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Full text: 6, 1878

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Was indessen auf dieser letzteren Strecke verloren gegangen war, gewann 
lie „Melpomene“ auf der zunächst zu durchsegelnden vollständig wieder, Nach- 
lem die „Melpomene“ 80° O-Lg überschritten hatte, fand sie auffallender Weise 
gleich frischen SE-Wind, der schon kurze Zeit nachher, ohne dass Störung ein- 
getreten wäre, Passat wurde. Dagegen traf die „Britannia“, die diese Strecke 
doch nur wenige Tage früher passirte, dort bis nach 20° S-Br hin fortgesetzt 
leichte nordwestliche und nordöstliche Winde und gelangte erst in letzterer 
Breite in das Gebiet des SE-Passats. Am 29. November kreuzte die „Melpomene* 
in 92,8° O-Lg den Aequator, zwei Tage später als „Britannia“, jenes Schiff 
hatte hier also das früher Verlorene vollständig wieder gut gemacht. Auf der 
Linie endete für die „Melpomene“ der SE-Passat, doch nur für kurze Zeit folgte 
auf ihn Windstille, bald kam wieder leichter SSE-Wind durch und am Mittage 
des 4. December befand das Schiff sich in Sicht von Pulo Kondo-Leuchtthurm. 
Mit diesem Tage endet das meteorologische Journal. 
Die Route durch die Malacca-Strasse nehmend, liess das Schiff am 15. De- 
sember im Bestimmungshafen den Anker fallen, nach einer Reise von 104 Tagen 
von Cardiff. Zugleich mit der „Melpomene“ kamen in Singapore die deutschen 
Schiffe „Europa“, „Hermann“ und „Canopus“ an; sie alle hatten gleichzeitig 
mit der „Melpomene“ Cardiff verlassen, ebenso die „Britannia“ und der „Deike 
Rickmers“, deren Reise einige Tage länger dauerte. Diese Schiffe hatten, die 
weite zu durchsegelnde Entfernung in Betracht gezogen, also eine recht gleich- 
mässige Reise. 
Nach Entlöschung der Kohlenladung verliess die „Melpomene“ in Ballast 
geladen, am 4. Januar 1878 die Rhede von Singapore, um nach Rangoon zu 
segeln, welcher Hafen am 20. Januar erreicht wurde, nahm hier eine Ladung 
Reis ein und trat am 28. Februar, an demselben Tage, an welchem die 
„Britannia“ in See ging, die Heimreise nach einem englischen Ordrehafen an. 
Anfänglich mit leichten nördlichen Winden, später mit beständigerem NE-Wind 
steuerte die „Melpomene“ südwärts und passirte am Abend des 6. März die 
züdlichsten Inseln der Nicobaren-Gruppe; von hier hielt sich die „Melpomene“ 
etwas westlicher, als die „Britannia“, und gewann dadurch vielleicht auf dem 
weiteren Wege zur Linie ziemlich bedeutend gegen letzteres Schiff. Am 14. März 
überschritt die „Melpomene“ in 88,5° O-Lg den Aequator, zwei Tage vor der 
etwa einen Grad östlicher stehenden Bark „Britannia“. Dann folgte die lange 
Zeit der Windstillen und Mallung, die beide Schiffe gemeinsam durchzumachen 
hatten; 10 Tage hatte dieselbe gedauert, ehe die „Melpomene“ in 5° S-Br und 
88,5° O-Lg die äquatoriale Grenze des SE-Passats fand. Nicht weit davon stand 
gleichzeitig die „Britannia“, welehe am selbigen Tage den Passat erhielt; beide 
Schiffe waren hier also wieder nahe bei einander, 
Durch die Zone des SE-Passats richtete Kapt. Molsen den Kurs so, 
dass 10° S-Br in 86° O-Lg am 28. März, 20° S-Br in 75,5° O-Lg am 4, April 
und der Meridian von 60° O-Lg am 11. April in 24,2° S-Br geschnitten wurde, 
Der Passat war nicht sehr beständig, namentlich hielt eine Störung desselben, 
die in 18° S-Br eintrat, das Schiff mehrere Tage auf. Am 8. April gelangte 
man in 24° S.Br und 66,2° O-Lg wieder südlich vom Gebiete des Passates; 
der Wind veränderte sich dort bald nachher zuerst nach Nord und später be- 
schrieb er eine rechtlaufende Drehung durch alle Striche des Kompasses. Noch 
andere ähnliche Drehungen folgten weiterhin; mit den in denselben angetroffenen 
Winden näherte sich das Schiff allmählich der afrikanischen Küste und befand 
es sich am 27, April in 32,3° S-Br und 30,5° O-Lg in geringer Entfernung vom 
Festlande, Am 25. April hatte man den Parallel von 30° S-Br in 33,5° O-Lg 
überschritten. 
Bei der nun erfolgenden Umsegelung des Kap der guten Hoffnung hatte 
man von stürmischem Wetter nicht sehr viel zu leiden, auch war die Richtung 
der angetroffenen Winde häufig günstig; und die Folge davon war, dass man 
schon am 5. Mai den Tafelberg erblickte und wieder einen nördlichen Kurs 
einschlagen konnte. Am 6. und 7. Mai war schr stürmisches Wetter aus NW 
zu überstehen, das schwerste, welches bis soweit auf der ganzen Rückreise an- 
getroffen worden war. Am 11. Mai gelangte die „Melpomene“ in 14,5° O-Lg 
wieder nördlich von 30° S-Br, zwei Tage später, als die „Britannia“ diesen
	        
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