Skip to main content

Full text: 6, 1878

40 
leider nicht in allen Fällen konstatirt werden, da der Verlauf der Phänomene 
an den betreffenden Tagen ein so ungestörter war, wie dies gerade bei Stürmen 
nicht häufig der Fall ist. Es bildet eben die Windstärke, wie dies aus den 
an der Seewarte gewonnenen Erfahrungen hervorgeht, eines der unsichersten 
Elemente in der Wetterprognose; die einfache Vorstellung, dass es zur 
praktischen Sturmwarnung genügen würde, wenn ein Sturm an einem Punkte 
Europas aufgetreten ist, die in der Richtung seines Wehens liegenden Orte 
telegraphisch zu benachrichtigen, ist längst als falsch anerkannt; nicht nur ist 
die Richtung der Fortpflanzung eines Sturms schwer zu erkennen, und bildet 
Jieselbe die verschiedensten Winkel mit der Windrichtung, sondern sehr viele 
Stürme zeigen überhaupt kein, oder doch kein kontinuirliches Fortschreiten, 
sondern treten auf und flauen ab auf grösseren Strecken gleichzeitig, indem 
starke barometrische Gradienten entstehen und verschwinden nach Gesetzen, 
für welche bis jetzt höchstens schwache Andeutungen aus der Erfahrung sich 
haben entnehmen lassen; Beispiele dieser Art sind in grosser Anzahl sowohl 
in den täglichen Wetterberichten, als in den monatlichen Uebersichten der 
Witterung von der Seewarte dargestellt und hervorgehoben. Ja, sogar das 
Verhältniss von Windstärke zu dem barometrischen Gradient ist in nicht seltenen 
Fällen, wie man ebenfalls in denselben Quellen finden kann, aus irgend welchen, 
noch. zu ergründenden Ursachen von der Regel weit abweichend, 
Aus den im Vorstehenden besprochenen Stürmen und Sturmwarnungen 
som Oktober 1878 kann man den Beweis entnehmen für die Möglichkeit, unter 
günstigen Umständen, auch in unseren Gegenden, Reihen von richtigen und 
rechtzeitigen Sturmwarnungen abzugeben; da die Krhaltung eines einzigen 
Schiffes die jährliche Ausgabe des ganzen wettertelegraphischen Betriebs der 
Seewarte, für welches die Sturmwarnungen doch nur eine der Aufgaben bilden, 
dem Nationalwohlstand mehrfach ersetzen kann, so müssen uns die jetzt noch 
30 wechselnden Erfolge und Misserfolge, denen die Sturmwarnungen der metcoro- 
logischen Institute hier, wie anderwärts ausgesetzt sind, dringend mahnen, don 
Ursachen dieser Wechsel nachzuforschen, um die Fehler vermeiden zu lernen, 
Wir glaubten aber, auf die bestehenden grossen Schwierigkeiten hinweisen zu 
sollen, um die Frage der Ausführbarkeit und Sicherheit der Sturmwarnungen, 
welche in Wirklichkeit in dem schwierigen Gebiete der Wetterprognose einen 
der schwierigsten Abschnitte bilden, in das richtige Licht zu stellen. 
Anhang. 
Im Nachstehenden lassen wir als Ergänzung zu den täglichen Wetter- 
berichten eine Auswahl aus den Berichten der Signalstellen der Seewarte über 
die Witterung der stürmischen Tage vom 25. bis 27. Oktober 1878 folgen, wobei 
wir uns auf die Wiedergabe der Angaben über Wind und Wetter beschränken, 
Ja die übrigen Angaben: Barometerstand, Thermometerstand und Seegang als 
theils weniger genau, theils zu sehr lokal beeinflusst, geringeres Interesse 
besitzen und auch hinreichend durch die oben gegebenen und die in den 
Wetterberichten veröffentlichten Angaben vorgeführt sein dürften, 
Nesserlander Schleuse bei Emden. 
Regenwetter. 4 91 
anhaltender Regen mit 26. Okt, 2% p.m. S 
Sturm. 
Wind gschiesst aus und 
Regen hört auf. 
sternenklar, 
wolkig. 
bedeckt, Schmudregen 
(feiner Regen). 
wolkig nnd trocken, 
sternenklar, anhaltend 
Wetterleuchten in nörd- 
WW ., licher Richtung, 
„ 5SW 5 wolkig. 
Ann. 4. HyAr. 1878. Heft XIT (Daramher) 
24, Okt. 2b p. m. 
bedeckt, drohendes Ans- 
sehen. 
' 
es ". bedeckt mit Regen. 
6 
8 stürmisches Regenwetter. 
verstopfte Luft, 
8 „ SW ; aufklarend. 
il WSW . 
9h Du m, wsSw il desgl. und wolkig, 
5 WSW 6 x 
RR? SW DB} klar, 
RR 
I6
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.