen gebraucht.
Im südlichen Atlantischen Ocean war der Verlauf der Weiterreise, wenn
auch nicht befriedigend, doch etwas günstiger. Hier wurde 50° S-Br in
52,5° W-Lg am 18. September, 40° S-Br in 425° W-Lg am 18. Sep-
tember, und 30° S-Br in 28,8° W-Lg am 28. September geschnitten. Bis
nach 20° Süd, welche Breite in 24,2° W-Lg am 5. Oktober erreicht wurde,
musste aufgekreuzt werden, ehe man die südliche Grenze des SE-Passates über-
schritt, Durch den Passat wurde dann ohne weitere Störung das Schiff am
13. Oktober, 34 Tage nachdem das Kap Horn passirt war, zur Linie in 25,8°
W-Lg geführt.
Der SE-Passat begleitete den „Merkur“ über den Aequator bis auf
4,5° N-Br in 24,8° W-Lg; nachdem es dort für kurze Zeit windstill gewesen
war, begann noch ein leichter SW-Monsun zu wehen. Dieser drehte sich
allmählich, so wie das Schiff nördlicher kam, durch West nach NW; es
folgte eine kurze Zeit der Mallung, bis in 9,7° N-Br und 24,5° W-Lg
wieder der NE-Passat angetroffen wurde. In der Nähe der Linie war der
Aequatorialstrom nur mit geringer Stärke laufend beobachtet worden, und
ebenso bemerkte man in dem Gebiete des SW -Monsuns nur schwache Ost-
strömung. Im ferneren Verlaufe der Reise gelangte die Brigg nach 10° N-Br
in 25,1° W-Lg am 19. Oktober, nach 20° N-Br in 33° W-Lg am 24. Oktober,
und nach 30° N-Br in 32,8° W-Lg am 21. Oktober, In 27,5° N-Br
und 34,0° W-Lg lag am 27. Oktober die nördliche Grenze des NE-Passates,
doch wurde später in 37° N-Br noch wieder ein mehrere Tage anhaltender NE-
Wind angetroffen. Am 5. November gelangte das Schiff in Sicht der Insel
Pico und erreichte schliesslich am 11. November die Aussengründe vor dem
Kanal, nach einer Reise, deren ganze Dauer 120 Tage betrug.
4, Reise der Bremer Bark „Caroline“, Kapt. L. Stricker.
Am 18. April 1877 befand sich die, von Bremen nach New- York bestimmte
Bark „Caroline“ in 48,1° N-Br und 13,3° W-Lg. Sie verfolgte von hier aus,
gegen veränderliche, vorherrschend aus den beiden westlichen Quadranten wehende
Winde ankreuzend, die mittlere Reiseroute nach ihrem Bestimmungsorte und
schnitt auf derselben 30° W-Lg in 43,3° N-Br am 29. April und 50° W-Lg in
42,1° N-Br am 13. Mai. In letzterem Punkte stand das Schiff etwa 45 Sm südlich
von der Südspitze der Neufundland-Bänke. Die Farbe des Meerwassers war
dort dunkelgrünlich und seine Temperatur von 18°C. am 10. Mai auf 5,5° C.
am 12. Mai gefallen. Auch im weiteren Verlaufe der Reise bemerkte man einen,
durch das Aufeinandertreffen der warmen Gewässer des Golfstromes mit den
kalten des Polarstromes hervorgerufenen, oft sehr raschen Wechsel der Tempera-
turen des Meerwassers, So wurde in der Nacht des 16, Mai, als man, auf-
merksam gemacht durch das plötzliche Aufhören des bis dahin starken Meer-
leuchtens, die Wassertemperatur untersuchte, eine plötzliche Abnahme derselben
um 6,2° C, beobachtet, Die Windverhältnisse waren auch westlich der Bänke