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19. November kreuzte die „Elisabeth Rickmers“ den. Meridian von Greenwich in
39,5° S-Br, olıne dass bis dahin im Südlichen Atlantischen Ocean westliche
Winde von nennenswerther Dauer angetroffen worden waren; dennoch waren
kaum 20 Tage seit dem Ueberschreiten des Aequators verflossen.
Auch auf östlicher Länge traf man auf keine durchstehenden Westwinde,
vielmehr wehten in der ersten Woche noch fortwährend leichte, sehr veränder-
liche Winde. Erst als 41,5° S-Br in 19° O-Lg am 26. November erreicht
war, traten westliche Winde, die dann bald stürmisch wehten, auf. Kapitän
Budelmann hielt sich in der Nähe des Parallels von 41° S-Br; der südlichste
Punkt, der berührt wurde, war 41,5° S-Br. Am 8. December gelangte man in
38,5° S-Br zum Meridian von 80° O-Lg, von welchem Punkte ab der Kurs
wieder nördlicher gerichtet wurde. Vom Meridian von Greenwich bis 80° O-Lg
war die „Elisabeth Rickmers“ in der kurzen Zeit von 19 Tagen gelangt. Der
entsprechende Mittelwerth von 20, in diesem Monat durch holländische Schiffe
ausgeführten Reisen beträgt 20,7 Tage,
In langsamer, rechtlaufender Drehung begriffen, veränderte der frisch
wehende Wind, sowie das Schiff auf seiner Weiterreise in niedrigere Breiten
gelangte, von NW durch SW und Süd seine Richtung nach SE und ging all-
mählich in den Passat über, dessen südliche Grenze in 31° S-Br und 89,5° O-Lg
lag. In dem Passat-Gebiete war das Schiff nun ganz besonders begünstigt: nicht
allein war die Stärke des Windes dort ausserordentlich frisch, es lag auch die
äquatoriale Grenze so nördlich, wie zu dieser Jahreszeit nur sehr selten. Erst
als die Bark am 21. December sich schon nicht mehr weit vom Aequator ent-
fernt befand, in 1° S-Br und 91,6° O-Lg, wurde der Wind veränderlich und
Aau. Bei leichtem Ostwinde wurde am folgenden Tage in 91,2° O-Lg noch
der Aequator passirt und unmittelbar nördlich davon dann erst Mallung und
Stille angetroffen. In nahezu 12 Tagen war das Schiff von 38,5° S-Br in
80° O-Lg zur Linie gesegelt, ein sehr befriedigendes Resultat.
‚ Auf der verhältnissmässig kurzen, noch übrig bleibenden Strecke der
Reise lagen aber die Verhältnisse ungünstiger. Kapitän Budelmann war ent-
schlossen, zwischen der NW-Spitze Sumatra’s und den Nicobaren hindurch zu
segeln, dann östlich von den Iunselgruppen nach Norden zu steuern, fand aber
auf dieser Route eine überaus schlechte Gelegenheit. Im vorhergehenden Jahre
hatte der „Deike Rickmers“ diesen Weg genommen und mit einer Reise von
15 Tagen von der Linie bis zur Flussmündung alle Mitsegler geschlagen. In
diesem Jahre unternahm die „Elisabeth Rickmers“ Qasselbe und blieb mit 24
Tagen Reise hinter allen Mitseglern zurück. Die Ursache der Verzögerung war
in diesem Jahre der nordnordöstliche Wind, der nördlich von 10° N-Br bis
nahe zur Küste hin angetroffen wurde, denn die NW-Spitze Sumatra’s wurde
schon 9 Tage später, als man die Linie passirt hatte, erblickt, Am 13. Januar
1878 war das Schiff endlich so weit gekommen, dass in Sicht vom China-Ba-Keer-
Leuchtthurm nach einer, 101 Tage dauernden Reise geankert werden konnte.
Am 22. März trat das mit Reis schwer beladene Schiff die Heimreise
nach Bremen an. Die anfänglich in See angetroffenen leichten Westwinde
endeten in 13,5° N-Br und 96,5° O-Lg, und mässige Ostwinde begannen von
hier ab zu wehen, mit denen der Kapitän, wie auf der Herreise, einen östlich
von den Inselgruppen hinführenden Kurs einschlug, der das Schiff am 1. April
in Sicht der Insel Great Nicobar brachte. In 3,2° N-Br und 90,3° O-Lg war
es mit dem zwar leichten, aber doch beständigen NE-Wind vorbei und flaue,
veränderliche südöstliche Winde traten auf, welche das Schiff nach Westen
drängten. Am 8. April gelangte man in 87,8° O-Lg zur Linie, in deren Nähe
eine westliche Strömung angetroffen wurde, die im Mittel täglich 26 Sm nach
Westen setzte. Auch auf südlicher Breite war der Verlauf der Reise zuerst
nur ein sehr langsamer; die Stärke des meist veränderlichen, noch dazu
ungünstigen Windes betrug selten über 2. Erst in 5,5° S-Br kam ein all-
mählich auffrischender SK-Wind durch, der dann bald nachher zum Passat
wurde. Zwischen 4° bis 7° S-Br wurde starke östliche Strömung beobachtet;
in drei Tagen erlitt das Schiff durch dieselbe eine Versetzung nach ESE
von 54 Sm.
Sowie der Passat erreicht war, ging die Fahrt auch schneller vor sich.
Aber der Wind kam erst kräftiger durch, als man südlich von 21° S-Br
Ann. d. Hyrdr.,. 1878. Heft XI (Navemher)