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Full text: 6, 1878

a 
5 bis zu 6,5 Knoten, wobei sich die Fluth nur durch ein Aufstauen und eine 
verminderte Geschwindigkeit des auslaufenden Stromes bemerkbar macht. 
Der Ankergrund auf der Stadtseite besteht aus sehr feinem und weichem 
Schlamm, welcher schlecht hält und genügt die zu Zeiten sehr starke Strömung, 
um die Anker durch denselben schlieren zu lassen und so die Schiffe zum Treiben 
zu bringen, während auf der nördlichen Seite des Hafens, näher an den Bänken, 
der Schlamm mehr mit Sand vermischt ist, und so die Anker dort besser halten. 
Es ist für den Führer eines Schiffes, wenn derselbe nicht vollständig mit 
dem Flusse vertraut ist, nicht rathsam, denselben ohne Lootsen zu befahren, 
denn wenn der Lauf des Flusses sich auch im Allgemeinen gleich bleibt, so ist 
das Bett desselben doch fortwährenden Veränderungen unterworfen. Während 
des Aufenthaltes S, M. Kbt. „Cyclop“ auf dem Ngau-Fluss, verschwand nach 
einem 10 Tage lang ununterbrochen anhaltenden Regen, welcher eine sehr starke 
Strömung hervorgebracht hatte, ein mehrere hundert Meter im Umfang haltendes 
Inselchen, und wurden an verschiedenen Stellen grosse Stücke des Ufers fort- 
gerissen, während anderwärts wieder Anschwemmungen stattfanden. 
Ueber die klimatischen Verhältnisse der Umgegend von Wenchau konnten 
wegen der Kürze des Aufenthaltes noch keine eingehenden Erfahrungen ge- 
sammelt werden. Während der ersten zehn Tage desselben, welche die letzten 
Tage des Mai und die ersten des Juni in sich schlossen, stieg die Wärme des 
Vormittags bis zu 30° C. und darüber. Der Vormittag war in Folge der als- 
dann herrschenden Windstille der wärmste Theil des Tages, während am Nach- 
mittage eine mehr oder minder frische ESE-Brise stets Kühlung hervorbrachte. 
Während der Nacht war es stets still, in den unteren Räumlichkeiten des Schiffes 
betrug die Temperatur 30 bis 31°C. Während des Frühlings und Sommers 
scheint Wenchau und dessen Umgegend viel von Regen heimgesucht zu werden. 
Das amerikanische Kanonenboot „Palos“ traf im März 14 Tage lang, und das 
englische Kanonenboot „Frolic“ in der ersten Hälfte des Mai ununterbrochenen 
Regen an; der Monat Juni zählte nach unserem Journal 17 Regentage, davon 
10 Tage hinter einander mit Regen. Während der Regentage trat häufig keine 
Fluth ein; es herrschte alsdann vielmehr, obwohl ein geringes Steigen und 
Fallen des Wassess bemerkt wurde, ein auslaufender Strom, welcher in einem 
Falle 83 Stunden lang ‚anhielt und 6,5 Sm die Stunde setzte. 
Von den fünfzehn hier sich seit dem 1. April 1877 aufhaltenden Europäern 
wird zwar geklagt, dass sie im Anfange alle mehr oder weniger durch Fieber 
‚elitten hätten, doch fühlen sie sich im Allgemeinen jetzt wohl und bezeichnen 
das Klima als ein verhältnissmässig gesundes, welches nach den bis jetzt ge- 
machten Erfahrungen dem von Shanghai im Sommer vorzuziehen sei. Die in 
der nächsten Nachbarschaft liegenden, mit der Ebbe trockenfallenden Schlamm- 
bänke und die zahlreichen Reisfelder scheinen, so weit sich bis jetzt beurtheilen 
lässt, keinen direkt gesundheitsschädlichen Einfluss auszuüben. 
Unter den hiesigen fünfzehn Europäern sind zwei Kaufleute, von denen 
der eine ein deutsches, der andere ein englisches Haus vertritt; zwei andere sind 
Aerzte, während die übrigen, mit Ausnahme des englischen Konsuls, welcher 
zu gleicher Zeit auch die deutschen Interessen vertritt, und eines Missionärs, 
den ausländischen Beamten. des chinesischen Zollamtes angehören. 
Der Schiffsverkehr hat sich bis im Sommer 1877- auf einen englischon 
Dampfer beschränkt, welcher ungefähr alle 14 Tage, ohne jedoch dabei bestimmte 
Termine einzuhalten, auf seinen Fahrten zwischen Shanghai und Foochow hier 
anläuft, so das die Kommunikation mit den übrigen Küstenplätzen und nament- 
lich die Postverbindung eine ziemlich unregelmässige ist und alle Nachrichten 
bedeutend verspätet eintreffen.“
	        
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