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Aus den Reiseberichten S. M. S. „Elisabeth“, Kapt. zur See
von Wickede,
Reise von Montevideo bis Plymouth.
S.M.S „Elisabeth“ verweilte vom 30. Juli bis zum Morgen des 5. August
auf der Rhede von Montevideo, um den Proviant zu ergänzen; dies konnte bei
den für diese Zeit ganz aussergewöhnlich günstigen Witterungsverhältnissen
schnell von Statten gehen, da der Verkehr zwischen der Rhede und der 21% Sm
entfernten Stadt nicht ein einziges Mal durch ungünstiges Wetter unterbrochen
wurde, Am Morgen des 5. August verliess „Elisabeth“ die Rhede von Monte-
video, um den letzten Theil der Heimreise nach Europa anzutreten. Am
Mittag des 26. September ankerte das Schiff in Plymouth, welchen Ort es vor
23 Monaten verlassen hatte. Auf ihren verschiedenen grösseren und kleineren
Reisen hat „Zlisabeth“ im Ganzen 48650 Sm in 340 Tagen zurückgelegt, zum
grössten Theil (32 230 Sm) unter Segel.
Kapt. z. See von Wickede berichtet über die Reise von Montevideo
bis Plymouth, wie folgt.
„Schon am Nachmittag des 5. August, noch ehe wir ganz aus der
La Plata-Mündung heraus waren, wurde das bis dahin ruhige und klare Wetter
vegnerisch und dick, und es traten, immer mehr zunehmend, alle Anzeichen
eines aufkommenden Pampero’s auf. Ich trachtete daher, östlichen Kurs steuernd,
recht bald genügenden Seeraum zu gewinnen, um nicht bei einem nach SE
drehenden Winde, wie dies nach einem Pampero sehr häufig geschieht, gegen
die Leeküsie gedrängt zu werden. Am Morgen des 6. August (3 a. m.) war
„Elisabeth“ genügend weit aus der Strom-Mündung herausgedampft und segelte
bei frischem Ostwind weiter, der aber nur wenige Stunden anhielt und eine hohe
Dünung zurückliess, während der Himmel in Südost sehr drohend aussah. An
diesem Tage konnten wir des anhaltenden Regenwetters halber keine Mittags-
Observationen machen, aber das Loth, welches in 20 Faden (36m) Sand und
Mud zeigte, belehrte mich, dass das Schiff in 24 Stunden ca 20—25 Sm in
westnordwestlicher Richtung an die Küste von Kap Santa Maria herangetrieben
war und sich nicht über 15—20 Sm von demselben befinden konnte. Ich stand
deshalb bis zum Nachmittag des 7. August, bei leichtem ENE, abwechselnd mit
Windstille und anhaltendem Regen, langsam dampfend, nach See zu.
Vom 7. bis 15. August ging der Wind täglich fast einmal, mitunter zwei-
mal von SE über Ost und Nord (also von rechts nach links oder mit der Sonne)
um den ganzen Kompass herum, was nach Findlay’s Segelanweisungen auf
gutes und beständiges Wetter douten soll. Das Barometer war dabei ausser-
ordentlich unruhig, und es nebelte, regnete oder gewitterte jeden Tag. Die
Zone, welche das Schiff während dieser anhaltenden Niederschläge durchsegelte,
liegt zwischen 33° und 25° S-Br und 50° bis 33° W-Lg, und die während
dieser Zeit, vom 7. bis 15. August, durchsegelte Distanz betrug 1200 Sm.
Die grosse Veränderlichkeit des Windes während dieser Tage (vom 7. bis
15, August) wird durch nachstehenden Auszug aus dem Loggbuch S. M. S.
„Elisabeth“ übersichtlich dargestellt.
1878 August 7, Mittagsbesteck: 34° 48,3‘ S.Br, 51° 13,6‘ W-Lg.
Wind von 4* a. m. bis Mittag von NEzE bis NNW (3—4), zwischen Mittag
und 3"p.m. W—SW, 4*—8*"p,m, WNW—SW (2—0), 8°—121p.m. NW—WSW (4).
Himmel bedeckt, Wetter regnerisch, zuweilen trat Nebel ein, gegen Mittag
Gewitter und Regenschauer.
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) S. „Ann. d. Hydr. etc.“, 1877, pag. 344, 463; 1878, pag. 79, 102, 135, 200, 246. 335, 449.