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Full text: 6, 1878

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Ueber die auf der Reise von Honolulu nach Yokohama von der „Leipzig“ 
angetroffenen Wind- und Strömungs-Verhältnisse berichtet der Kommandant, 
wie folgt: 
„Winde. Beim Verlassen von Honolulu am 2, Juni wurde der Passat 
während der Nacht sehr flau und hielt so bis zum 5. Juni an. Erst auf 21° N-Br 
und 162° W-Lg stellten sich die Passat-Regenböen wieder ein und damit wurde 
der Wind frischer, ging aber bald östlicher und wurde von 175° W-Lg an SE 
mit geringer Stärke, Im Allgemeinen dem Kurse der „Tuscarora“ folgend, weil 
ich bis 25° N-Br auf Passat rechnen zu können glaubte, verlor ich denselben 
indessen auf 23° N-Br gänzlich. Am 16. Juni auf 173° O-Lg wurde der Wind 
still, eine ziemliche Dünung aus NW machte sich bemerkbar und nahm am 
nächsten Tage noch lebhaft zu. Das Barometer zeigte an diesen beiden Tagen 
bedeutende Schwankungen, fiel am 16. Juni ungewöhnlich und stieg am folgenden 
Tage weit über seine Normalhöhe. Es ist daher anzunehmen, dass atmosphäri- 
sche Störungen im Westen die Unterbrechung des Passats veranlasst haben. 
Der völligen Windstille halber war ich gezwungen, Dampf aufzumachen und 
50 Stunden zu dampfen. Mit dem Nachlassen der Dünung und mit normalem 
Barometerstand stellte sich nach einer leichten Bö aus West wieder etwas 
südöstlicher Wind ein, der jedoch nur einen Tag frischer wehte, um am 21. Juni 
in 163° O-Lg wieder gänzlicher Stille Platz zu machen. Es stellten sich hier- 
mit alle Anzeichen des Kalmengürtels ein, Windstillen, leichte Böen aus ver- 
schiedenen, meist westlichen Richtungen und schwere Regengüsse. Ich war 
daher abermals genöthigt, zu dampfen, um aus dieser Region herauszukommen, 
Nochmals Süd und Passat zu suchen, lag bereits zu sehr aus dem Wege, und 
hielt mich zudem die Bemerkung des Kapt. %. See Graf von Monts (8. „Ann, 
d. Hydr. etc.“, 1876, pag. 492), wonach in noch südlicheren Breiten — 20° — 
genau dasselbe Wetter angetroffen worden war, davon ab. 
Wenngleich das Wetter, obwohl schön, noch immer still geblieben war, 
sah ich mich doch, nachdem ich die Insel Marcus passirt hatte, mit Rücksicht 
auf den Kohlenvorrath genöthigt, die Feuer auszulöschen und zu segeln. Drei 
Tage hielt die Stille an, und entwickelte sich dann bei fortwährend prachtvollem 
Wetter ein schöner kräftiger E bis SE, der mich bis 29° N-Br und 146° O-Lg 
begleitete. Hier wurde es wieder völlig still und war ich genöthigt, in zwei 
Kesseln Dampf aufzumachen. 
Der SW-Monsun machte sich allmählich bemerkbar, jedoch sehr flau aus 
SW und WSW wehend; erst am 3. Juli Abends in der Nähe der Insel Fatsizio 
kam er sehr frisch durch und wehte während der Nacht als Sturm. In Yokohama 
erfuhr ich, dass es seit dem 1. Juli hier mehr oder weniger frisch aus SW ge- 
weht hat, mit ungewöhnlich viel Regen, bei der Insel Vries in der Nacht vom 
3. zum 4, Juli als besonders heftiger Sturm, in welchem mehrere Dschunken 
verunglückt sind. 
Strömungen, Vom Aequatorial-Strom ist im Ganzen wenig bemerkt 
worden. Schon östlich der Hawair - Inseln hatte sich eine östliche Stromver- 
setzung bemerkbar gemacht (s. diese „Annalen“, pag. 448, Beobachtungen 
von Mai 19—24), welche erwies, dass sich das Schiff zu nahe der Nordgrenze 
des Aequatorial-Stromes gehalten hatte, obwohl es nach den Stromkarten noch 
innerhalb dieses sich hätte befinden müssen. Westlich von den Hawari-Inseln 
trat diese Abweichung von den Angaben in den Stromkarten noch deutlicher 
hervor, nach welchen das Schiff sich im vollen Aequatorial- Strom befinden 
sollte (s. Tabelle sub 2). Irrthümer im Logg sind ausgeschlossen, da dieses 
stets durch ein, wenn auch nicht absolut richtiges, doch mit einem sehr kon- 
stanten Fehler behaftetes Bliss’sches Patent-Logg kontrollirt worden ist. So 
weit östlich dürfte sich der Einfluss des SW-Monsuns schwerlich erstrecken und 
kann meiner Meinung nach eine Erklärung vielleicht in den noch unerforschten 
Bodenverhältnissen des Stillen Oceans gefunden werden, Die Stromkarten und 
ihre Erklärung weisen dem Strom allerdings seinen naturgemässen Lauf nach 
West an, doch ist es mir aufgefallen, wie viele Berichte übereinstimmend melden, 
dass vom Aequatorialstrom, selbst viel südlicher, nichts bemerkt worden ist. 
Eine Stromkoppelung von Oalew bis zur Insel Marcus ergiebt: N 30° E, 
22,5 Sm in 22 Tagen.
	        
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