Bei Anfertigung dieser Gangtabellen wurden zur Herstellung der erforder-
lichen Gleichmässigkeit nur die von Herrn v. Rentzell gemachten Morgen-
Vergleichungen, unter Beseitigung einzelner, vermittelst der Nachmittags-
Vergleichungen etwa konstatirter Beobachtungs- bezw. Schreibfehler verwendet.
Die zur Ermittelung der Gänge der einzelnen Chronometer erforderlichen Re-
duktionen wurden zunächst von Herrn v. Rentzell ausgeführt und alsdann von
mir durch eine zweite selbstständige Rechnung kontrollirt, so dass anzunehmen
ern dass die in den Gangtabellen gegebenen numerischen Wertho fehler-
rei sind.
Das von mir, im Einverständniss mit der Direktion der Seewarte, bei der
Untersuchung angewendete Verfahren schliesst sich genau an dasjenige an,
welches seit einer Reihe von Jahren auf der Sternwarte zu Greenwich befolgt
wird, Es steht allerdings zu erwarten, dass es uns mit der Zeit durch die in
Abtheilung IV bei den Prüfungen erzielten Resultate gelingen wird, dieses Ver-
fahren zu vervollkommnen und schärfere Normen für die Ermittelung der Güte
und Verwendbarkeit der Chronometer zu Marinezwecken festzustellen; bei dieser
arsten, Seitens der Deutschen Seewarte veranstalteten Konkurrenzprüfung, schien
88 uns indessen nicht rathsam zu sein, von einem bereits erprobten Unter-
suchungsmodus abzuweichen und dafür andere, bisher für solche allgemeinen
Prüfungen noch nicht in der Praxis angewendete Kriterien an die Stelle zu
setzen.
Dem Konkurrenzausschreiben der Direktion der Deutschen Seewarte zu-
folge hatte sich die Kaiserliche Admiralität erboten, nach Beendigung der
Prüfung von denjenigen Chronometern, welche, der Ansicht der Direktion gemäss,
innerhalb der Temperaturgrenzen von 5 bis 30 Grad Celsius die geringste Ab-
hängigkeit im Gange von der Temperatur zeigten, und bei denen gleichzeitig
lie durchschnittlichen Schwankungen im wöchentlichen Gange am kleinsten
geblieben waren, vier für die Zwecke der Kaiserlichen Marine zu dem festen
Preise von A 900 das Stück anzukaufen.
Die Abhängigkeit im Gange von der Temperatur lässt sich am leichtesten,
wenn auch nicht ganz von dem Fehler der bei neuen Chronometern unvermeid-
lichen Acceleration getrennt, aus den von denselben während der Untersuchung
yezeigten grössten und kleinsten Wochengängen ableiten. Diese Maximal- und
Minimal-Gänge sind in Tabelle II bei den einzelnen Chronometern in den
Wochenrubriken durch ein Sternchen (*) bezeichnet und ausserdem in Kolumne A
dieser Tabelle in ihrer Gesammtwirkung, grösster Gang weniger kleinstem Gange,
angegeben.
Die Zeiten der grössten aufeinander folgenden Schwankungen in den
Wochengängen sind in Tabelle I für die verschiedenen Chronometer zwischen
zwei nebeneinander befindlichen Wochenrubriken durch ein Kreuz (+) angezeigt
and der Betrag der Schwankungen selbst in Tabelle II unter Kolumne B normirt,
Da derartige plötzliche Unregelmässigkeiten im Gange die Zuverlässigkeit der
Angaben der Chronometer mehr gefährden, als die von der Temperatur allein
abhängenden Gangschwankungen, welche im allgemeinen einem Gesetze folgen
und aus diesem Grunde in Rechnung gezogen werden können, so wird in Green-
wich bei der Feststellung der Güte der Chronometer -diesen plötzlichen Ab-
weichungen das doppelte Gewicht beigelegt, und es werden in den daselbst
alljährlich veröffentlichten „rates of chronometers on trial for purchase by the
board of admiralty at the Royal Observatory, Greenwich“, die Chronometer ihrer
Reihenfolge nach so geordnet, dass dasjenige Chronometer, bei welchem der Unter-
schied zwischen dem grössten und kleinsten Gange plus dem doppelten Betrageo
der grössten Schwankung im wöchentlichen Gange von einer Woche zur nächsten
ein Minimum ist, den ersten Rang in der Liste einnimmt, und die andern Chrono-
meter je nach der Kleinheit der Summe dieser numerischen Grössen nachfolgen.
Auch ich habe durch die von mir bei der Beobachtung der der hiesigen
Sternwarte seit vielen Jahren von Uhrmachern und Schiffskapitainen zur Prüfung
zugestellten Chronometer gemachten Erfahrungen, die Ueberzeugung gewonnen,
dass sich das Verhalten der Chronometer am übersichtlichsten aus einer Neben-
ginanderstellung der in den Kolumnen A und B enthaltenen Werthe erkennen
lässt, und dass der in Greenwich in Anwendung gebrachte Beurtheilungsmodus
der Güte der Chronometer die Gefahr der Benachtheiligung einzelner Uhren