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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 6 (1878)

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führte. In etwa 60° W-Lg, welcher Meridian am 26. Januar in‘ 35,4° N.Br 
geschnitten wurde, trat ein Aufenthalt durch mässige östliche Winde ein. Es 
kam noch hinzu, dass in Folge der zu südlichen Position aus der Wirkung des 
Golfstromes kein Vortheil gezogen werden konnte, vielmehr wurde das Schiff 
durch den Gegenstrom desselben an mehreren der folgenden Tage bedeutend 
westlich versetzt. Schon nach zwei Tagen konnte jedoch die Reise auf der 
allerdings reichlich südlichen Route (man befand sich in 50° W-Lg noch auf 
37,1° N-Br) mit günstigen SW-Winden weiter verfolgt werden. Wie es in der 
Regel zu dieser Jahreszeit der Fall ist, wurde auch diese Winterreise mit 
günstigen NW-Winden, die von häufig stürmischem und regnerischem Wetter 
begleitet waren, ausgeführt. Man schnitt 40° W-Lg am 2, Februar in 39,4° N-Br, 
30° W-Lg am 7. Februar in 42,8° N-Br und 20° W-Lg am 11. Februar in 
46,8° N-Br. Mit steifem südwestlichem Winde und bei, von Staubregen dickem 
Weiter lief die „Dorothea“ am Abend des 16. Februar in den St. Georgs-Kanal 
ein und nahm am nächsten Morgen in der Nähe von Holyhead nach einer Reise 
von 29 Tagen einen Lootsen an Bord. 
Den 13. März verliess Kapt. Zessin Liverpool, um abermals eine Reise 
nach Westindien anzutreten, und zwar diesmal zunächst nach St. Thomas. Bei 
mässigen östlichen Winden konnte der Ausgang des St, Georg- Kanals erreicht 
und darauf, bei sich mehr südlich drehendem Winde, die Reise unbehelligt bis 
41° N-Br in 23° W-Lg fortgesetzt werden, worauf dann mit einem inzwischen 
eingetretenen NW-Wind am 21. März 40° N-Br in 27,5° W-Lg geschnitten wurde. 
Westliche Winde waren bis zum 35. Parallel vorherrschend; dann kamen 
steife Ostwinde durch, mit denen das Schiff 30° N-Br in 37,8° W-Lg kreuzte. 
Es wäre wahrscheinlich besser gewesen, wenn die Brigg auf einem mehr süd- 
lichen Kurse so rasch als möglich den Passat zu erreichen gesucht hätte, denn 
der nächste Verlauf der Reise zeigt uns, wie schwer es der „Dorothed“ wurde, 
auf dem gesteuerten SW-Kurse einen einigermaassen frischen Passat aufzufinden. 
Es geschah dies erst am 13. April in 43° W-Lg auf dem 19. Breitenparallel. 
Der anfangs von E—ESE mit der Stärke 3 wehende Passatwind frischte in 
etwa 55° W-Lg und 18° N-Br von SE zur Stärke 5 auf. Nachdem der SE- 
Wind in einer Bö von SzW, welche von starkem Regen und Wetterleuchten 
begleitet war, sein Ende gefunden hatte, kam wieder NE-Passat durch, der für 
den Rest der Reisedauer anhielt. 60° W-Lg wurde am 21. April in 18,2° N-Br 
geschnitten, worauf am folgenden Morgen die NO-Spitze der Insel St. Martin 
0SO peilte, 4 Sm entfernt. Den 23. April ankerte das Schiff im Hafen von 
St. Thomas nach einer Reise, zu der trotz der angetroffenen ungünstigen 
Witterungsverhältnisse doch nur 41 Tage nöthig waren. 
Mit einem mässigen Passate, der nahezu aus südöstlicher Richtung wehte, 
segelte die „Dorothea“ am 27. April von St. Thomas weiter, um ihren nächsten 
Bestimmungshafen Barcelona in Venezuela aufzusuchen. Unter ganz gewöhnlichen 
Verhältnissen wurde diese Reise zurückgelegt und am fünften Tage beendet. 
Nach einem einmonatlichen Aufenthalt in Barcelona lichtete die „Dorothea“ 
am 3. Juni Anker und wurde um 4" p. m. die Insel Barrocha passirt. Weil 
sich der Passat sehr östlich hielt, war es dem Schiff möglich, einen ungefähren 
NNO-Kurs gut zu machen. Man konnte auf diese Weise die Insel St. Cruz am 
6. Juni passiren und am 7. Juni durch den Anegada-Kanal in den freien Ocean 
gelangen. Die nördliche Grenze des NE-Passates lag am 11. Juni in 62,5° 
W-Lg und ungefähr 28° N-Br. Mit den leichten südwestlichen und ver- 
änderlichen Winden strebte man schon jetzt, nach NO voran zu kommen und 
schnitt in Folge dessen am 14. Juni den 60. Längengrad noch in 31,8° N-Br. 
Dieser Schnittpunkt ist jedenfalls ein reichlich südlicher, denn abgesehen davon, 
dass hier die Strömung eine veränderliche ist, läuft man auch Gefahr, gerade 
zu dieser Jahreszeit hier viele Mallung, ja sogar manchmal noch Passatwind zu 
finden. Glücklicherweise war Letzteres nur in geringem Maasse der Fall, denn 
westliche Winde blieben vorherrschend und geleiteten das Schiff, da man jetzt 
mit Vorbedacht einen ziemlich nördlichen Kurs steuerte, am 18. Juni nach 
50° W-Lg und 40,4° N-Br. Das Schiff stand jetzt 3° nördlicher, als auf der 
letzten Reise in dieser Gegend. Nordöstliche Winde beeinträchtigten die Fahrt 
einigermaassen zwischen den Meridianen 40°-—30° West, dann aber wurde der 
Wind nordwestlich und später steif nördlich. Mit diesem schnitt man 20° W-Le
	        
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