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Full text: 6, 1878

Reise der Oldenburger Schonerbrigg „Merkur“, Kapt. Joh. Gefken. 
Das von Hamburg nach Levuka in der Fiji-Inselgruppe bestimmte Schiff 
stand am 12. Januar 1877 in 43,2° N-Br und 11,6° W-Lg; dort wurde mit 
der Führung des meteorologischen Journales begonnen. Gegen vorherrschend 
aus südwestlicher Richtung wehende Winde aufkreuzend, gelangte der „Merkur“ 
am 22. Januar nach 35° N-Br in 22° W-Lg, wo nach einem kurzen, durch 
Windstille verursachten Aufenthalt südöstlicher' Wind einsetzte, der rascheren 
Fortgang nach Süden erlaubte. Dieser Wind ging ohne weitere Unterbrechung 
in den Passat über; 20° N-Br schnitt das Schiff in 26,7° W-Lg am 28. Januar, 
und in 4,5° N-Br und 24° W-Lg verlor man am 3. Februar den Passat, welcher 
stets aus einer Richtung südlich von Ost geherrscht hatte, gänzlich. Nach kurzer 
Mallung erreichte der „Merkur“ in 4,1° N-Br (für diese Jahreszeit sehr weit 
nördlich) und 24,3° W-Lg den SE-Passat wieder und passirte am 8. Februar in 
27,9° W-Lg den Aequator. 
Im Südatlantischen Ocean war, begünstigt durch frischen SE, der Verlauf 
der Reise anfänglich ein recht befriedigender, doch nachdem 20° S-Br in 
31,3° W-Lg am 16. Februar passirt war, wurde der Passat flau, und in 
30,0° S-Br und 27,8° W-Lg endete er am 22. Februar ganz. Mit west- 
lichen Winden wurde dann der Kurs auf Tristan d’Acunha gerichtet, welche 
Insel am 1. März in Sicht kam. Den Meridian von Greenwich passirte man in 
12,4° S-Br; Kapt. Gefken liess dann noch etwas südlich von Ost steuern, 
bis die Breite von 45° Süd erreicht war, dann hielt man zwischen diesem 
Parallel und 46° S-Br recht nach Osten hin. Mit den in dieser Breite 
vorgefundenen Winden und Witterungsverhältnissen konnte der Kapitain zufrieden 
sein; Ostwinde wurden fast gar nicht angetroffen, ebenso auch keine schweren 
Weststürme von irgend welcher Bedeutung. Das meistens vor frischen 
Westwinden segelnde Schiff hatte stetigen und, in Betracht der Grösse des 
Schiffes, raschen Fortgang nach Osten und legte die auf 45° der Breite 
etwa 6150 Sm betragende Strecke vom Meridian von Greenwich nach dem von 
Melbourne in 38 Tagen, oder mit einer mittleren Geschwindigkeit von 6,7 Sm 
in der Stunde zurück. Letztere Länge wurde in 44,4° S-Br und das Südkap 
von Tasmanien in etwa 40 Sm Entfernung passirt. Dann richtete man den Kurs 
nördlicher, Neuseeland östlich liegen lassend, recht auf die Fiji-Gruppe zu. Am 
13. April schnitt der „Merkur“ in 163,5° O-Lg wieder den Parallel von 40° S-Br. 
Hier liessen die frischen Westwinde nach, doch konnte mit den folgenden 
leichten südwestlichen Winden noch immer befriedigender Fortgang gemacht 
werden. In 34,7° S-Br, also nahe der Breite des Nordkaps von Neuseeland, 
und 170,4° O-Lg hörte auch dieser südwestliche Wind zu wehen auf, und es 
kam ohne vorhergehende Windstille frischer südöstlicher Wind durch. Zwar 
war hiermit noch nicht der Passat erreicht, denn in 28,2° S-Br und 157,5° 
O-Lg trat für einen halben Tag noch wieder Windstille mit darauf folgendem, 
leichtem Westwinde ein. Aber schon nach kurzer Zeit herrschte wieder frischer 
Südwind, und in 25,1° S-Br und 177,2° O-Lg überschritt das Schiff ohne 
weiteren Aufenthalt die Polargrenze des SE-Passates. Der übrige Theil der 
Reise wurde dann rasch zurückgelegt; am 25. April erblickte man die zur F7%ji- 
Gruppe gehörende Insel Kandavu, womit nach glücklicher Fahrt von 108 Tagen, 
von 43° N-Br her, die Reise beendet war. 
Von Levuka versegelte der „Merkur“ nach Apia in der Samoa-Insel- 
gruppe. Nachdem das Schiff dort beladen war, wurde am 15. Juli die Rück- 
reise nach Hamburg angetreten. Durch den SE-Passat wurde voll und bei nach 
Süden gesteuert, bis man in 25,5 S-Br und 172,5 W-Lg seine südliche 
Grenze erreicht hatte. Der Wind ging hier rechtdrehend durch NE und Nord 
nach Westen, ohne von Windstillen unterbrochen zu werden. Leider hielten 
die günstigen Westwinde nicht lange an, vielmehr wurden sie bald wieder durch 
Ostwinde verdrängt, welche für lange Zeit nachher ununterbrochen von dieser 
Richtung wehten. Man kann hieraus den Schluss zichen, dass wenigstens zur 
Zeit des südlichen Winters auf die, von Maury so sehr gerühmten, frischen 
Westwinde in den hohen Breiten des südlichen Stillen Oceans nicht sicher zu 
rechnen ist. Auch das im Juni des Jahres 1865 von Monolulu heimkehrende 
Schiff „R. W. Wood“ traf auf der Strecke von 35° S-Br in 160° W-Leg 
3.
	        
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